Den Menschen im Blick

Unterstützen, zuhören, für andere da sein: Als Geschäftsführerin des SKF Waldkirch und Gemeindereferentin stemmt Veronika Scherzinger gleich zwei Jobs im sozialen Bereich. .  

Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Veronika Scherzinger vor dem Plakat de...en Räumen des SKF in Waldkirch-Kollnau  | Foto: Katharina Meyer
Veronika Scherzinger vor dem Plakat der Jubiläumskampagne in den Räumen des SKF in Waldkirch-Kollnau Foto: Katharina Meyer
Auf äußeren Glanz legt man hier sichtlich keinen Wert. Die Beratungsräume des SKF Waldkirch liegen in einem schlichten Zweckbau aus den 1970ern, man betritt sie über den Geldautomatenraum der Kollnauer Sparkasse. Vor dem Gebäude erstreckt sich der Edeka-Parkplatz, über dem Flachdach sind die Hochhäuser zu sehen, die diesen Teil des Waldkircher Ortsteils prägen.

Das Unprätentiöse der Umgebung passt zur Arbeit des Verbands – und zu Veronika Scherzinger. Die 63-Jährige mit dem grauen Kurzhaarschnitt ist seit zwei Jahren Geschäftsführerin des SKF mit seinen 13 hauptberuflichen Mitarbeitern und etwa 100 Ehrenamtlichen. Zum Gespräch bittet sie an den großen Tisch in der SKF-Küche – denn auf ein eigenes Büro hat sie verzichtet, zu eng ist auch nach dem Umzug vom Waldkircher Marktplatz vor ein paar Jahren die räumliche Situation des Verbands.

Mit seiner Arbeit ist der SKF aus Waldkirch nicht wegzudenken: Hier werden Schwangere beraten, Frauen bei häuslicher Gewalt, Fragen zu rechtlicher Betreuung geklärt. Außerdem begleitet der SKF Menschen in schwierigen Lebenssituationen, unterstützt psychisch Kranke mit einem Tagesangebot. Und noch vieles mehr: Scherzinger öffnet die Tür zu einem kleinen Raum, dessen Regale bis an die Decke reichen. Akribisch sortiert ist hier Kinderkleidung zu finden, bis Größe 110. Ein Angebot, das Scherzinger gerne ausbauen würde, als eine Art Leihsystem für Kinderkleidung, für Jedermann. Aber noch suchen sie die passenden Räume dafür.

Sie sieht den Verband aber auch politisch, will in die Gesellschaft hineinwirken, Vorurteilen entgegentreten, dass alle Menschen, die nicht arbeiten, vom Staat versorgt werden. "Manchmal ist es brutal", sagt sie, "wenn wir die staatlichen Grenzen mitkriegen." Wenn jemand sich eine neue Wohnung suchen solle, weil seine Mietkosten um 13,21 Euro zu hoch sind.

"Mein Herz schlägt dafür, den einzelnen Menschen zu sehen und für ihn da zu sein", sagt Scherzinger. Dieses Anliegen hat ihren Berufsweg geprägt. Auch wenn der ganz anders begonnen hat: Sie stammt von einem Hof in Glottertal. Durfte das Gymnasium besuchen, aber dann meinte der Vater: "Lern’ erst einmal etwas Richtiges." Also wurde sie Bankkauffrau. Eine Ausbildung, die ihr jetzt, als Geschäftsführerin, zugutekommt: "Jetzt bin ich wieder bei den Zahlen", sagt sie und lacht. Die Bilanz des SKF im vergangenen Jahr war ausgeglichen, nachdem der Verband vorher finanziell zu kämpfen hatte.

Scherzinger bekam drei Kinder, hörte auf zu arbeiten – "Teilzeit war damals undenkbar", sagt sie. Sie engagierte sich in der Kirchengemeinde und studierte schließlich, mit Mitte 30, noch Religionspädagogik. Mit Erfolg: Seitdem ist sie Gemeindereferentin in der Kirchengemeinde an der Glotter in Denzlingen. Mit vielseitigen Aufgaben – vom Religionsunterricht bis zu Beerdigungen. Was ihr ebenfalls am Herzen liegt, ist der karitative Bereich, hier hat sie, im Team mit Ehrenamtlichen, viele Projekte entwickelt und kam so mit dem SKF in Kontakt, wo sie zunächst in den Vereinsvorstand gewählt wurde.

Nachdem die Geschäftsführung vakant war, hat sie 2023 übernommen. Die Finanzen im Blick haben, Repräsentieren, die Verbindung zum Trägerverein halten – das alles leistet Scherzinger nun mit einer 40-Prozent-Stelle. Denn ihre alte Arbeitsstelle hat sie behalten, darf sich hier auf den Bereich konzentrieren, der ihr am meisten Freude macht, nämlich die Trauerbegleitung und das Taufpastoral.

Die Arbeit des SKF ist häufig nah an den Nöten von Ratsuchenden und Bedürftigen. Der Name des Verbands klingt dagegen ziemlich gestrig: "Sozialverband katholischer Frauen". Das weiß auch Scherzinger: "Wenn wir den Namen aussprechen, gehen oft erst mal die Rollläden runter", sagt sie. Deshalb setzt sie ganz auf das Kürzel SKF und übersetzt das SK gerne mit "sozialkompetent". Scherzingers Mittel, um Vorurteile gegenüber dem SKF abzubauen, ist die Öffentlichkeitsarbeit. "Die Leute müssen unsere Arbeit kennenlernen", sagt sie. Dazu sind die Teams mit Ständen auf die Wochenmärkte gegangen. Mit einer bunten Plakatkampagne, "100 Jahre, 100 Gesichter", wirbt der SKF, der in diesem Jahr Jubiläum feiert, für seine Arbeit, für die Mitgliedschaft und natürlich für die zur Finanzierung immer dringender benötigten Spenden.

Ende September steht die Jubiläumsfeier an. Wo? "Es war uns wichtig", sagt Scherzinger, "das vor unseren Geschäftsräumen zu machen, in der Öffentlichkeit". Also wird in Kollnau, wo der SKF seine Beratungsarbeit leistet und sich immer mehr verwurzelt, ein Gottesdienst gefeiert und ein Straßenfest: vor der Sparkassenhalle, auf dem schmucklosen Edeka-Parkplatz.
Schlagworte: Veronika Scherzinger

Weitere Artikel