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Das Tipi war einmal

Stephanie Streif
  • Sa, 18. Juni 2016
    Neues für Kinder

Den Ureinwohnern Nordamerikas geht es alles andere als gut – aber sie wehren sich.

Karl Mays Winnetou  | Foto: Horst Ossinger
Karl Mays Winnetou Foto: Horst Ossinger
Winnetou, schon mal gehört? Als Häuptling der Mescalero-Apachen sorgte er im Wilden Westen des 19. Jahrhunderts für Gerechtigkeit. Winnetou gab es allerdings nicht wirklich, sondern nur in den Geschichten des deutschen Schriftstellers Karl May.

Indianer gibt es auch heute noch. Nur – ihr Leben ist so ganz anders als das von Winnetou oder den echten Mescalero-Apachen vor rund 150 Jahren. Heute reitet kein Indianer den ganzen Tag durch die Prärie oder steckt sich morgens nach dem Aufstehen Federn ins Haar. Günter Wippel vom Freiburger Verein Menschenrechte 3000 war schon bei einigen indianischen Gemeinden zu Gast – sowohl in Kanada als auch in den USA. "Die meisten müssen mit sehr wenig Geld auskommen", erzählt er. Viele Indianer leben auf Reservaten, das sind Gebiete, die ihnen vor langer Zeit von den Regierungen zugesprochen wurden. Heute können die Bewohner ihre Reservate verlassen, doch noch vor 60 Jahren, so Wippel, "war es vielerorts verboten, das ohne offizielle Genehmigung zu tun". Reservate waren wie Gefängnisse.

Gut lebt es sich dort aber auch heute nicht. Es gibt kaum Arbeit, viel Alkohol, keine gute Krankenversorgung, und die Müllabfuhr kommt auch nicht wöchentlich vorbei. Immerhin gibt es Schulen – aber, sagt Wippel, "meistens nur Grundschulen". Kinder, die also weiterlernen wollen, müssen ihre Familien verlassen, um in der nächsten größeren Stadt in eine weiterführende Schule zu gehen. Meistens leben sie dort bei Verwandten.

Auf den Reservaten, die Wippel besucht hat, leben die Menschen häufig in dünnwandigen Häusern oder in aufgebockten Wohnwagen. Tipis, also Zelte, gibt es keine mehr. Alles sei sehr eng. Um irgendwie über die Runden zu kommen, bauen viele Familien ihre Nahrungsmittel selbst an. "Gejagt wird auch noch, vor allem im rauen Norden Kanadas."

Über Jahrzehnte hinweg wurde die indianische Bevölkerung ihrer Kultur beraubt: In Kanada wurden indianische Kinder in katholische Internatsschulen gesteckt. Dort wurden sie ohne ihre Familien, ihre Sprache, ihre Kultur groß. Und Gewalt gab es obendrein. Dazu Wippel: "In den Kindern hat das viel kaputt gemacht."

Doch die Indianer wehren sich – zum Beispiel indem sie Land zurückfordern, das ihnen weggenommen wurde, weil dort kostbares Öl gefunden wurde. Auch die indianische Kultur wird heute wiederbelebt – mit traditionellen Tänzen oder in der Schule, denn heute lernen indianische Kinder wieder die Sprache ihrer Vorfahren.

Ressort: Neues für Kinder

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