Haltinger Festhalle
Ein innovatives Konzept löst die Probleme mit dem Brandschutz und macht die Haltinger Festhalle wieder nutzbar
Bürgermeister Lorenz Wehrle zeigt im Ortschaftsrat Haltingen einen Weg auf, wie die Festhalle zu überschaubaren Kosten wieder voll genutzt werden könnte. Mittel dafür sollen schon 2026 bereitgestellt werden.
Fr, 19. Sep 2025, 17:00 Uhr
Weil am Rhein
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen

Die 1957 gebaute Festhalle weist so gravierende Mängel auf, dass sich nur noch 199 Personen gleichzeitig in ihr aufhalten dürfen.
Die Problemlage
Die Decke verfügt über keinerlei Rauch- und Hitzeabzug. Weil ihre Stahlteile nicht hitzebeständig seien, würden sie bei einem Vollbrand schnell nachgeben, so dass die Gefahr bestünde, dass Teile herunterkrachen, bevor alle Menschen ins Freie geflüchtet seien, erläuterte Wehrle. Der Einbau von Abzugsöffnungen sei nicht möglich, weil das Dach die damit verbundenen zusätzlichen Lasten statisch nicht verkraften würde. Deshalb sei man bislang davon ausgegangen, dass die Brandschutzauflagen nur erfüllt werden können, wenn das Dach komplett erneuert wird. Auch eine Heizungserneuerung hielt man für unumgänglich. Eine solche Sanierung für viele Millionen, so das Fazit der Stadt, sei wirtschaftlich nicht vertretbar und deshalb ein Neubau anzustreben. Nur noch das Allernötigste in die alte Halle zu investieren, lautete deshalb die Leitlinie.
Geänderte Zielsetzung
Weil die Stadt angesichts der angespannten Haushaltslage einen Neubau in absehbarer Zeit nicht stemmen könne, sei man in Gesprächsrunden übereingekommen, nun doch eine Sanierung zu überschaubaren Kosten anzustreben, so dass eine Nutzung für die nächsten zehn Jahre wieder möglich sei, berichtete Wehrle. Dafür habe er mit Experten auch Lösungen gefunden.
Drei Maßnahmenpakete
Im Paket "Sicherheit" setzt Wehrle auf eine "Druckentrauchung mit richtig viel Power" über ein seitliches Fensterband. Dazu werde eine "Brandgasventilatormaschine" installiert, die Hitze und Rauch auf die Seite blase, bevor sie die Deckenkonstruktion erreichen. Sie entweichen dann über sogenannte "Coltlite Lamellenfenster". Das System springe automatisch an, sobald ein Rauchmelder ein Signal sende. Es sei bewährt und von ihm an früheren beruflichen Wirkungsstätten auch schon umgesetzt worden, berichtete Wehrle. "Danach bestünde für die Besucherzahl keine Beschränkung mehr", stellte er in Aussicht. Im Eingangsbereich schlug Wehrle zudem die Schaffung eines barrierefreien Zugangs über eine Rampe vor. Experten, darunter das Architekturbüro Wilhelm und Hovenbitzer, schätzten die Kosten für den Brandschutz auf 450.000 und für die Rampe auf 50.000 Euro.
Das Paket "Wohlfühlen" beinhaltet eine zusätzliche Luft-Luft-Wärmepumpe oder weitere Heizkörper, eine Dämmung der Außenwände von innen und ein Deckenventilator-System, das aufsteigende Heizwärme wieder nach unten drückt und besser in der Halle verteilt. Auch die Wiederanbringung der Szene-Vorhänge an der Bühne sei dann denkbar, sofern sie aus schwer entflammbarem Material bestehen. Mit 124.000 Euro für die Verbesserung der Beheizung und 26.000 für die Vorhänge wäre dieses Bündel finanzierbar.
Das dritte Paket betrifft substanzerhaltende Maßnahmen wie Ausbesserungen an Fassade und Nebentraktdächern, die Umstellung auf LED-Beleuchtung, Sanierungen im Garderobenbereich sowie die Erneuerung der Abwasser-Hebeanlage. "Dann wären die unangenehmen Gerüche in den Toiletten beseitigt", meinte Wehrle, der eine Kompletterneuerung der im Keller liegenden sanitären Anlagen nicht für notwendig hält. All dies beläuft sich dann nochmals auf 420.000 Euro.
Insgesamt könnte die Festhalle damit für 1,07 Millionen Euro so ertüchtigt werden, dass sie – bis auf die Küche – für zehn Jahre wieder nahezu vollumfänglich zur Verfügung stünde.
Ortschaftsrat ist begeistert
"Das sind wunderbare Nachrichten für ganz Haltingen", meinte Susi Engler, die, wie der gesamte Ortschaftsrat, die Ausführungen Wehrles mit Applaus quittierte. "Chapeau für das, was Sie da in kurzer Zeit gezaubert haben! Ich frage mich nur, warum man nicht schon früher auf diese Ideen gekommen ist", merkte Eugen Katzenstein an. Ortsvorsteher und Turnverein-Vorsitzender Peter Reinacher, der aktiv am neuen Konzept mitgewirkt hat, meinte: "Wir müssen nun sehen, dass wir zumindest die Mittel für das erste Paket und wenn möglich auch die Finanzierung des zweiten in den Haushalt 2026 bekommen". Alles andere könne Schritt für Schritt in den folgenden Jahren angegangen werden. Fördertöpfe gebe es für die Maßnahmen leider nicht, so Hauptamtsleiterin Annette Huber. "Hochgerechnet auf zehn Jahre, ist eine Million aber verkraftbar", meinte Peter Reinacher. Axel Schiffmann ging sogar noch weiter: "Ich sehe die Festhalle nun auch in 20 Jahren noch in Haltingen".