Der caffè sospeso ist eine kleine Geste der Menschlichkeit
Man bezahlt zwei, trinkt einen und spendet den zweiten: In Neapel wurde wohl der caffè sospeso erfunden. Heute ist die Geste vor allem bei Touristen beliebt. In manchen Lokalen kann man auch Pizza spenden.
Er duftet nach Italien: der meist gut gezuckerte caffè espresso, hier sogar ein sospeso Foto: Photo by Max Intrisano +39347640
Antonio Sergio empfängt im Separee. Vergoldete Kronleuchter hängen von der Decke, der Stuck ist im Gran Caffè Gambrinus von Neapel nicht sparsam aufgetragen. Die Wände sind cremefarben gehalten oder verspiegelt, allegorische Figuren überwachen das Ambiente. Und Antonio Sergio sitzt im Kaffeeduft, abseits der klirrenden Untertassen und der Rufe der Kellner an einem runden Tisch und erklärt, was der Kaffee für Neapel bedeutet. "Alles", könnte man seine Aussage bündig zusammenfassen.
Der Eigentümer des berühmten Traditionskaffees aus dem Jahr 1860 sagt es im Italienisch des 21. Jahrhunderts: "Für die Neapolitaner ist das Kaffeetrinken ein wahrhaftiger Pit-Stop!" Der atemlose Alltag kommt zum Stehen wie ein überdrehter Formel-Eins-Bolide, man lädt sich wieder auf, als hätte man hier im Süden ...