Renate Friedmann ist die letzte Trachtenschneiderin im Elztal – eine der wenigen überhaupt. Doch warum interessieren sich Menschen heutzutage überhaupt für traditionelle Kleidungsstücke? Eine Spurensuche.
Die Nähmaschine rattert, während sich Nadel und Faden ihren Weg durch den schwarzen Samt bahnen. Behutsam tritt Renate Friedmann auf das Pedal. Sie sitzt in ihrer Werkstatt, die sie sich im Erdgeschoss ihres Hauses in Simonswald, einer rund 3000 Einwohner zählenden Gemeinde im Elztal, eingerichtet hat. Ihre schulterlangen, blonden Haare hat sie sich hinter die Ohren geklemmt, damit sie nicht ins Gesicht fallen, wenn sie nach unten auf den Stoff guckt. "Das gibt den Ärmel eines Peters", sagt Friedmann, nimmt den Fuß vom Pedal und schaut kurz von ihrer Arbeit auf. Peter? Damit ist die passende Jacke zu einer Frauentracht gemeint – ein sogenannter Samtpeter. Eng anliegend, bis zur Taille reichend. Am unteren Rand meist mit einer schwarzen Borte verziert. Die Nähmaschine rattert weiter.
Renate Friedmann ist Trachtenschneiderin. Wie viele Frauen vor ihr in Simonswald diesem Handwerk nachgegangen sind – das weiß heute niemand mehr so genau. Auch nicht der örtliche Brauchtumsverein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Trachten zu erhalten. Fest steht: Aktuell ist die 51-Jährige die einzige im Dorf, die Trachten für Frauen nähen und ändern kann. Trachten für Simonswälder Männer werden schon seit einer Weile im Ausland ...