"Erleben keinen Austausch von Kulturen"
BZ-INTERVIEW: Rokia Traoré, in Belgien aufgewachsene Afrikanerin, zum Verhältnis von Tradition und Moderne, von Afrika und Europa.
LÖRRACH. "Ich bin eine Seiltänzerin, und aus luftiger Höhe überblicke ich die Kultur meiner Vorfahren und meine moderne Erziehung." Schwindelerregend das Bild, trittsicher jedoch diejenige, die es entworfen hat: Rokia Traoré, als Diplomatentochter in Belgien aufgewachsen, wurde noch vor wenigen Jahren als "Schätzchen" der westafrikanischen Szene verniedlicht. Mittlerweile ist sie zu einer starken Künstlerpersönlichkeit gereift. Morgen tritt die Malierin auf dem Marktplatz in Lörrach auf. BZ-Mitarbeiter Stefan Franzen hat sie vorab getroffen.
BZ: Auch wenn Ihre Musik für unsere Ohren traditionell klingt, ist sie nicht typisch für Ihr Herkunftsland Mali. Woher beziehen Sie Ihre Inspirationen?Traoré: Ich habe schon immer sehr unterschiedliche Arten von Musik gehört, Klassik, Jazz, Rock, Pop. Meine derzeitigen Lieblings-CDs reichen von Händels Oratorium "Julius Cäsar" bis zu Dianne Reeves und dem Kronos ...