Der Stichler

Seine Politgrafiken spalten die Republik in Fans und Feinde – und haben womöglich schon Wahlen entschieden. Mit Klaus Staeck sprachen Stefan Hupka und Konstantin Kaip .  

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Deutsche Arbeiter! Die SPD will euch eure Villen im Tessin wegnehmen." Die deutschen Arbeiter trauten ihren Augen nicht, als dieser Slogan 1972 auf Plakaten im Bundestagswahlkampf auftauchte. Ihr Erfinder war der Heidelberger Druckgrafiker und Jurist Klaus Staeck, damals Anfang 30. Seine Politsatiren waren unerhört neu und sind bis heute stilbildend. Wir sprachen mit Staeck, der am nächsten Donnerstag seinen 70. Geburtstag begeht.

BZ: Herr Staeck, viele Ihrer Genossen halten schon die Rente mit 67 für eine Zumutung. Sie dagegen werden 70 und arbeiten immer noch full time. Fremdeln Sie manchmal mit der Partei, der Sie seit 48 Jahren angehören?
Staeck: Nein. Ich habe mich durch diese Partei auch nie eingeschränkt gefühlt, sondern immer meine eigene Meinung zu vielen Dingen gehabt. Für mich war immer entscheidend, dass ich zu mindestens 51 Prozent einverstanden bin mit dem, was man Parteilinie nennt. Tatsächlich sind es immer noch 60 bis 65 Prozent.
BZ: Waren’s schon mal nur 51 Prozent?
Staeck: Weiß ich nicht. Interessiert mich auch nicht. Von mir werden Sie nichts hören über Politikverdruss. Ich bin jemand, der für Politik wirbt in der Demokratie. Das Gemeckere und Gemaule, "die Politiker sind an allem schuld", das war nie meine Auffassung, auch, weil ich in der DDR aufgewachsen bin und meine Diktaturerfahrung schon hinter mir habe.
BZ: Hatten Sie mal Zweifel, ob Sie noch Künstler oder schon Politiker sind?
Staeck: Das ganze Leben besteht aus Zweifeln, wenn man so gepolt ist wie ich. Politiker, Künstler? Ich bin im Zweifel immer beides. Und wenn man Demokratie wirklich ernst nimmt, dann ist auf seine Weise auch jeder Bürger Politiker, indem er sich beteiligt, in ...

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