Der Herr der Filme
Das Bad Krozinger Joki-Kino lockt so viele Gäste wie vor Corona – und wächst weiter. Verantwortlich für die Filmauswahl ist Björn Fuchs, der einzige hauptamtliche Mitarbeiter, der seinen Filmgeschmack hinten anstellen muss.
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Wer sich aber unter dem gebürtigen Bad Krozinger einen Computernerd vorstellt, der das Tageslicht meidet und soziale Kontakte digital pflegt, der täuscht. "Am meisten freut mich, wenn Gäste mit einem Lächeln aus dem Kinosaal kommen", so Fuchs. Erst neulich, fällt ihm ein, sei eine betagtere Dame erkennbar froh und dankbar aus einer Opernvorstellung gekommen.
Moment, Oper im Kino? Ja, durchaus. Das Joki hat sich als kommunales Kino auf die Fahnen geschrieben, in seinen beiden Sälen ein breites Spektrum an Filmen abzudecken. Dazu zählen auch Live-Übertragungen von Opern und Ballett-Vorführungen aus dem Royal Opera House in London. Übrigens seit ein paar Jahren schon. Auch sonst gibt es in Bad Krozingen durchaus Ungewöhnliches: Dokumentationen etwa oder Stummfilme. Bei Letzteren kommt schon auch mal das Piano zum Einsatz, das im großen Saal steht.
Blockbuster sind ebenfalls regelmäßig im Programm. Allerdings in der Regel nicht in den ersten zwei Wochen, nachdem sie in Deutschland zu sehen sind. "Manche Verleiher verlangen dann, dass der Film zu jeder Zeit gespielt wird, an der wir Filme zeigen", so Fuchs. So eine Vorgabe würde aber das gesamte Programm eines so kleinen Kinos bestimmen und anderes blockieren.
Gebühren an den Filmverleih muss das Kino in aller Regel in Abhängigkeit der Besucherzahl abführen. Dadurch sinkt der Druck, nur Filme anzubieten, die erwartungsgemäß für volle Kinosäle sorgen. Für Björn Fuchs ist es natürlich dennoch schöner, wenn was los ist. Ein paar Mal im Jahr ist der große Saal ganz ausgebucht.
Entscheidend für die Nachfrage der Kunden ist die Auswahl der Filme. Und über die bestimmt Björn Fuchs. Gemeinsam mit seinem Kollegen im Krone-Theater in Titisee-Neustadt, mit dem sich das Joki geliehene Filme teilt, überlegt der 53-Jährige immer montags, was in der kommenden Kinowoche ab Donnerstag zu sehen sein wird.
Und die Auswahl scheint offenbar zu passen. Im vergangenen Jahr hat das Joki hinsichtlich der Besucherzahlen nicht nur die Corona-Delle überwunden, sondern sogar mehr Gäste begrüßt als vor der Pandemie. Darunter seien einige Stammkunden, nicht nur aus Bad Krozingen, sondern auch aus umliegenden Gemeinden. Es hat sich offenbar ein gutes Miteinander entwickelt. "Gerade rund um die Weihnachtszeit erhalten wir doch immer mal wieder kleine Geschenke unserer Gäste", freut sich Fuchs.
In dem kleinen Filmhaus kann man auch mit älteren Filmen auf spontane Ereignisse reagieren. "Als der Papst starb, haben wir den Film ‚Konklave‘ gezeigt. Er lief über mehrere Wochen richtig gut." Er selbst, sagt Fuchs, komme eigentlich eher aus dem Science-Fiction-Bereich. "Star Wars zählt zu meinen Lieblingsfilmen, aber für das Kino muss ich natürlich umdenken."
Eine klar formulierte Zielgruppe sind Jugendliche und Familien. "Wer als Kind hier ins Kino geht, kommt später auch eher hierher zurück", ist sich Fuchs sicher. Ein Kalkül, das aufzugehen scheint: Die am besten besuchten Filme in den vergangenen Jahren sind allesamt Kinder- und Jugendfilme. Auch die Zusammenarbeit mit Schulklassen zielt in diese Richtung.
Am wichtigsten neben der Zufriedenheit der Kunden ist Fuchs: "Egal, was ist. Der Film muss laufen." Was zunächst wie eine Banalität klingt, lässt erahnen, welch technischer Aufwand im Hintergrund laufen muss. Spezialprojektoren, Beleuchtung, Musik, Server – alles muss ineinandergreifen. Bis zu 450 Gigabyte könne allein ein Film an Datenmenge mitbringen, ein Vielfaches der heimischen DVD-Produktionen.
Neben der Filmtechnik gibt es auch noch die Buchungs- und die Kassentechnik. Bei all dem kommt Fuchs zugute, dass er gelernter Radio- und Fernsehtechniker ist und auch schon bei einer Computer-Werkstatt gearbeitet hat.
Der Weg ins Kino war dadurch gleichwohl nicht vorgezeichnet. Es ging los mit einem Minijob im Kino vor acht Jahren. "Als aber mein Vorgänger für längere Zeit ausfiel, habe ich die Aufgabe übernommen", so Fuchs. Neben ihm arbeiten sieben weitere Minijobber im Joki. In der Regel sind pro Schicht zwei Personen im Einsatz. Entsprechend sind hier alle vielseitig gefordert: vom Verkauf von Karten und Popcorn über die Filmtechnik bis zur Reinigung.
Und was ist, wenn trotz moderner Technik doch mal was schiefgeht? "Das kommt zum Glück nur äußerst selten vor. Ein einziges Mal haben wir den Film nicht mehr zum Laufen gebracht. Da mussten wir die Kunden leider heimschicken, wir haben ihnen aber einen Prosecco mitgegeben. Es waren zum Glück zwei Stammgäste, mit ihnen konnte man gut reden."