Account/Login

Wertvoller Schrott

Europäer horten im Schnitt 13 ungenutzte Elektrogeräte

  • dpa

  • Mo, 17. Oktober 2022, 20:57 Uhr
    Panorama

Die alten Kopfhörer landen in der Schublade, das alte Handy auch – könnte man ja noch mal brauchen. Dabei stellten alte Gegenstände großen Wert dar und sollten recycelt werden, betonen Experten.

Vor allem Zubehör wird gehortet.  | Foto: Roman Mykhalchuk/ArieStudio  (stock.adobe.com)
Vor allem Zubehör wird gehortet. Foto: Roman Mykhalchuk/ArieStudio  (stock.adobe.com)
Von den rund 16 Milliarden Mobiltelefonen weltweit werden nach Schätzungen in diesem Jahr etwa 5,3 Milliarden zu Abfall. Nur ein kleiner Teil davon werde ordnungsgemäß entsorgt, teilen der Elektroschrott-Recycling-Verband WEEE-Forum in Brüssel und das Ausbildungs- und Forschungsinstitut der Vereinten Nationen (UNITAR) in Genf mit. Wenn die rund neun Millimeter dicken ausgedienten Geräte alle aufeinandergelegt würden, wäre der Turm demnach etwa 50 000 Kilometer hoch. Zum Vergleich: Der Erdumfang am Äquator beträgt rund 40 000 Kilometer.

In europäischen Haushalten würden durchschnittlich 13 elektrische und elektronische Geräte gehortet, obwohl sie nicht mehr genutzt würden oder defekt seien, ergab eine Umfrage des WEEE Forum in Zusammenarbeit mit UNITAR. 8775 Haushalte in Portugal, den Niederlanden, Italien, Rumänien und Slowenien sowie in Großbritannien wurden einbezogen. Insgesamt befinden sich demnach in jedem Haushalt durchschnittlich 74 elektrische und elektronische Geräte wie Telefone, Tablets, Laptops, Elektrowerkzeuge, Haartrockner und Toaster. Von diesen 74 Geräten werden im Mittel neun nicht mehr genutzt und sind vier defekt. Diese 13 Elektrokleingeräte pro Haushalt könnten dem Recycling zugeführt werden, blieben oft aber in der Schublade, im Regal oder in der Garage.

Die meisten denken, sie würden das Gerät erneut benutzen

Am häufigsten gehortet werden kleine Unterhaltungselektronik und Zubehör (Kopfhörer, Fernbedienungen), kleine Haushaltsgeräte (Uhren, Bügeleisen,) kleine IT-Geräte (externe Festplatten, Router, Tastaturen, Mäuse), Mobiltelefone und Smartphones sowie Kleingeräte für die Lebensmittelzubereitung (Toaster, Grills).

Als Grund für das Behalten gaben die Teilnehmer der Umfrage zu 46 Prozent an, dass sie für das Gerät erneut Verwendung finden könnten. Andere Gründe waren die Absicht, das Gerät zu verkaufen oder zu verschenken (15 Prozent), ein sentimentaler Wert (13 Prozent) und die Unkenntnis, wie es entsorgt werden soll (7 Prozent).

"Die Menschen neigen dazu, nicht zu erkennen, dass all diese scheinbar unbedeutenden Gegenstände einen großen Wert haben und zusammen auf globaler Ebene riesige Mengen darstellen" Pascal Leroy, Generaldirektor des WEEE-Forums
Zu den Begründungen gehörte auch, dass auf den Geräten sensible Daten vorhanden seien und dass kein Anreiz zum Recycling bestehe. "Die Menschen neigen dazu, nicht zu erkennen, dass all diese scheinbar unbedeutenden Gegenstände einen großen Wert haben und zusammen auf globaler Ebene riesige Mengen darstellen", sagt Pascal Leroy, Generaldirektor des WEEE-Forums.

Experten wollen Bewusstsein für Recycling steigern

"Allein im Jahr 2022 werden kleine Elektroartikel wie Mobiltelefone, elektrische Zahnbürsten, Toaster und Kameras, die weltweit hergestellt werden, schätzungsweise insgesamt 24,5 Millionen Tonnen wiegen – das Vierfache des Gewichts der Großen Pyramide von Gizeh", erklärt Magdalena Charytanowicz vom WEEE-Forum. Der Verband treibt den Aufbau einer Kreislaufwirtschaft für Elektroschrott voran und fordert die Umsetzung der erweiterten Herstellerverantwortung. Bei dieser gesetzlichen Vorgabe ist der Hersteller eines Geräts auch verantwortlich für Rücknahme, Transport sowie Entsorgung oder Wiederaufbereitung eines Geräts.

Experten wollen das Bewusstsein der Bevölkerung für das Recycling elektrischer und elektronischer Geräte steigern, da sie wertvolle Elemente wie Gold, Kupfer, Silber oder Palladium enthalten. Der Fokus solle vor allem auf die vielen kleineren Elektrogeräte gelenkt werden, die sich in den Haushalten befinden.

"Das anhaltende Wachstum in Produktion, Verbrauch und Entsorgung elektronischer Geräte hat enorme Umwelt- und Klimaauswirkungen", erklärt Virginijus Sinkevicius, EU-Kommissar für Umwelt und Ozeane. Die Vorschläge und Maßnahmen der Europäischen Kommission bezögen sich deshalb auf den gesamten Produktlebenszyklus vom Design bis zur Sammlung und ordnungsgemäßen Behandlung des Abfalls.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 18. Oktober 2022: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel