Jan Freidrich macht einen Freiwilligendienst in Indien

"Die vielen verschiedenen Kulturen dieses Landes faszinieren mich"

Jan Friedrich, 26, hat sich nach zehn Jahren bei der Deutschen Bahn dazu entschieden, einen sozialen Freiwilligendienst in Indien zu leisten. Dort bringt er den Kindern Mathe, Physik und Englisch bei. Zischup-Reporterin Hanna Friedrich hat bei Jan Friedrich nachgefragt, was er dort sonst noch macht und wie es ihm geht.  

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Das Farbenfest in Bangalore  | Foto: dpa
Das Farbenfest in Bangalore Foto: dpa
Zischup: Wie bist du auf die Idee gekommen, einen sozialen Freiwilligendienst – dazu noch im Ausland – zu machen?
Jan: Nachdem ich inzwischen seit mehr als zehn Jahren bei der Deutschen Bahn, zuletzt als Lokführer, gearbeitet und dazu im Jahr 2010/11 parallel meinen Fachhochschul-Abschluss gemacht habe, war es an der Zeit, mich im Hinblick auf ein mögliches Studium neu zu orientieren. Da ich seit meinem Schulabschluss 2002 fest angestellt, aber gleichzeitig auch neugierig auf das Kennenlernen von anderen Kulturen bin, habe ich mich entschlossen, einen sozialen Freiwilligendienst im Rahmen des interkulturellen Austausches zu leisten. Dies ist für mich eine wunderbare Möglichkeit neben dem Einblick in einen anderen, sozial geprägten Berufszweig auch eine lange Zeit in einem interessanten Land mit einer vielfältig gemischten Kultur zu verbringen.

Zischup: Warum wolltest du den Freiwilligendienst in Indien machen?
Jan: Schon 2010 habe ich dieses äußerst facettenreiche Land bereist und mich von den vielen verschiedenen Kulturen dieses Landes faszinieren lassen. Gerade der Rahmen des Freiwilligendienstes mit dem tiefen Eintauchen in die örtlichen Lebensumstände reizte mich, um auf diesem Weg am hiesigen Alltag bestmöglich teilhaben zu können. Natürlich bieten auch viele andere Länder auf dieser Welt diese Möglichkeiten, jedoch habe ich sie nur als Alternative in Betracht gezogen, da Indien von Anfang an der große Favorit für diesen Freiwilligendienst war.

Zischup: Wo lebst du dort und wie bist du untergekommen?
Jan: Ich lebe in einer kleinen, alternativ geprägten Schule in der Nähe von Mysore (Südindien), die sich besonders Kindern aus ländlicher Umgebung und deren Bedürfnissen widmet. Ich teile mir hier ein Zimmer mit einem weiteren Freiwilligen aus Deutschland. Das Leben ist sehr einfach, Strom gibt es nur etwa vier bis sechs Stunden am Tag und auch mit dem Wasser müssen wir sehr sparsam umgehen, da sonst unser Brunnen vor Einsetzen des Monsuns zu versiegen droht.

Zischup: Wie viele Schüler kommen in diese Schule und können sie dort auch essen?
Jan: Neben etwa 30 Kindern, die hier in der Schule leben, kommen täglich weitere 40 Kinder aus den umliegenden Dörfern zum Unterricht. Alle, auch ich, bekommen drei Mahlzeiten am Tag, die bis auf das Frühstück aus Reis mit Sambar – das sind verschiedene, sehr wässrige aber scharfe Soßen - bestehen. Das Frühstück ist abwechslungsreicher und variiert von Nudeln über Chappati – das sind dünne Teigfladen –, Puri – das sind frittierte Reisfladen – bis hin zu Dosas, was man bei uns als Pfannkuchen kennt.

Zischup: Was ist deine tägliche Arbeit und wie hilfst du den Kindern?
Jan: Neben den täglichen Aufgaben wie Putzen oder dem Helfen in der Küche betreue ich auch die Gartenarbeit, bei der ich zusammen mit den Kindern ein wenig Gemüse auf kleinen Feldern anbaue. Das Melken der Kühe gehört manchmal ebenso dazu wie Reparaturen an den Häusern und der Schule. Bei Bedarf bin ich auch Bauleiter, Maler, Installateur und Elektroniker. Den größten Teil der Arbeit macht aber das Unterrichten von Mathe, Physik und Englisch aus. Das Ganze in möglichst lockerer Unterrichtsatmosphäre, die auch Spaziergänge und praktische Experimente einschließt.
Nach Schulende bin ich auch als Spielkamerad bei Fußball, Cricket und Co. und in den Abendstunden als Nachhilfelehrer voll eingespannt. Das Weitergeben meines Wissens und meiner Erfahrung ist ein großer Teil der Unterstützung, die ich den Kindern geben kann.

Zischup: Was macht dir an deiner Arbeit besonderen Spaß?
Jan: Ich mag besonders die Abwechslung, die mir mein Alltag hier in der Schule bietet. Es ist selten ein Tag wie der vorherige und jede neue Situation erfordert neue Ideen, Phantasie und Kreativität um sie zu meistern. Die Arbeit mit den Kindern ist zwar nicht immer einfach und oft auch anstrengend. Das berühmte kleine Lächeln, ein Thank You, eine Umarmung oder einfach nur zu sehen, wie die Kinder selbstständig Dinge anwenden, die ich ihnen vermittelt habe, bereiten mir eine große Freude. Aber auch die Konfrontation mit dem anderen Kultur- und Glaubenskreis, der man sich nicht entziehen kann, bereitet auf eine andere Art sehr viel Spaß, auch wenn in diesen Situationen immer sehr viel Geduld notwendig ist.

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