"Eine Mischung aus Plan und Zufall"

ZISCH-INTERVIEW mit dem Oberbürgermeister von Emmendingen, Stefan Schlatterer, über seinen Berufsalltag und seine Wünsche.  

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Stefan Schlatterer  | Foto: Stadt Emmendingen
Stefan Schlatterer Foto: Stadt Emmendingen

Die Zisch-Reporterinnen Ava Gerner und Sophie Schippers aus der Klasse 4 der Grundschule Windenreute-Maleck haben Anfang Mai ein Interview mit dem Oberbürgermeister (OB) von Emmendingen, Stefan Schlatterer, geführt.

Zisch: Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?
Schlatterer: Dass ich Oberbürgermeister bin, ist sicherlich eine Mischung aus Plan und Zufall. Bereits mit 21 Jahren, 1989, war ich im Stadtrat. Zuvor war schon mein Vater Oberbürgermeister in Emmendingen, so habe ich diese Arbeit schon als Kind kennengelernt. Später lernte ich zuerst den Beruf des Bankkaufmanns, dann studierte ich und wurde Jurist. Doch letztendlich wollte ich immer in der Stadtpolitik tätig sein und so wurde ich 2004, mit 36 Jahren, zum Oberbürgermeister von Emmendingen gewählt.
Zisch: Was ist für Sie das Spannendste an Ihrem Beruf?
Schlatterer: Es gibt jeden Tag neue Dinge, mit denen ich mich befassen kann, und es betrifft immer die Bürger von Emmendingen. Auch mein Privatleben ist von den Entscheidungen des Stadtrates betroffen. Als OB kann ich direkt Einfluss auf das Leben in Emmendingen nehmen, und das finde ich sehr spannend.
Zisch: Gibt es manchmal Probleme, und wenn ja, welche?
Schlatterer: Es gibt immer Probleme, das gehört dazu. Zum Beispiel haben wir im Stadtrat oft unterschiedliche Meinungen, deshalb müssen wir viel miteinander diskutieren und Lösungen finden. Ein Thema, bei dem es unterschiedliche Meinungen gibt, ist zum Beispiel der Beitrag für die Kindergärten. Da kann es schonmal heiß her gehen.
Zisch: Wofür brauchen Sie in Ihrem Beruf die meiste Zeit?
Schlatterer: Die meiste Zeit benötige ich für Sitzungen. Ich arbeite oft von neun bis 22 Uhr. Vor allem abends finden dann Sitzungen statt. Durch Corona fällt momentan manches aus, einiges können wir aber auch per Video ausführen.
Zisch: Setzen Sie sich lieber für die Corona-Impfungen oder für den Klimawandel ein?
"Wir müssen diskutieren

und Lösungen finden"

Schlatterer: Weder noch, beides muss funktionieren. Im Moment steht Corona an erster Stelle, da geht es ums Überleben. Wir haben gerade alle Menschen über 80 Jahre für die Impfungen eingeladen. Aber der Klimaschutz ist daneben genauso wichtig, immer.
Zisch: Gibt es manchmal Momente, in denen Sie sich wünschen, kein Oberbürgermeister zu sein? Und wenn ja, in welchen Momenten ist das so?
Schlatterer: Manchmal hätte ich gerne am Vormittag eine kleine Pause, dann wünsche ich mir manchmal, kein OB zu sein. Oder wenn ich oft am Abend oder am Wochenende Veranstaltungen habe, dann wäre ich auch gerne bei meiner Familie. Schwierig finde ich es auch in Diskussionen, wenn die Parteien keine Kompromissbereitschaft zeigen.
Zisch: Gibt es etwas Gutes, das durch Corona in Ihrer Arbeit entstanden ist?
Schlatterer: Alles ist etwas entschleunigt worden, ich kann gründlicher arbeiten und ich habe mehr Zeit für meine Familie.
Zisch: Wie stellen Sie sich Emmendingen in 20 Jahren vor?
Schlatterer: In den Schulen und in der Innenstadt ist die Digitalisierung verbessert. Der Verkehr läuft mehr über die Schiene, die Autos haben einen umweltschonenderen Antrieb und es gibt viel mehr E-Bikes und Fahrräder.
Zisch: Wofür würden Sie sich einsetzen, wenn Sie Kanzler wären?
Schlatterer: Für den Ausbau von Digitalisierung und Umweltschutz und ich würde Emmendingen voranbringen. Ich würde mich auch dafür einsetzen, dass die Verständigung unter den Partnerstädten gefördert wird.
Zisch: Was würden Sie sich wünschen, wenn Sie einen Wunsch frei hätten?
Schlatterer: Dann würde ich mir wünschen, dass die Menschen einander zuhören und respektvoll miteinander umgehen. Ich würde mir wünschen, dass jeder die Interessen des anderen genauso achtet wie die eigenen und Respekt vor der Meinung des anderen hat.

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