Zischup-Schreibwettbewerb Herbst 2021
Es wird aller höchste Zeit, die Homosexuellen, die im Nationalsozialismus getötet wurden, mehr zu ehren
Von einer Schülerin, die anonym bleiben möchte, Klasse 8. 1., Evangelisches-Montessori-Schulhaus, Freiburg
Do, 16. Dez 2021, 11:12 Uhr
Schreibwettbewerb Zischup
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Die Anzahl der schwulen Männer, die in Konzentrationslagern gequält und ermordet wurden, ist bis heute eine Schätzung, die zwischen 10 000 und 15 000 Menschen liegt, wenn man mal nicht die homosexuellen Juden, Sinti und Roma, Kommunisten und Zeugen Jehovas mitdenkt.
Einer der letzten lebenden Männer aus dem KZ Buchenwald war Rudolf Brazda, der wegen seiner Homosexualität inhaftiert worden war. Brazda war 20 Jahre alt, als die Nationalsozialisten die Macht ergriffen hatten. Er wurde nach § 175 StGB angeklagt und wurde zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Nach seiner Haftentlassung wurde er als "Vorbestrafter Ausländer" in die Tschechoslowakei abgeschoben. Brazda lernte dort einen weiteren Lebensgefährten kennen, mit dem er durchs Sudetenland reiste. Als Nazi-Deutschland im Oktober 1938 das Sudetenland einnahm, wurde er ohne Prozess nur wegen seiner Homosexualität im Gefängnis von Eger festgehalten.
Im August 1942 wurde er ins KZ Buchenwald deportiert, wo er dann den rosa Winkel tragen musste. Er hatte zuerst, wie die meisten schwulen Häftlinge, im Steinbruch gearbeitet, in dem viele den Tod fanden. Nach einer Weile bekam er im Anschluss die Arbeit "Dachdecker im Baukommando" zugeteilt, wo die Arbeitsbedingungen etwas angenehmer waren. Als im Frühjahr 1945 das KZ Buchenwald "evakuiert" werden sollte und Häftlinge auf lange Märsche geschickt wurden, konnte sich Brazda mit Hilfe von einem Kameraden in einem Schweinestall verstecken, bis die US-Armee das Lager am 11. April 1945 auflöste.
Nach dem Krieg ging Brazda mit anderen Häftlingen in deren Heimat im Elsass, wo er seinen Lebensgefährten Edouard Mayer kennenlernte.
Wie Brazda erging es vielen homosexuellen Menschen im Nationalsozialismus, doch während der Juden häufig gedacht wird, gibt es für die Homosexuellen wenig Erinnerungskultur. Der 27. Januar gilt als offizieller Gedenktag der homosexuellen Opfer, die in den KZ gestorben sind. Die erste Gedenktafel wurde erst im Jahr 1984 – also 39 Jahre später – erbaut und hatte die Botschaft "Totgeschlagen, totgeschwiegen. Den homosexuellen Opfern des Nationalsozialismus. Die homosexuellen Initiativen Österreichs 1984" eingraviert.
Weitere Denkmäler oder andere Möglichkeiten der Erinnerung wurden zwischen 1984 und 2017 errichtet. Weltweit wurden insgesamt 21 Denkmäler für die homosexuellen Opfer des NS in der ganzen Welt gebaut. Seit 1995 steht ein Denkmal für die homosexuelle Opfergruppe in Köln am Rheinufer an der Hohenzollernbrücke. Das Denkmal ist eine Granitskulptur aus zwei rosa Blöcken zwischen zwei grauen Blöcken. Die rosafarbenen Granitdreiecke erinnern an den rosa Winkel, der als Erkennungszeichen für die homosexuellen Häftlinge im Konzentrationslager galt.
Das zuletzt gebaute Denkmal für homosexuelle Menschen, die unter dem NS-Regime litten, steht in München und wurde 2017 erbaut. Dabei sind auf 90 Quadratmetern mehrere bunte Betonplatten platziert – ein Symbol dafür, dass jeder seinen Platz in der Gesellschaft hat.
Vermutlich wurden diese Denkmäler erst so spät errichtet, weil es durch den Paragraphen 175 ein Gesetz gab, dass homosexuelle Handlungen verboten hatte. Dieses Gesetz wurde leider erst 1994 endgültig abgeschafft.
Ich finde es wichtig, dass Menschen der LGBTQ+ Community ebenfalls als Opfergruppe des Nationalsozialismus gesehen werden, dass an sie erinnert wird. Deshalb wollte ich über dieses Problem schreiben.
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