Fasnetbrauch
Der Narrenbaum ist ein Zeichen der närrischen Macht

Die Fasnet ist nicht allerorts gleich. Und so wird auch die Tradition des Narrenbaumsetzens überall anders gehandhabt.
Der Narrenbaum symbolisiert die Macht des närrischen Volks. Er ist das Zeichen dafür, dass die Narren das Sagen haben.
Woher kommt der Narrenbaum? Wer schmückt ihn und wer stellt ihn auf? Die Badische Zeitung hat bei Zünften in der Region nachgefragt.
Die Seeräuberzunft vom Titisee bekommt ihren Narrenbaum regelmäßig von privaten Spendern. "Wir nutzen den Baum aber mehrere Jahre und tauschen nur den Dolden aus", sagt Seeräuber-Kapitän Klaus Kreuz. Daher wird der Baum unterm Jahr in der Narrenhalle trocken gelagert und vor dem Aufstellen kontrolliert. Erst wenn mögliche Schwachstellen auftreten, wird ein neuer Baum fällig. Am Schmutzige Dunschdig wird der Baum zur Seebühne gebracht und dort von Kindergartenkindern und Grundschülern mit Ballons und Stoffbändeln geschmückt, die den Namen der Kinder tragen. Der Seegeist, der nach lautem Rufen dem Titisee entsteigt, führt anschließend zusammen mit dem Narrenvater und viel Musik den Umzug durch die Seestraße in Richtung Roter Platz an. Die Seeräuber tragen dabei den 23 Meter langen Baum auf den Schultern. Anschließend wird er von den Zimmerleuten mittels zusammengebundener Holzstangen (Schwalben oder Scheren) aufgestellt.
Die Lenzkircher Dengele fällen jedes Jahr zusammen mit der Zimmermannszunft den Narrenbaum im Stadtwald und entrinden ihn auch dort. "Der Förster zeigt uns, welchen Baum wir nehmen können", sagt Narrenvater Sascha Philippen. Mit dem Traktor wird die meist über 30 Meter lange Fichte oder Tanne aus dem Wald geholt. Während der Kranz für das Machtsymbol der Narren bei der Zimmerei Booz von der weiblichen Zunft der Heuhopper gebunden wird, verzieren Grundschüler den Wipfel mit bunten Bändeln. Manchmal hängen die Narrenräte Symbole ihrer bürgerlichen Berufe an den Baum. Sie bekunden damit gleichzeitig und unter Eid, dass sie sich während der Fasnet ausschließlich und mit ganzer Kraft in den Dienst der Zunft und der örtlichen Fasnet stellen.
Die Dengele tragen das Fasnetsymbol auf ihren Schultern dann zum Rathausplatz. Unter Einsatz der Muskelkraft und mit Hilfe von Schwalben wird der Baum Stück für Stück von der Zimmermannsgilde in die Senkrechte gebracht und in feierlicher Zeremonie den Narren übergeben. Dann stürmen Dengele und Heuhopper das Rathaus und reißen den Schlüssel an sich.
Die Löffinger Laternenbrüder können sich entspannt zurücklehnen. "In Löffingen gehört zur Tradition, dass die Zwanzigjährigen für den Narrenbaum zuständig sind", sagt Laternenchef Sven Seidel. Schon vor dem ersten Weltkrieg hatten sie dieses Vorrecht. Seit 1934 sind auch weibliche Zwanziger zugelassen. Zuvor war es Ehrensache der Rekrutenjahrgänge, die Narrenzeremonie zu gestalten. Die Zwanziger treffen sich am Schmutzige Dunschdig im Stadtwald. Wer den Motorsägenschein hat, darf unter Anleitung des Försters einen entsprechenden Baum fällen. Zimmermeister Axel Fehrenbach transportiert den Baum zum Anwesen Selb an der Oberen Hauptstraße, wo er von den jungen Leuten geschält und geschmückt wird. Nachmittags tragen ihn die Zwanziger in Begleitung von Stadtmusik, Hansele, Narrenpolizei und Narrenrat zum Mailänder Tor und stellen ihn. Angeleitet werden die Zwanziger seit fast 20 Jahren und 2023 zum letzten Mal von ihrem Betreuer Christian Isele, dessen Nachfolger Andre Werner bereits in den Startlöchern steht. Ein ausgesuchter Zwanzigjähriger klettert dann bis zur halben Höhe des 24 Meter hohen Baums und löst das Sicherungsseil, was oft mehrere Anläufe erfordert. Danach werden die Zwanzigjährigen auf die Laterne vereidigt. Sie schwören damit ewige Treue zur Löffinger Fasnet.
