Das große Kribbeln

Manche Kinder träumen von einem riesigen Berg Schokolade - für andere wäre das der reinste Albtraum.  

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Manchmal hat man so ein komisches Kribbeln im Bauch. Das kitzelt, hibbelt und hüpft, als ob im Magen lauter Tausendfüßler mit Gummiturnschuhen Fußball spielen würden. Natürlich hat man nicht wirklich Tausendfüßler im Bauch. Aber es fühlt sich eben so an. Wann jemand dieses Gefühl im Bauch verspürt, ist ganz unterschiedlich. Nehmen wir Peter. Wenn Peter im Fernsehen Fußball guckt und seine Mannschaft aufs gegnerische Tor schießt, dann kribbelt sein Bauch plötzlich ganz doll. Und sogar sein Herz klopft wie wild, weil er sich so freut. Ein ähnliches Gefühl hat Peter, wenn er seine Schulkameradin Anna sieht, da wird ihm auch ganz kribbelig im Bauch. Verliebtsein nennt man das.

Tja, und dann gibt es noch ein drittes Kribbeln, das hat aber mit Freude oder Verliebtsein nichts zu tun. Das ist eher ein bisschen unangenehm. Peter hatte dieses Gefühl vor seinem ersten Tag im Gymnasium, weil er in der neuen Schule ja niemanden kannte und ihm auch die Lehrer fremd waren. Und vor Mathearbeiten hat er das auch manchmal, weil er so aufgeregt ist. Und ein bisschen ängstlich, weil er in Mathe nicht so gut ist und keine schlechte Noten haben will. Erwachsene bezeichnen dieses Kribbeln als "nervös sein".

Einer, der keine Schokolade mag? Wie seltsam.

Und was kann man tun, wenn man aufgeregt, wenn man nervös ist? Auf dem Spielplatz rumtollen. Mit anderen um die Wette rennen, kann helfen. Oder sich ablenken und an etwas Schönes denken. Peter könnte an Anna denken. Zum Beispiel. Ach nee, ist ja nicht gut, sonst wird Peter ja noch aufgeregter. Immer, wenn Peter aufgeregt oder ängstlich ist, hat er Lust auf Schokolade. Er findet: "Schokolade essen beruhigt." Seine Eltern finden das natürlich gar nicht gut. Zu viel Schokolade ist schließlich ungesund. Manchmal träumt Peter davon, er dürfte einen riesigen Berg Schokolade essen - und kein Erwachsener verbietet ihm das. "Schön wär das", seufzt er.

Ja, und dann gibt es da noch den Hans Giebenrath. Den hat sich der Schriftsteller Hermann Hesse ausgedacht. Hans ist auch aufgeregt. Sehr sogar. Denn Hans muss eine wichtige Prüfung bestehen. Er hat viel gelernt und schlau ist er auch. Also eigentlich kein Grund zur Sorge - aber dennoch, er ist aufgeregt. "Iss doch Schokolade", würde Peter ihm raten. Aber der Hans aus dem Buch ist ganz anders als Peter. Hans mag nämlich keine Schokolade. Nein, er hasst Schokolade!

In der Nacht vor der Prüfung ist Hans so aufgeregt, dass wieder die Tausendfüßler in seinem Bauch Fußball spielen. Und er hat einen scheußlichen Albtraum: Er träumt, er sitzt in einer Prüfung mit 118 anderen Schülern, aber nur die besten 36 werden bestehen. Und jeder Schüler hat vor sich einen riesigen Berg Schokolade. Die Prüfung besteht nur, wer schnell genug den ganzen Berg Schokolade isst.

"Das ist doch nicht scheußlich", werdet ihr jetzt bestimmt sagen, "soooo viel Schokolade wär' doch toll." Aber für Hans ist dieser Traum wirklich schrecklich, denn er mag ja keine Schokolade. Und wie unfair: Alle anderen Kinder mögen Schokolade - und wenn einem etwas schmeckt, kann man schneller essen.

Aufregung kann schön sein, oder auch unangenehm

Aber keine Sorge, Hans Giebenrath hat die Prüfung trotz Aufregung und schlechten Träumen noch gemeistert. Aufgeregtsein gehört eben zum Leben - und kann ja auch ganz schön sein, wenn man verliebt ist oder die Lieblingsfußballmannschaft ein Tor schießt. Und dass Hans keine Schokolade mag, findet ihr vielleicht seltsam. Menschen sind eben sehr verschieden. Und das ist gut so, sonst wär das Leben ja langweilig und die Schokoladenregale ständig leergekauft.

Ronja Vattes

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