Baustelle Bildung
Ein Fossil der 68er kommt zu neuen Ehren

Nie war so viel los auf der Baustelle Schule – Anlass für diese Schulserie. Heute: Was ist eigentlich aus der Gesamtschule geworden und welche Zukunft hat sie?
Die Klasse 6 F, das sind 27 Schülerinnen und Schüler. Noah hatte nach der Grundschule eine Empfehlung für die Realschule, Hannah eine fürs Gymnasium, andere waren für die Hauptschule vorgesehen. Nun aber lernen sie auch in der sechsten Klasse noch alle gemeinsam, wie in der Grundschule. Ein klassischer Fall von Gemeinschaftsschule? Etwas Ähnliches schwebte den von der 68er-Bewegung geprägten Pionieren der Staudinger-Gesamtschule in Freiburg tatsächlich vor, als sie 1970 begannen, baden-württembergische Schulgeschichte zu schreiben. Was sie – als Erste im Land – ausprobierten, war den konservativen Landesregierungen ein Dorn im Auge: demokratisch gewählte Leitungskräfte auf Zeit, Einheitsdeputate und -bezahlung für die Lehrkräfte aller Schularten und vor allem: mehr Chancengleichheit für Kinder aus bildungsfernen Schichten. Die Schüler sollten nicht länger von vornherein in die Schubladen des dreigliedrigen Schulsystems gepresst werden.
Als "sozialistische Missgeburt" war die Gesamtschule 1976 vom damaligen Ministerpräsidenten Hans Filbinger geschmäht worden. Dem Druck der gesellschaftlichen Verhältnisse konnte sie sich nach Jahren leidenschaftlicher ...
Als "sozialistische Missgeburt" war die Gesamtschule 1976 vom damaligen Ministerpräsidenten Hans Filbinger geschmäht worden. Dem Druck der gesellschaftlichen Verhältnisse konnte sie sich nach Jahren leidenschaftlicher ...