Fußball
Der Deutsche Fußball-Bund bleibt auf TV-Paket mit 30 Pokalspielen sitzen
Wichtige Medien-Rechte des Traditionswettbewerbs bleiben unverkauft – das bringt den Verband in Zugzwang. Klappt es im zweiten Anlauf auch nicht, gibt es einen überraschenden Notfall-Plan.
Michael Rossmann (dpa)
Di, 10. Jun 2025, 20:00 Uhr
Sportpolitik
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Der Schreck traf den Deutschen Fußball-Bund (DFB) unvorbereitet. Für die TV-Rechte von insgesamt 30 Live-Spielen des DFB-Pokals fand sich bei der Auktion kein Sender. Obwohl die Übertragungen des Wettbewerbs Quoten-Garanten sind, blieb der Verband auf der Hälfte seiner Live-Rechte für das Free-TV sitzen. Nach der unangenehmen Überraschung ist jetzt ein neuer Plan notwendig.
DFB-Geschäftsführer Holger Blask versucht, Gelassenheit zu demonstrieren. "Es gibt keinen vorgegebenen Zeitplan", sagte Blask zum Neustart des Verkaufs. "Wir sind kurzfristig handlungsfähig, können aber theoretisch auch noch bis ins Jahr 2026 warten." Es geht um Rechte für die vier Spielzeiten von 2026/27 bis 2029/30.
Keiner wollte genug zahlen
Der bisher so erfolgreiche Rechtespezialist muss sich etwas Neues überlegen, weil bei der Auktion vor ein paar Wochen nur ein 30 Free-TV-Spiele umfassendes Rechtepaket von der ARD gekauft wurde und sich für das zweite Paket kein Sender fand, der genug zahlen wollte. "Aufgrund von nicht wirtschaftlich adäquaten Angeboten" entschied sich der DFB Anfang Mai gegen die eingegangenen Offerten.
Dem DFB fehlen noch geschätzte zwölf Millionen Euro pro Saison, um das erhoffte Gesamtvolumen für die Pokal-Rechte von jährlich rund 70 Millionen zu erzielen. "Das ist ambitioniert", kommentierte der Sportmarketing-Experte Marco Klewenhagen vom Unternehmen SpoBis auf der Internet-Plattform Linkedin.
Dass sich im ersten Anlauf kein Käufer fand, liegt vor allem an der Struktur des TV-Marktes und den unterschiedlichen Problemen der Sender. Aufgrund des finanziellen Volumens kamen für das zweite 30-Spiele-Paket realistischerweise nur die beiden großen Sendergruppen RTL und ProSiebenSat.1 sowie das ZDF als Bieter infrage.
Es gibt gleich mehrere Probleme
Bei den privaten Medien-Unternehmen wirkt sich laut Blask "der spürbare Rückgang der Werbeeinnahmen aufgrund der angespannten Konjunktur" aus. Bei den öffentlich-rechtlichen Sendern "wirken sich die Diskussionen und die damit verbundenen Unsicherheiten um die Erhöhung der Rundfunkgebühren aus", sagte der DFB-Geschäftsführer.
Zudem verwies Blask darauf, dass zuletzt viele Sport-Rechte "gleichzeitig im Markt" waren und teilweise noch sind. Vor allem ProSiebenSat.1 hat zuletzt in Handball- und Basketball-Rechte sowie Sub-Lizenzen für die Fußball-Club-WM investiert. Besonders ARD und ZDF schauen derzeit auf die zum Verkauf stehenden Free-TV-Rechte der Fußball-Weltmeisterschaften der Männer im Jahr 2026 (USA, Kanada und Mexiko) und der Frauen 2027 (Brasilien).
Wie geht es nun bei den Pokal-Rechten weiter? Der Deutsche Fußball-Bund befindet sich nach Angaben des Geschäftsführers jetzt "in der freien Vergabe". Der mitgliederstärkste Sportfachverband der Welt könne "ohne jedwede Vorbehalte oder Limitierungen mit allen Bietern sowie Dritten über das noch freie Rechtepaket sprechen, sowohl in seiner aktuellen Ausgestaltung als auch in möglichen neuen Zuschnitten", sagte Blask. Anders ausgedrückt: Ein Sender bietet im zweiten Anlauf genug und kauft alles – oder das 30-Spiele-Paket wird zerstückelt.
Alles kaufen oder zerstückelt anbieten
Für die Fußballfans beruhigend ist auf jeden Fall das DFB-Versprechen: "Klar ist, dass die Spiele im Free-TV zu sehen sein werden." Die Pay-TV-Rechte für alle 63 Partien pro Saison hatte sich wieder Sky gesichert. Auch beim Pokal der Frauen ist der DFB auf Rechten sitzengeblieben. Zwar erwarben ARD und ZDF zusammen fünf Free-TV- sowie Sky elf Pay-TV-Übertragungen pro Saison, aber für die Konferenz fand sich kein Käufer. Sofern das Rechtepaket nicht zu einem späteren Zeitpunkt vergeben werde, "überträgt der DFB Konferenzen auf eigenen Plattformen".
Dieser Notfall-Plan gilt überraschenderweise auch für die 30-Live-Spiele des Männerwettbewerbs. Es verbleibe, so schreibt der DFB auf seiner Internetseite, die Möglichkeit, "ein eigenes Medienangebot gegenüber Endkonsumenten, gegebenenfalls in Kooperation mit einem oder mehreren Partnern, anzubieten". Aus finanzieller Sicht wäre das allerdings die schlechteste Variante – und damit die unwahrscheinlichste.
