Ilse Schöner ist an Alzheimer erkrankt, ihr Mann Rainer hat sie über Jahre betreut und gepflegt – bis er nicht mehr konnte. Eine Langzeitbeobachtung.
Der Schock war groß, die Diagnose niederschmetternd. Als Ilse Schöner hörte, dass sie an Alzheimer leidet, wurde ein Verdacht zur Gewissheit, und die vielen Vergesslichkeiten fügten sich zu einem Krankheitsbild. Anfangs hat sie diese Gewissheit gelähmt, die sich wie ein Feind in ihr Leben geschlichen hat. Doch dann gingen Ilse und ihr Mann Rainer in die Offensive. Die beiden rüstigen Endsechziger stellten sich der Krankheit – und ließen sich begleiten. "Wir wollen, dass andere von unseren Erfahrungen profitieren", sagten die Schöners tapfer. Und dass diese Krankheit kein Tabu mehr ist. Nur ihren Namen wollen sie nicht preisgeben, ihr Gesicht nicht zeigen.
DEZEMBER 2009
Rituale geben einem Leben Halt. Vor allem wenn es auf die schiefe Ebene geraten und rasant ins Rutschen gekommen ist. Täglich um 15 Uhr ist Soap-Time, dann sitzt Ilse Schöner vor dem Fernseher und lässt sich fallen in die aufregende Welt der Intrigen, des Verrats und der Leidenschaft. "Sturm der Liebe", Folge 972: "Der lacht da immer drüber", sagt die 70-Jährige und deutet auf ihren Mann. Die Frau mit dem grauen Bubikopf kümmert das nicht. Sie ist süchtig nach diesen 50 Minuten wie nach einer kleinen Ruheinsel, auf der das Leben überschaubar und wohltuend unwirklich ist.
Zu den Gewissheiten im Haus gehört, dass jede Folge aufgenommen wird, die Ilse verpasst. Eine andere ist, dass Rainer sich um seine Frau kümmert, solange er kann. Das Dachgeschoss des Reihenhauses wird ausgebaut, damit dort eine Pflegerin ...