Zischup-Interview mit einem ehemaligen Berufssoldaten

"Das Wertvollste war das Erleben der Kameradschaft"

Peter Sztykowski ist ehemaliger Berufssoldat. Die Zischup-Reporter Johannes Krug und Daniel Gumbert sprachen mit ihm über seine Berufsgeschichte von der Schulzeit bis zur Pensionierung. Im Interview erzählt er außerdem, was ihm an seinem Beruf am meisten Spaß gemacht hat.  

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Peter Sztykowski  | Foto: privat
Peter Sztykowski Foto: privat
Zischup: Wollten Sie schon immer Berufssoldat werden?
Peter Sztykowski: Meine Schulfreunde behaupten, dass ich immer schon Soldat werden wollte. Ich selbst habe keine so genaue Erinnerung daran, aber es wird wohl stimmen. Und natürlich war klar, dass ich dann auch bei diesem Beruf bleiben würde, wenn es irgendwie ginge.

Zischup: Wie begann ihre Karriere?
Sztykowski: Meine Karriere begann als Schüler des Hegau-Gymnasiums in Singen am Hohentwiel. Ich habe mich bei der Bundeswehr als Offizieranwärter beworben und habe alle Tests und Prüfungen, die dafür nötig waren, bestanden. Fehlte nur noch das Abitur und als auch das überstanden war, begann meine "Karriere" am 03.07.1972 als Rekrut in der Grundausbildung in Clausthal-Zellerfeld im Harz. Es war sehr interessant, von einem Tag auf den anderen über 500 Kilomtere von zuhause weg zu sein.

Zischup: Was hat Ihnen so viel Spaß gemacht?
Sztykowski: Das, was mir von Anfang an Spaß gemacht hat, war das Zusammenarbeiten mit Kameraden. Die täglich neuen Aufgaben. Das tägliche Dazulernen. Die Übernahme von Verantwortung für Personal und Material. Die Zusammenarbeit mit jungen und älteren Menschen und das Kennenlernen immer neuer Menschen und Gegenden. Und vor allem das Kennenlernen von Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern. Am meisten hat mir Spaß gemacht zu erleben, wie nach 1989 die Soldaten der ehemaligen Nationalen Volksarmee der DDR gemerkt haben, dass wir im Westen nicht die Bösen waren, als die man uns dargestellt hatte und mitzuerleben, wie viele von ihnen zu guten Kameraden geworden sind.

Zischup: Wo genau haben sie gearbeitet?
Sztykowski: Meine Standorte waren: Clausthal-Zellerfeld , Bückeburg , Altenstadt , Neuhausen ob Eck, München, Hannover, Uetersen, Kaufbeuren, Laupheim, Hamburg, Fritzlar und dazu viele Übungsplätze und Lehrgangsorte von Washington bis Batman in der Türkei.

Zischup: Was erlebt man als Soldat?
Sztykowski: Als Soldat (und da kommt es darauf an, was man macht, denn dieser Beruf ist beinahe unendlich vielseitig) erlebt man mehr, als ich hier schildern kann. Das Wertvollste war das Erleben der Kameradschaft. Das heißt, das Zusammenhalten in schwierigen Lagen und das gemeinsame Meistern von Herausforderungen. Das Sich-Aufeinander-verlassen-können in allen Situationen. Bei aller Konkurrenz war es immer ein Miteinander und nie ein Gegeneinander. Dazu kommt, dass man jeden Tag dazu lernt und Neues erfährt. Dass man Menschen unterschiedlicher Herkunft und mit unterschiedlichen Meinungen und Fähigkeiten zu einem Team zusammen bringen darf, kann und muss.
Spannend waren Einsätze im Rahmen der Kurdenhilfe in Batman/Türkei nach dem ersten Golfkrieg, Flüge in unterschiedlichen Luftfahrzeugen nach Italien, nach Frankreich und in die USA. Spannend waren auch die Menschen, mit denen ich zusammen kam. Ob es der Wehrpflichtige aus Erfurt oder der Oberst aus Moskau oder der Captain aus Texas war. Interessant war außerdem, mit vielen Soldaten anderer Nationen zusammenzukommen und zu merken, dass man bei aller Verschiedenheit eine gemeinsame Basis hat.

Zischup: Was gehörte zu Ihren Aufgabenbereichen?
Sztykowski: Im Lauf meiner Dienstzeit wurde ich zum Flugsicherungsstabsoffizier ausgebildet und war auf dem Tower und bei der Landekontrollstelle (RADAR) eingesetzt. Ich war unter anderem Chef einer Einheit mit über 120 Soldaten und etwa 40 zivilen Feuerwehrleuten. In dieser Tätigkeit hatte ich die Verantwortung über das Personal und das Material der Einheit. Zuletzt als Abteilungsleiter war ich verantwortlich für die Ausbildung und den Einsatz von Fluglotsen an drei Heeresflugplätzen in Deutschland. Dazu kam der übliche Bürokram.

Zischup: Haben Sie Freundschaften fürs Leben gefunden oder hatten sie oft Stress?
Sztykowski: An jedem meiner Standorte habe ich Kameraden gefunden, mit denen ich meist prima zusammenarbeiten konnte und mit denen ich mich auch noch nach 40 Jahren freundschaftlich treffe. Freunde fürs Leben habe ich wenige gefunden, aber das ist wohl vom Beruf unabhängig. Die findet man oder man findet sie nicht – egal, was man tut.

Zischup:
Was ist heute?
Sztykowski: Heute bin ich pensioniert und arbeite ehrenamtlich im Deutschen Bundeswehrverband und in der Offizierheimgesellschaft Fritzlar. Ich interessiere mich weiter für unser Land, versuche, mich einigermaßen fit zu halten, fahre Rad und Motorrad, kümmere mich ein wenig um meinen 87-jährigen Vater und etwas mehr um meine Familie und meine erwachsenen Kinder. Und ich gebe Interviews an neugierige Schüler.

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