Die Pflumeschlucker heben sich beim Narrenbaum von anderen Zünften ab. Denn sie stellen ihn nicht auf, sondern reiten auf ihm durchs Städtle. Zusammen mit dem Förster schlagen die Waldarbeiter den Baum im Stadtwald, wo er an Ort und Stelle geschält wird. "Wir bekommen jedes Jahr einen neuen Baum geschenkt, den wir dann verkaufen, den Erlös können wir behalten", sagt Zunftmeister Clemens Podeswa.
Am Mittwoch vor dem Schmutzige Dunschdig transportieren ihn einige mit dem historischen Holzabfuhrwagen vertraute Narren zum Bahnhof. Am Schmutzige Dunschdig wird der oft 30 Meter lange Baum mit echten Steigbügeln und Teppichen ausgestattet, sodass die elf Narrenräte und Narrendiener Michael Goldberg reitend durch die Stadt ziehen können. Das Gefährt wird von vier Kaltblut-Rössern aus dem Stall von Christian Ott aus Blasiwald gezogen.
"Wenn wir auf Narrentreffen gehen, fahren wir nur zweispännig. Den Baum stellen uns dann die jeweiligen Zünfte", erklärt Podeswa. Am hinteren Ende steuert der "Wepfer" oder Schwicker den Narrenbaum, damit er sicher um die Hausecken und Kurven kommt. In Begleitung von Narrenpolizei, Fotzli-Hansel, Stadtmusik sowie rund 150 kleinen und 300 großen Pflumeschluckern zieht das erlauchte Narrengremium auf dem Narrenbaum durch die Stadt. An Grundschule, Altenheim und Lesereck verkündet Narrenvater Podeswa die Fasnet, ehe am Rathaus die Machtübernahme durch die Narren erfolgt.
Zum Abschluss des Spektakels findet der Baum sein Ende im Sägewerk, während die Narren den Ausklang im Gasthaus Kranz beim Schinkenessen feiern.
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Woher kommt der Narrenbaum? Wer schmückt ihn und wer stellt ihn auf? Die Badische Zeitung hat bei Zünften in der Region nachgefragt.
Titisee
Die Seeräuberzunft vom Titisee bekommt ihren Narrenbaum regelmäßig von privaten Spendern. "Wir nutzen den Baum aber mehrere Jahre und tauschen nur den Dolden aus", sagt Seeräuber-Kapitän Klaus Kreuz. Daher wird der Baum unterm Jahr in der Narrenhalle trocken gelagert und vor dem Aufstellen kontrolliert. Erst wenn mögliche Schwachstellen auftreten, wird ein neuer Baum fällig. Am Schmutzige Dunschdig wird der Baum zur Seebühne gebracht und dort von Kindergartenkindern und Grundschülern mit Ballons und Stoffbändeln geschmückt, die den Namen der Kinder tragen. Der Seegeist, der nach lautem Rufen dem Titisee entsteigt, führt anschließend zusammen mit dem Narrenvater und viel Musik den Umzug durch die Seestraße in Richtung Roter Platz an. Die Seeräuber tragen dabei den 23 Meter langen Baum auf den Schultern. Anschließend wird er von den Zimmerleuten mittels zusammengebundener Holzstangen (Schwalben oder Scheren) aufgestellt.
Lenzkirch
Die Lenzkircher Dengele fällen jedes Jahr zusammen mit der Zimmermannszunft den Narrenbaum im Stadtwald und entrinden ihn auch dort. "Der Förster zeigt uns, welchen Baum wir nehmen können", sagt Narrenvater Sascha Philippen. Mit dem Traktor wird die meist über 30 Meter lange Fichte oder Tanne aus dem Wald geholt. Während der Kranz für das Machtsymbol der Narren bei der Zimmerei Booz von der weiblichen Zunft der Heuhopper gebunden wird, verzieren Grundschüler den Wipfel mit bunten Bändeln. Manchmal hängen die Narrenräte Symbole ihrer bürgerlichen Berufe an den Baum. Sie bekunden damit gleichzeitig und unter Eid, dass sie sich während der Fasnet ausschließlich und mit ganzer Kraft in den Dienst der Zunft und der örtlichen Fasnet stellen.
