Spielsucht

Den Kontakt zu den echten Freunden brach er ab

Computerspiele können süchtig machen. Die Zischup-Reporter Alexander Thoma, Julian Pieles und Marco Gantert aus Elzach haben sich mit einem ehemals Süchtigen unterhalten.  

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Phillip* aus Bleibach, 16 Jahre alt, war computerspielsüchtig. Das Gymnasium hat er geschmissen und die Hauptschule schafft er jetzt mit Ach und Krach. Er saß am Computer und spielte das Onlinespiel "World of Warcraft" mindestens sechs Stunden täglich, am Wochenende auch mal die Nacht hindurch. So wurde er süchtig.

Als Phillip 14 Jahre alt war, bemerkte seine Mutter, dass er sich immer mehr zurückzog. Nachdem er mittags von der Schule nachhause kam, schob er sich eine Pizza in den Ofen und setzte sich stundenlang vor den Computer und spielte mit seinen sogenannten "Freunden" im Internet das berüchtigte Onlinespiel "World of Warcraft", am Wochenende oft die ganze Nacht hindurch.

In dem Spiel hat er einen eigenen Charakter, den er sich selbst gestalten und den man im Spielverlauf immer mehr ausrüsten kann. Man spielt mit seinen Freunden in einer Gruppe und kämpft gegen andere Spieler, die ebenfalls das Spiel besitzen. Bei dem Ganzen darf man seine Freunde nicht im Stich lassen und muss aufgrund der entstehenden Sucht immer weiter spielen.

An manchen Tagen schwänzte Phillip sogar die Schule, um spielen zu können. Einmal beklaute er seine Mutter, um sich eine Erweiterung für "World of Warcraft" zu kaufen. Seine Begeisterung für das Fußballspielen blieb völlig auf der Strecke. Lieber saß er alleine in seinem Zimmer am Computer. Auch zu seinen echten Freunden brach er jeglichen Kontakt ab.

Mehrmals am Tag versuchten sie, ihn anzurufen, aber ohne Erfolg. Seine schulischen Leistungen verschlechterten sich rapide. Er, der ehemals Klassenbeste, musste nun auf die naheliegende Hauptschule wechseln. Einige Zeit nach dem Schulwechsel kam ein neuer Junge in seine Klasse, mit dem er sich schnell anfreundete. Mit ihm konnte er seine neu entdeckte Leidenschaft für das Fechten teilen.

Wenn er am Abend erschöpft nach Hause kam, setzte er sich zwar immer noch an den PC, um zu spielen, verlor aber mehr und mehr die Lust daran.
Heute kann er schon erste Erfolge bei einer Landesmeisterschaft im Fechten für sich verbuchen, und in der Schule läuft es auch wieder deutlich besser.

Aufgrund seiner Erfahrungen warnte er uns während unseres Interviews mehrfach vor den unsichtbaren Gefahren, die von Computerspielen ausgehen können. Durch sein Vorbild spielen seine ehemaligen "Computerfreunde" mittlerweile auch viel seltener "World of Warcraft". Sein neuer Freundeskreis und sein neues Hobby haben ihm geholfen, die Spielsucht zu überwinden.

Phillips nächstes Ziel ist es, die Hauptschule gut abzuschließen und eine Ausbildung als Zimmermann anzufangen. Er sagte uns, im Nachhinein hätte er es sich sehr gewünscht, wenn man ihn schon früher vor einer so schrecklichen Gefahr gewarnt hätte.

*Name von der Redaktion geändert

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