Ein fulminantes Wechselbad der Gefühle

Es ist ein spektakuläres Konzert. Ein Sommerprogramm spielten die Pianistin Yuki Ohira, die Geigerin Kaoru Yamamoto und der Geiger Markus Kern in Bernau.  

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Im Konzertabend im Bernauer Hans-Thoma...mpunkt mit Geiger Markus Kern ergänzt.  | Foto: Karin Stöckl-Steinebrunner
Im Konzertabend im Bernauer Hans-Thoma-Museum wurden Pianistin Yuki Ohira und Geigerin Kaoru Yamamoto beim letzten Programmpunkt mit Geiger Markus Kern ergänzt. Foto: Karin Stöckl-Steinebrunner
Im Hans-Thoma-Museum war ein Geheimtipp im Kulturleben Bernaus zu erleben, den das Publikum sonst eher am Jahresende genießen kann. In der ersten Programmhälfte interpretierten die Geigerin Kaoru Yamamoto und die Pianistin Yuki Ohira Giuseppe Tartinis "Teufelstriller-Sonate" sowie die Sonate Nr. 3 c-Moll, op. 45 von Edvard Grieg, nach der Pause begeisterte Yuki Ohira mit drei Stücken von Frédéric Chopin, und den Abschluss bildete eine viersätzige Suite für zwei Violinen und Klavier von Maurice Moszskowski, bei der sich Geiger Markus Kern zu den Künstlerinnen hinzugesellte.

Die beiden langsamen Sätze von Tartinis Sonate spielte Kaoru Yamamoto gefühlvoll und mit behutsamem Ansatz. Im Kontrast dazu waren die Verve und virtuose Fingerfertigkeit des zweiten Satzes. Und ebenso der wahre Hexensabbat, den die Doppelgriffpassagen des vierten Satzes, kombiniert mit den trillergeschwängerten Intermezzi, in Szene setzten, gekrönt von einer geradezu atemberaubenden Geigenkadenz. Das Publikum wurde zu dröhnendem Applaus und Bravorufen hingerissen.

Hatte der Fokus der Aufmerksamkeit bei Tartini aufgrund der Kompositionsweise erwartungsgemäß auf dem sensationellen Spiel der Geige gelegen, so rückte bei der Grieg-Sonate das Klavier gleichberechtigt neben den Streicherklang. Im ersten Satz erzeugten Klavier und Geige mit elfenhaften Arpeggien zu anmutigen Rufgesten und rauschenden romantischen Klangwogen im Wechsel zu dumpf grollenden oder gar machtvoll dräuenden Passagen ein hitziges Wechselbad der Gefühle. Den zweiten Satz eröffnet das Klavier mit einem anmutig dahinfließenden Lied ohne Worte, in das die Geige schließlich weich einstimmt. Ein tänzerischer Mittelteil führt zur sehnsuchtsvoll gesteigerten und mit einem tautropfengleichen Hochton am Ende leicht entrückten Wiederaufnahme des Beginns.

Der dritte Satz schließlich ist ein ausgelassenes Frage-Antwort-Spiel, in dessen Vielfalt sich die musikalischen Gedanken geradezu zu überschlagen scheinen, von gnomenhaftem Gewusel über übermütiges Toben bis zum plötzlichen Umschlag in romantisches Flehen und arpeggierten Schönklang, gekrönt von einem keck überschäumenden Schluss.

Nach der Pause verzauberte Pianistin Yuki Ohira die Zuhörer mit gefühlvollen Ritardandi und, hoch virtuoser Spielfreude in Chopins Walzer op. 64/2, ließ sie sich einschwingen in die verträumte, trillerverliebt und in sehr freier Tempogestaltung daherkommende cis-Moll-Nocturne, und sorgte für Begeisterungsstürme durch die rasenden Wogen des Fantasie-Impromptu op. 66.

Eine Entdeckung war die Suite des eher in den Salons um 1900 gespielten Breslauer Komponisten Maurice Moszkowski, eine Nachempfindung der barocken Gattung in spätromantischem Kleid. Im Kopfsatz setzt er kraftvoll strahlende Dialoge zwischen den Streichern und dem Klavier in Szene, anmutige, weit ausholende Linien lassen im zweiten Satz die Assoziation an einen gemütlich schlendernden Spaziergang in freier Natur aufkommen.

Leicht schwermütig gibt sich hingegen der dritte Satz, der alle drei Instrumente in ein anmutig verwobenes Gespräch gleichwertiger Partner einspinnt. Furios und rhythmisch markant schließlich treten im Finale die drei Instrumente in einen ausgelassenen Wettstreit mit springlebendigem Staccato-Endspurt ein.

Zur Beruhigung der von diesem furiosen Konzerterlebnis erhitzten Gemüter kredenzte das Trio als Zugabe noch den langsamen Satz aus Bachs Doppelkonzert für zwei Violinen, wobei das Klavier den Orchesterpart übernahm.
Schlagworte: Kaoru Yamamoto, Yuki Ohira, Yuki Ohira Giuseppe Tartinis

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