Die Dengele tragen das Fasnetsymbol auf ihren Schultern dann zum Rathausplatz. Unter Einsatz der Muskelkraft und mit Hilfe von Schwalben wird der Baum Stück für Stück von der Zimmermannsgilde in die Senkrechte gebracht und in feierlicher Zeremonie den Narren übergeben. Dann stürmen Dengele und Heuhopper das Rathaus und reißen den Schlüssel an sich.
Löffingen
Die Löffinger Laternenbrüder können sich entspannt zurücklehnen. "In Löffingen gehört zur Tradition, dass die Zwanzigjährigen für den Narrenbaum zuständig sind", sagt Laternenchef Sven Seidel. Schon vor dem ersten Weltkrieg hatten sie dieses Vorrecht. Seit 1934 sind auch weibliche Zwanziger zugelassen. Zuvor war es Ehrensache der Rekrutenjahrgänge, die Narrenzeremonie zu gestalten. Die Zwanziger treffen sich am Schmutzige Dunschdig im Stadtwald. Wer den Motorsägenschein hat, darf unter Anleitung des Försters einen entsprechenden Baum fällen. Zimmermeister Axel Fehrenbach transportiert den Baum zum Anwesen Selb an der Oberen Hauptstraße, wo er von den jungen Leuten geschält und geschmückt wird. Nachmittags tragen ihn die Zwanziger in Begleitung von Stadtmusik, Hansele, Narrenpolizei und Narrenrat zum Mailänder Tor und stellen ihn. Angeleitet werden die Zwanziger seit fast 20 Jahren und 2023 zum letzten Mal von ihrem Betreuer Christian Isele, dessen Nachfolger Andre Werner bereits in den Startlöchern steht. Ein ausgesuchter Zwanzigjähriger klettert dann bis zur halben Höhe des 24 Meter hohen Baums und löst das Sicherungsseil, was oft mehrere Anläufe erfordert. Danach werden die Zwanzigjährigen auf die Laterne vereidigt. Sie schwören damit ewige Treue zur Löffinger Fasnet.
Bonndorf
Die Pflumeschlucker heben sich beim Narrenbaum von anderen Zünften ab. Denn sie stellen ihn nicht auf, sondern reiten auf ihm durchs Städtle. Zusammen mit dem Förster schlagen die Waldarbeiter den Baum im Stadtwald, wo er an Ort und Stelle geschält wird. "Wir bekommen jedes Jahr einen neuen Baum geschenkt, den wir dann verkaufen, den Erlös können wir behalten", sagt Zunftmeister Clemens Podeswa.
Am Mittwoch vor dem Schmutzige Dunschdig transportieren ihn einige mit dem historischen Holzabfuhrwagen vertraute Narren zum Bahnhof. Am Schmutzige Dunschdig wird der oft 30 Meter lange Baum mit echten Steigbügeln und Teppichen ausgestattet, sodass die elf Narrenräte und Narrendiener Michael Goldberg reitend durch die Stadt ziehen können. Das Gefährt wird von vier Kaltblut-Rössern aus dem Stall von Christian Ott aus Blasiwald gezogen.
"Wenn wir auf Narrentreffen gehen, fahren wir nur zweispännig. Den Baum stellen uns dann die jeweiligen Zünfte", erklärt Podeswa. Am hinteren Ende steuert der "Wepfer" oder Schwicker den Narrenbaum, damit er sicher um die Hausecken und Kurven kommt. In Begleitung von Narrenpolizei, Fotzli-Hansel, Stadtmusik sowie rund 150 kleinen und 300 großen Pflumeschluckern zieht das erlauchte Narrengremium auf dem Narrenbaum durch die Stadt. An Grundschule, Altenheim und Lesereck verkündet Narrenvater Podeswa die Fasnet, ehe am Rathaus die Machtübernahme durch die Narren erfolgt.
Zum Abschluss des Spektakels findet der Baum sein Ende im Sägewerk, während die Narren den Ausklang im Gasthaus Kranz beim Schinkenessen feiern.
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