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Medienwandel

Ende nach 33 Jahren: Freiburg letzte große Videothek macht dicht

  • Do, 10. September 2015, 11:37 Uhr
    Freiburg

Der Umsatz bricht weg: Die Videothek Manhattan-Media-Store auf der Haid stellt nach 33 Jahren den Betrieb ein.

Der Abschied naht: Markus Pfaff hat me...en. Jetzt muss er beruflich umsatteln.  | Foto: Michael Bamberger
Der Abschied naht: Markus Pfaff hat mehr als drei Jahrzehnte lang Filme verliehen. Jetzt muss er beruflich umsatteln. Foto: Michael Bamberger
Zehn Prozent weniger Umsatz jedes Jahr – so sei die Entwicklung in den vergangenen Jahren verlaufen, berichtet Markus Pfaff, Chef der Videothek Manhattan-Media-Store, Christaweg 54, am Rande des Gewerbegebiets Haid. Resultat: Der Videoverleih macht nach 33 Jahren dicht.

Am Samstag, 26. September, ist das letzte Mal geöffnet. Bis dahin läuft der Räumungsverkauf. "Die Leute schauen heute weniger Filme – und wenn, dann beziehen sie die übers Internet", sagt Pfaff. Mit dem 1600-Quadratmeter-Laden verschwindet Freiburgs letzte Großvideothek.

Als Markus Pfaff in das Videoverleihgewerbe eingestiegen ist, war er ein junger Mann. Als 23-Jähriger eröffnete er im Herbst 1982 an der Haslacher Straße sein Geschäft. "Das war eine richtig große Investition damals – ein Videofilm auf Kassette hat da noch 300 bis 400 Mark das Stück gekostet", erinnert sich der Unternehmer, der selbst ein großer Filmfan ist. Der heutigen Kaufkraft entsprechend wären dies 270 bis 360 Euro. "Und weil es damals drei konkurrierende Videosysteme gab, nämlich VHS, Beta und Video-2000, haben wir zumindest die beliebteren Filme dreifach anschaffen müssen", erzählt Pfaff. "Wenn dann mal ein Kunde Filme nicht zurückgebracht hat, bin ich persönlich hingefahren und habe per Hausbesuch versucht, doch noch an die Kassetten zu kommen."

Die DVD brachte nochmals Schwung ins Geschäft

Die Anfangsjahre seien golden gewesen. "Einen Film für einen Tag zu leihen, hat zehn Mark gekostet", so Pfaff – heute entsprächen dem 9 Euro. Anschließend habe sich dann eine längere Phase mit schwankendem Geschäftserfolg eingestellt – mal bergauf und mal bergab. Am Anfang erhielt er dabei noch Unterstützung von seiner Mutter. Die führte damals das Kiosk und Tabakwarenfachgeschäft im Hauptbahnhof, das Markus Pfaffs Großvater Hubertus Pfaff 1951 gegründet hatte und das nun sein Bruder Christian Pfaff betreibt.

Für Markus Pfaff und seinen Manhattan-Videoverleih – als Geschäftspartner kam Patrick Knödler dazu – kam in den 2000er-Jahren nochmals ein Konjunkturaufschwung. Mit der Einführung der DVD war auf einmal wieder eine Riesennachfrage da. "Hätte das noch länger angedauert, hätte ich nun vielleicht finanziell ausgesorgt", so Pfaff.

Doch es kam anders. Die Umsätze begannen, rapide zu schrumpfen – um zehn Prozent pro Jahr, sagt Markus Pfaff. "Es waren die neuen Download- und Streamingangebote im Internet und generell ein geringeres Interesse am Schauen von Filmen, die das verursacht haben", erklärt er. Die Videothek musste Stellen abbauen. Von einst elf Mitarbeitern sind zwei übriggeblieben. Der Pornobereich, der ein Drittel des Umsatzes gebracht habe, sei ebenfalls eingebrochen. "Wir haben ja einiges probiert, etwa das Verleihen von Spielekonsolen und Videospielen, doch in der Summe ging es weiter bergab", so Pfaff. So kommt nun das Aus. Das Gebäude wird verkauft – an Veeser-Fensterbau. "Und ich werde mir einen anderen Job suchen", so Markus Pfaff.

In Freiburg verbleiben dann laut den Gelben Seiten noch zwei Videotheken: Videorent im Stühlinger (Lehener Straße 30) und Raimund Brengartners Verleih in Zähringen (Zähringer Straße 373) – beides kleine Betriebe. Die mit Manhattan von der Größe her vergleichbare Videothek Movie Vision an der Basler Straße hat schon lange den Betrieb eingestellt. Bundesweit ist die Zahl der Videotheken auf rund 1700 gesunken, vor zehn Jahren waren es noch mehr als 4000.

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Ressort: Freiburg

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 10. September 2015: PDF-Version herunterladen

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