Die Buschbrände gehören zu Australien dazu

Mittlerweile sind die großen Feuer rings um Sydney fast vollständig gelöscht - und die Sydneysider feiern ihr Stadtfest.  

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"Alles ist wie immer", stellt Captain Yenpo Cheng von Flug Nummer CI 51 der China Airlines beim Landeanflug auf das australische Sydney fest. Nur kurz vor der Landung werden die wenigen weißen Wölkchen ein bisschen grauer. Naht mit Sydney der Waldbrandweltuntergang? Im Gegenteil: strahlend blauer Himmel empfängt die Reisenden am Sydney Airport. Feuer oder Rauchschwaden sind weit und breit nicht zu sehen. Es ist heiß, wie jeden Sommer. Von Panik oder Unruhe keine Spur. Stattdessen feiert die Stadt das Sydney Festival 2002 mit viel Musik und Menschenmassen und allerbester Laune.

Ganz anders natürlich die Bilder bei uns im Fernsehen in den vergangenen Wochen: Buschfeuer, die ganze 500 000 Hektar Fläche rings um Sydney verbrannten. Menschen, die fassungslos vor ihren ausgebrannten Häusern standen. Wer wochenlang nahezu eingekesselt zwischen Buschbränden und Ozean war, kann doch kaum in gute Festivallaune kommen? "Das ist hier völlig normal", erzählt Rachel Burleigh, 26, aus Sydney, "die Brände kommen alle paar Jahre. Nur Freunde von mir hat es blöd erwischt - sie mussten ihren Urlaub abbrechen, weil nahe ihrem Haus im Vorort Marsfield das Feuer gelöscht wurde." Der Highway in Richtung Süden, Hauptverkehrsweg nach Melbourne, war wochenlang gesperrt. Ärgerlich für ganz schön viele. Schließlich ist in Australien nicht nur Sommer, sondern damit auch Reisezeit.

"Erstmal abwarten, ob man jetzt überhaupt noch irgendwo hin kann, wo soviel verbrannt ist", meint David Smith, 33. "Eigentlich wollte ich campen gehen." Er wohnt erst seit drei Jahren in Sydney, und die Brände waren ganz neu für ihn. "Angst hatte ich aber nie." Kurz vor Silvester versank die berühmte Harbour Bridge nahe der Oper kurzzeitig mal in Rauchschwaden. Wie man da reagiert hat? Feuerwehrmann Peter Simpson von der Sydney Brigade: "Ich hatte frei und bin ganz ruhig zu Hause geblieben und habe noch ein Bier getrunken!" Gefährlich für die Bevölkerung drohte dieser Buschbrand nur ganz zu Anfang zu werden, sagt Peter Simpson: "Wir haben erst spät reagiert und mussten uns dann schnell richtig um die Brände verteilen." Es lief dann aber alles glatt, denn seit dem letzten verheerenden Feuer vor sieben Jahren, in dem mehrere Hundert Menschen starben, hat die Feuerwehr viel gelernt und sowohl in der Organisation als auch bei der Ausrüstung wurde vieles verbessert.

Etwa 4 000 professionelle und freiwillige speziell für Buschfeuer ausgebildete Feuerwehrmänner, auch aus dem benachbarten Staat Victoria, waren im Einsatz. "Das Wetter spielt mit, die Brände sind nahezu komplett gelöscht", sagt Simpson. Was aber wäre gewesen, wenn sich das Feuer weiter ausgebreitet hätte? "Sind 20 000 Männer aus ganz Australien im Notfall etwa nicht genug?" lächelt Keath Muir, Direktor der Colong Foundation For Wilderness, einer australischen Umweltorganisation. Ein richtiger Notfall waren die Buschbrände rings um Sydney nicht. Buschbrände, erklärt der Fachmann, sind ein Teil von Australien. Seit tausenden von Jahren entfacht sich etwa alle zehn Jahre ein wirklich großes Feuer, meistens bedingt durch Trockenheit und Hitze: "Das ist sogar notwendig. Nur - es sollte nicht öfter brennen. Aber nur dank der Buschbrände bleibt die Artenvielfalt hier erhalten und keine Pflanze, kein Tier, raubt den anderen den Lebensraum."

Die vielen Eukalyptusbäume sind feuerfest, nur die Blätter werden versengt. "Diesen verbrannten Blättergeruch sind Australier gewohnt", sagt auch Phil Koperberg, Vorsitzender des "Rural Fire Service". Die Australier nehmen es locker. Keine Menschenmassen, die aus Sydney vor den Flammen geflohen sind. Und es hat sich bewährt: Feuerwehrleute und Regen haben auch diesen Buschbrand bezwungen - und die Sydneysider können sich getrost am Abend im Strom von Menschen zur Opera mitziehen lassen, wo Artisten den Besuchern kräftig einheizen.

Julia Holle

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