"Das wird ein einmaliges Erlebnis für mich werden"

Drei Südbadener in Sotschi: Jessika Graf aus St. Peter, Vincent Hettrich aus Freiburg und Katharina Schiller aus Grenzach-Wyhlen freuen sich auf ihren Aufenthalt.  

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Jessika Graf Foto: PRIVAT
FREIBURG. Rund 2800 Sportlerinnen und Sportler aus mehr als 80 Nationen treten bei den XXII. Olympischen Winterspielen in Sotschi an. Aber sie sind nicht die einzigen Gäste in Russland. Die Badische Zeitung porträtiert drei junge Frauen und Männer aus Südbaden, die nun mehrere Wochen an der Schwarzmeerküste verbringen werden. Jessika Graf aus St. Peter zeichnet für die Logistik im Deutschen Haus von Sotschi verantwortlich. Vincent Hettrich aus Freiburg darf am Olympischen Jugendlager teilnehmen. Und Katharina Schiller aus Grenzach-Wyhlen wird als Redakteurin der Paralympischen Zeitung nach Sotschi reisen.

Jessika Graf trifft im Augenblick eine Entscheidung nach der anderen. Wie verlegen wir das Parkett? Wo werden noch Kabel gebraucht? Und wo genau sollen die Almhütten stehen? Die 25-Jährige aus St. Peter ist eine Expertin für Logistik. Sie sorgt dafür, dass im Deutschen Haus von Sotschi, dem traditionellen Treffpunkt von Athleten, Funktionären, Politikern, Sponsoren und Journalisten während Olympischer Spiele, alles zur rechten Zeit am rechten Ort ist. Oben in den kaukasischen Bergen, genau gesagt in Krasnaja Poljana, "soll auf rund 700 Quadratmetern eine urige Hüttenatmosphäre entstehen", wie Graf erklärt. Sie arbeitet für DB Schenker, den Logistik-Partner des Deutschen Hauses. Schon vor einigen Tagen erreichte der sogenannte Olympiazug von DB Schenker die russische Schwarzmeerküste. Er transportierte 21 Zwanzig-Fuß-Container mit Material nach Sotschi. "Darunter sind zwei komplette Almhütten, Parkettfußboden und Teppichböden, Medientechnik sowie sämtliche Möbel", berichtet Graf.

Die 25-Jährige war schon mehrere Male in Krasnaja Poljana, analysierte die Situation vor Ort und ist nun dafür verantwortlich, dass Anlieferung und Aufbau bis ins letzte Detail klappen. Sie koordiniert dabei ein ganzes Team. Am 6. Februar wird das Deutsche Haus eröffnet, bis dahin muss alles fertig sein. Auch die Unterkünfte für die 25 Bundespolizisten, die das Deutsche Haus rund um die Uhr schützen sollen. Graf wuchs in St. Peter auf, studierte an der Dualen Hochschule in Mannheim und zog vor drei Jahren nach Frankfurt um. Wenn die Olympischen und die Paralympischen Spiele in Sotschi beendet sein werden, kümmert sich Graf auch noch um den Rücktransport aller Güter. "Es sind meine ersten Spiele, die ich vor Ort erlebe", sagt sie. "Ich bin mir sicher, es werden spannende Wettkämpfe."

Vincent Hettrich wird eine hohe Ehre zuteil. Der 15-Jährige aus Freiburg ist zu Gast beim Deutschen Olympischen Jugendlager in Sotschi. "Ich darf als einziger jugendlicher Sportler mit Handicap teilnehmen", sagt er. Hettrich ist sehbehindert, er geht aufs Kepler-Gymnasium, und und er gehört zu einer Gruppe Nordischer Nachwuchssportler, die am Olympiastützpunkt Freiburg-Schwarzwald Skilanglauf trainieren. 40 Jugendliche aus ganz Deutschland werden in Sotschi zusammenkommen, "um unsere Sportler bei den Wettkämpfen anzufeuern, die olympische Atmosphäre zu erleben und natürlich auch unser Land zu repräsentieren", so Hettrich. Eingeladen wurde er von der Deutschen Olympischen Akademie und von der Deutschen Sportjugend. Bis zum 19. Februar wird der Freiburger in Russland sein. "Natürlich freue ich mich auf die Reise", sagt er. "Das wird ein einmaliges Erlebnis für mich werden."

Katharina Schiller kann ihr Glück kaum fassen. Sotschi, Paralympische Spiele, all das, von dem sie einst fast nicht zu träumen wagte, wird für die 21-Jährige aus Grenzach-Wyhlen in wenigen Tagen wahr. Und das alles wegen Facebook. Auf einer Seite des sozialen Netzwerks hat die Studentin für Französisch sowie Medien und Kommunikationswissenschaft vor einiger Zeit einen Aufruf gelesen. Gesucht wurden junge Journalisten, die während der Paralympics in Sotschi (7. bis 16. März) über die Wettkämpfe der Behinderten in einer eigenen Zeitung berichten. Ein internationales Projekt, das es seit den Spielen 2004 in Athen gibt – und das sich seither bewährt hat.

Es ist dies eine Aufgabe, die für Katharina Schiller geradezu prädestiniert scheint. Immerhin hatte sie als 17-Jährige schon begonnen, für die Badische Zeitung in Rheinfelden zu schreiben. Die ganze Palette der lokalen Berichterstattung hat sie kennengelernt. Sie war also, wie sie sagt, "quasi vom Fach". Kein Wunder also, dass sie die Vorauswahl mit Bravour meisterte und recht bald die erlösende Nachricht bekam: Du darfst mit. Ein paar ihrer Kollegen hat Katharina Schiller bereits kennen gelernt. Zusammen mit fünf weiteren Jung-Journalisten aus Deutschland und sechs aus Russland hat sie sich in Berlin getroffen, wo die Gruppe von Redakteuren, unter anderem des Tagesspiegel, auf ihre Aufgaben vorbereitet wurde. Tipps und Hinweise machten die Runde, als "sehr interessant" hat Katharina Schiller die Begegnung in Erinnerung. Ein weiteres Treffen wird sich noch in Moskau anschließen. Dem Tagesspiegel, der Zeit, den Neusten Nachrichten aus Potsdam sowie dem Handelsblatt werden die zwei Ausgagben der Paralympischen Zeitung beiliegen.

Auf Resonanz freut sich Katharina Schiller schon heute. Und darauf, dass sie mit ihrer Arbeit "hoffentlich dazu beitragen kann, die Inklusion in Russland und weltweit voranzubringen". Auch dass die Spiele politisch umstritten sind, ist ihr durchaus bewusst. "Den Dialog fördern" hat sie deshalb als ganz persönliches Programm ausgegeben. Den findet sie wichtig zur Völkerverständigung, weshalb sie es schade findet, dass einige Politiker ihren Besuch abgesagt haben.

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