Offener Brief

Der Elternbeirat der Kita Lahr-Hugsweier kritisiert die beschlossene Erhöhung der Elternbeiträge

Der Elternbeirat der Kita Hugsweier kritisiert in einem offenen Brief an den Lahrer OB und den Gemeinderat die beschlossene schrittweise Erhöhung der Elternbeiträge für die Kinderbetreuung.  

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Wird Kinderbetreuung für manche Eltern bald unerschwinglich?  | Foto: Caroline Seidel (dpa)
Wird Kinderbetreuung für manche Eltern bald unerschwinglich? Foto: Caroline Seidel (dpa)

Im Juni hat der Lahrer Gemeinderat die schrittweise Erhöhung der Elternbeiträge für die Kindertagesbetreuung beschlossen. In einem offenen Brief reagiert nun der Elternbeirat der Kita Farbklecks Hugsweier darauf und fordert den Oberbürgermeister Markus Ibert und Gemeinderat dazu auf, den Beschluss zu überdenken.

"Mit großer Sorge und tiefem Unverständnis haben wir die Entscheidung des Gemeinderats vom 23. Juni zur Kenntnis genommen", heißt es in dem Schreiben. In der öffentlichen Sitzung wurde mit großer Mehrheit beschlossen, die Elternbeiträge für die Kindertagesbetreuung bis 2028 schrittweise zu erhöhen, um einen Kostendeckungsgrad von rund 20 Prozent zu erreichen und sich an den Empfehlungen der Kommunalen Landesverbände und Kirchen zu orientieren. "Als gewählte Vertretung vieler betroffener Familien möchten wir in aller Deutlichkeit gegen diesen Beschluss Stellung beziehen", schreibt der Elternbeirat.

Hohe Belastung vor allem für die Mittelschicht

Die Maßnahme treffe insbesondere jene Familien, die keine oder nur geringe staatliche Unterstützung erhielten – die sogenannte Mittelschicht, die mit beiden Elternteilen berufstätig sei, Steuern zahle und versuche, ein stabiles Lebensumfeld für ihre Kinder zu schaffen. Eine schrittweise Erhöhung der Beiträge um bis zu 80 Prozent bedeute für viele dieser Familien eine erhebliche finanzielle Mehrbelastung, die in keinem Verhältnis zu ihren verfügbaren Einkommen stehe.

Rund 600 Euro zahlt aktuell eine Familie mit einem Krippen- und einem Kindergartenkind

Der Rat gibt ein Beispiel: Eine Familie mit zwei Kindern – ein Kind unter 3 Jahren und ein weiteres über 3 Jahre alt – beide in Ganztagesbetreuung mit 37,5 Stunden pro Woche – zahlt aktuell für das unter 3-jährige Kind (mit 25 Prozent Geschwisterermäßigung) 240 Euro, für das über 3-jährige Kind (ohne Ermäßigung): 195 Euro sowie für zweimal Mittagessen und Frühstück zusammen 172 Euro. Die Gesamtkosten belaufen sich damit aktuell auf 607 Euro pro Monat beziehungsweise über 6670 Euro pro Jahr.

Mit der geplanten Erhöhung um bis zu 80 Prozent bei den Betreuungsgebühren und einer angenommenen Erhöhung der Essenspauschalen um 30 Prozent würden sich die Kosten demnach wie folgt entwickeln: Die Betreuung der Kinder schlage mit 432 Euro und 351 Euro zu Buche. Dazu komme das Geld für Frühstück und Mittagessen für zwei Kinder von 223,60 Euro. Mit der geplanten Erhöhung würden sich diese Kosten demnach auf über 1.006 monatlich summieren. "Für eine durchschnittlich verdienende Familie ist das kaum noch tragbar – viele würden dadurch gezwungen sein, die Betreuung zu reduzieren oder ganz aufzugeben", heißt es seitens des Elternbeirats weiter.

Kinderbetreuung sei kein Luxusgut sondern ein Grundpfeiler moderner Familien- und Bildungspolitik. Wenn jedoch die Betreuungskosten derart ansteigen, würden sie für viele unerschwinglich. Das würde zwangsläufig dazu führen, dass Betreuungseinrichtungen nur noch von den Besserverdienenden genutzt werden könnten. "Die soziale Schere zwischen Arm und Reich wird dadurch weiter geöffnet."

Besonders alarmierend sei: "Viele Mütter werden sich gezwungen sehen, ihre Berufstätigkeit aufzugeben oder stark zu reduzieren, da sich die Arbeit schlicht nicht mehr rechnet – vor allem bei Teilzeitstellen. Damit wird ein fatales Signal gesendet: Wer arbeiten möchte, verliert. Das trifft vor allem Frauen, die ohnehin noch immer den Großteil der Familienarbeit übernehmen. Die Folge ist ein weiterer Rückschritt in der Gleichstellung und eine Zunahme der weiblichen Altersarmut", schreibt der Elternbeirat.

Der Elternbeirat fordert den Gemeinderat und die Stadtverwaltung eindringlich auf, den Beschluss im Sinne einer sozial gerechten und familienfreundlichen Stadt zu überdenken und die betroffenen Familien in die Ausgestaltung der nächsten Schritte mit einzubeziehen. "Wie fordern Sie nachdrücklich dazu auf, zu dieser Thematik öffentlich Stellung zu nehmen. Bitte erläutern Sie, welche konkreten Maßnahmen Sie ergreifen werden, um die soziale Ausgewogenheit und finanzielle Belastbarkeit für Eltern in unserer Stadt zu gewährleisten."

Schlagworte: Markus Ibert
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