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Ein Herz für Dominik

  • Sa, 11. April 2015
    Neues für Kinder

Der 16-Jährige lebt mit einem fremden Organ / Ohne die Spende hätte er sterben müssen.

Wenn das eigene Herz schlappmacht, kann ein Spenderherz die einzige Rettung sein. Foto: Lantelme (Fotolia)
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Dominik geht gern wandern. Dieses Jahr will er mit seiner Familie auf die Zugspitze. Das ist der höchste Berg in Deutschland. Vor zwei Jahren hat er das schon mal gemacht. Bis fast auf den Gipfel haben sie es damals geschafft. Doch wenn Dominik diesen Sommer losläuft, ist etwas anders: Er hat ein neues Herz.

Dominik ist 16 Jahre alt und wohnt in der Nähe von Karlsruhe. Kurz nachdem er das erste Mal die Zugspitze bestiegen hatte, ging es ihm plötzlich schlecht. Er war schnell müde und hatte keine Lust mehr, Dinge zu unternehmen. "Die Ärzte stellten fest, dass mein Herz nicht mehr richtig arbeitete", erzählt Dominik. Er wurde mit dem Hubschrauber in die Freiburger Kinderklinik geflogen. Hier kannte man sich mit solchen Herzproblemen aus. Nach ein paar Tests war klar: Dominiks Herz würde nie wieder richtig funktionieren. Es würde bald keine Kraft mehr haben und aufhören zu schlagen. Dann wäre Dominik tot. Die einzige Rettung: ein neues Herz. Wo aber nimmt man das so einfach her?

Von einem Menschen, der gerade erst gestorben ist. Das nennt man Organspende. Spende heißt, dass der Mensch, der gestorben ist, damit einverstanden ist, dass sein Herz, seine Lunge oder Nieren an einen Kranken gegeben werden. Das hat er vor seinem Tod jemandem erzählt oder in einen bestimmten Ausweis geschrieben. Stirbt ein Mensch und ist bereit, seine Organe zu spenden, muss alles schnell gehen. Dann wird das Herz aus dem einen Menschen herausoperiert und in den Menschen, der auf das Herz wartet, hineinoperiert. "Diese Operationen sind nicht sehr schwer, wir machen das regelmäßig", sagt Brigitte Stiller. Sie ist Dominiks Ärztin an der Uniklinik Freiburg. "Das Wichtigste bei so einer Organspende ist, dass das Herz nicht zu lange außerhalb eines Körpers ist." Aber: Es ist trotzdem eine gefährliche Operation.

Dominik hat viel Glück gehabt. Als klar war, dass er ein neues Herz brauchte, setzten ihn die Ärzte auf eine Warteliste. Weil er mit 14 Jahren noch ein Kind war, bekam er einen Platz ganz oben. Aber er musste nicht darauf warten, dass ein Kind stirbt, zum Beispiel durch einen Unfall. Sein Brustkorb war schon groß genug, sodass auch das Herz eines Erwachsenen darin Platz hatte. Wichtig war vor allem, dass der Organspender die gleiche Blutgruppe hatte wie Dominik. Es hat nur wenige Wochen gedauert, dann war ein Spender gefunden. "Das ist die Ausnahme. Viele Kinder warten mehrere Monate lang", sagt Brigitte Stiller. "Manche sterben auch, weil sie nicht rechtzeitig ein neues Herz bekommen." In Deutschland erhalten jedes Jahr 20 bis 30 Kinder ein neues Herz. Im Moment stehen 29 Kinder bis 15 Jahre auf der Warteliste.

Dominik muss nun für den Rest seines Lebens Medikamente nehmen, damit sein neues Herz gut funktioniert. Fühlt es sich komisch an, plötzlich ein fremdes Herz zu haben? "Nein, überhaupt nicht. Das gehört jetzt einfach zu mir. Ich bin sehr froh, dass jemand sein Herz gespendet hat." Diesen Sommer wird Dominik mit seinem neuen Herzen wieder auf die Zugspitze klettern. Diesmal bis ganz auf den Gipfel.

Ressort: Neues für Kinder

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 11. April 2015: PDF-Version herunterladen

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