Amphibien

Die Kröten gehen wieder auf Wanderschaft

Milde Temperaturen und Regen lassen vermuten, dass sich schon in den nächsten Tagen wieder zahlreiche Amphibien auf den Weg zu ihren Laichgewässern machen werden.  

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Grasfrösche sind wieder auf dem Weg zu ihren Laichplätzen. Foto: DPA
Doch nicht nur die Tiere liegen in den Startlöchern: Auch etliche ehrenamtliche Helfer machen sich bereit. Mit ihrem Engagement tragen die Naturschützer ganz wesentlich zum Fortbestand der Populationen im südlichen Mooswald, am Waldsee und im Kappler Kleintal bei.
Amphibien

Zu den Amphibien oder Lurchen gehören außer Kröten, Fröschen und Unken auch Molche und Salamander. Es handelt sich um wechselwarme Wirbeltiere, deren Körpertemperatur sich der jeweiligen Umgebung anpasst. Zum Ablegen ihrer als Laich bezeichneten Eier suchen etliche von ihnen im Frühjahr verschiedene Gewässer auf, danach wandern sie wieder in ihre Landlebensräume zurück. Mehrere Faktoren wie zum Beispiel Lebensraumzerstörung, Trockenheit, Nahrungsmangel, Krankheiten und andere Umwelteinflüsse haben in den vergangenen Jahren zu einem landesweiten Rückgang geführt, weshalb sämtliche Arten geschützt sind.

Zunächst sorgt im Winter eine innere Uhr dafür, dass die Wanderbereitschaft der Erdkröten nicht vor Ende Februar einsetzt. Ungefähr dann klingelt der Wecker – ab dann können die Wanderungen zu den Laichgewässern durch äußere Faktoren, vor allem durch nächtliche Temperaturen von mindestens fünf Grad, ausgelöst werden. "Los wird es gehen, sobald Wärme in den Boden kommt", erläutert Till Meinrenken von der Amphibienschutzgruppe Opfingen. Allerdings reiche die Sonnenstrahlung dafür meist nicht aus, förderlich sei ein zusätzlicher, warmer Frühlingsregen.

Entlang der Freiburger Straße im südwestlichen Mooswald, wo ungefähr auf Höhe des kleinen Opfinger Sees wieder ein Kröten-Schutzzaun steht, sind die Zahlen rückläufig. Für diesen Trend, so Meinrenken, gebe es mehrere Gründe. "Die Weibchen laichen in einem Ersatz-Zusatzlaichgewässer ab, weshalb der Nachwuchs wahrscheinlich nicht mehr so zahlreich wie früher über die Straße wandert", vermutet der Biologe.

Durch gezielte Maßnahmen von Forst und Naturschutz hätten sich im südwestlichen Mooswald einige günstige Amphibien-Lebensbereiche entwickeln lassen, leider sei jedoch der kleine Opfinger See nicht mehr als Laichgewässer geeignet. Zudem habe es 2017 an Feuchtigkeit gefehlt, was die Tiere gestresst haben dürfte. Auch rund um den Waldsee im Freiburger Osten war im letzten Frühjahr die Trockenheit ein Problem: "Sehr hohe Tages- und Nachttemperaturen sowie Wassermangel in den Bächen und Gräben führten im März und April zum Vertrocknen von zahlreichen Fröschen und Erdkröten", teilt Gisela Friederich vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) mit. Außerdem seien im Winter 2016/17 mehr als 40 Grasfrösche im damals bis zum Grund zugefrorenen Waldsee erfroren. Positiv ausgewirkt hätten sich die Amphibienrinnen des Umweltschutzamtes: "Es gab wenige tote Tiere auf dem Parkplatz vor dem Waldseerestaurant", erläutert Friederich, die sich seit mehr als 30 Jahren für den Schutz der Amphibien am Waldsee einsetzt.

Leute entnehmen immer häufiger Laich aus dem Waldsee

Seit dem Jahr 2014 lasse sich ein Rückgang der dortigen Krötenpopulation erkennen, auch 2017 sei die Zahl mit 409 Erdkröten-Paaren sehr niedrig gewesen. Ein wesentlicher Grund dafür könnte nach Einschätzung der pensionierten Biologie-Lehrerin der Verlust von Kaulquappen durch ein Leck des Abfluss-Schachts im Waldsee zum Bach sein. Außerdem hätten in den vergangenen Jahren Leute verstärkt auch Laich aus dem Waldsee entnommen, etwa um zu Hause die Kaulquappen zu beobachten. "Das ist jedoch gesetzlich verboten", betont Friederich. Die Population der Grasfrösche, die zeitlich etwas vor den Kröten wandern, sei indes stabil geblieben, zudem habe man 2017 neben etlichen Berg- auch drei Fadenmolche gefunden. In Kappel, wo die Amphibienwanderung aus klimatischen Gründen meist etwas später einsetzt, laufen die Vorbereitungen für die neue Saison ebenfalls auf Hochtouren: Gestern Nachmittag haben ehrenamtliche Helfer dort den Zaun entlang der Kleintalstraße aufgestellt. Er soll verhindern, dass die Amphibien auf die Straße gelangen und dort überfahren werden. Frösche und Kröten, die sich aus östlicher Richtung am Zaun einfinden, werden von den Helfern aufgelesen. Diese bringen sie zu ihrem Laichgewässer, einem nahe gelegenen Weiher auf der anderen Straßenseite.

"Letztes Jahr hatten wir zirka 3200 Krötenhinwanderer und 1700 Krötenrückwanderer, hinzu kamen etwa 720 Grasfrösche auf dem Hin- und 1077 auf dem Rückweg", erläutert Birgit Frosch vom Ortsverband Freiburg des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND). Das seien ähnliche Zahlen wie 2016, allerdings habe man in den Jahren 2014 und 2015 deutlich mehr Tiere am Zaun gehabt – zum Beispiel jeweils um die 4000 Erdkröten-Hinwanderer.

Berg- und Fadenmolche gebe es im Kappler Kleintal ebenfalls. Als erfreuliche Besonderheit für 2017 nennt die Biologin zudem ein paar Exemplare der seltenen Geburtshelferkröte. Nun ist man auf die neue Saison gespannt: "Sobald es wärmer und gleichzeitig feucht wird, werden sich vor allem die Grasfrösche und dann auch die Erdkröten möglicherweise recht rasant auf den Weg machen", schätzt sie. Mitunter setzen die Amphibienwanderungen explosionsartig ein.
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