Er hat für ein neues Klima in der Schule gesorgt

Rolf Dierdorf, seit neun Jahren Schulleiter der Richard-Fehrenbach-Gewerbeschule, geht in den Ruhestand.  

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Rolf Dierdorf  | Foto: Bamberger
Rolf Dierdorf Foto: Bamberger
Er gehört sicher zu den größten Schulleitern der Stadt, gemessen an seiner Körperlänge von 1,93 Metern. Feierlich überhöhen lässt Rolf Dierdorf sich darüber hinaus aber nicht, schon gar nicht jetzt, da er Abschied nimmt von der Richard-Fehrenbach-Gewerbeschule, die er neun Jahre lang geleitet hat. Mit ihm gehen schließlich auch noch sechs Kollegen in den Ruhestand, die "alle auch bis 65 gearbeitet und ihre 25 Stunden unterrichtet haben". Warum also besonderes Aufhebens machen von seiner Person und "dem bisschen Rumsitzen bei der Stadt und beim Regierungspräsidium", das – neben dem Unterrichten von zwei dreizehnten Klassen in Wirtschaftskunde – zu seinen Aufgaben gehört habe?

Das dürfte stark untertrieben sein. Es gehörte vermutlich ein bisschen mehr dazu, eine Schule mit 1700 Schülerinnen und Schülern und einem 120-köpfigen Lehrerkollegium zu leiten, die an die zehn Schularten mit unterschiedlichen Profilen unter ihrem Dach vereint. Dafür spricht das dauernde Klingeln des Mobiltelefons. Als "ein Leben zwischen Hausmeister und Minister" wird es von Dierdorf kommentiert. "Das liegt mir". Am Nachmittag sollen zwanzig Spanier durchs Haus geführt werden, die die Handwerkskammer schickt. Im September kommen zwei Japaner. Wer kümmert sich um die? Dierdorf wird sie notfalls persönlich am Flughafen abholen.

Aber was wollen die denn alle an seiner Schule? Sie sei bekannt als "eine Hochburg für regenerative Energien", sagt er mit dem gebotenen Understatement. "Wir haben ständig Gruppen hier." Auch viele Franzosen: Mit denen kann er prima parlieren, weil seine Mutter Französin war. In die Schublade "frankophil" will er sich aber auch nicht stecken lassen. Auch wenn seine zwei jüngeren (von drei) Kindern das Deutsch-Französische Gymnasium besuchen. Und der geborene Lörracher in einem früheren Leben nach seinem Mathe- und VWL-Studium mal den Frankreich-Vertrieb für ein Freiburger Fotogroßlabor übernommen hatte.

Jeder andere würde hausieren gehen mit dem Image, das die Richard-Fehrenbach-Schule offensichtlich genießt. Mit dem Besuch des Umweltministers Franz Untersteller oder mit den Kontakten nach Japan, die sich daraus ergeben haben. Eine Woche ist er kürzlich selber dort gewesen und hat mit den Partnern ein "Memorandum of Understanding" unterzeichnet, wie er sich mit ironischem Unterton entlocken lässt. Die Ironie scheint seine Rettung, wenn die ihn umgebende Wirklichkeit gar zu gestelzt, die Hürden der Bürokratie und Verwaltung allzu abstrus – und wenig sachorientiert – daherkommen.

Welche Spuren hinterlässt er an seiner Schule? Neben dem wachsenden Stellenwert der regenerativen Energien (in den Solarturm wurde eine solare Kühlung eingebaut; in der KFZ-Abteilung werden die Mechatroniker inzwischen an Hybridfahrzeugen geschult) und dem sechsjährigen Technischen Gymnasium, seit drei Jahren das einzige in Südbaden, fällt ihm besonders das seit sechs Jahren angebotene Profil "Gestaltung und Medientechnik" am Technischen Gymnasium ein. Das habe zu einem ganz neuen Klima im Haus geführt – nicht wegen der regenerativen Energien, sondern wegen der 120 Mädchen, die nun an der von Jungen dominierten Schule den Unterricht besuchen. Das habe auch die Theatergruppe neu belebt, die kürzlich mit Wilhelm Haufs "Das kalte Herz" von sich reden machte. Im neuen Schuljahr wird sein bisheriger Stellvertreter, Konrad Mollweide, Rolf Dierdorfs Nachfolge antreten.

Und was wartet auf den Ruheständler? Weltreise? Jakobsweg? Mit dem Fahrrad ans Ende der Welt? Sein Fischhändler Ali vom Wiehremarkt habe ihm angeboten, er könne bei ihm anfangen. "Aber höchstens aushilfsweise. Ich habe noch nicht zugesagt."

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