Konzert
Faszination Kunstlied: Corinna Scheurle und Klara Hornig zu Gast in der Müllheimer Martinskirche

Abschied, Krieg, unglückliche Liebe – der Konzertabend mit Corinna Scheurle und Klara Hornig brachte viel Melancholie in die Martinskirche. Das Duo leuchtete faszinierende Facetten des Kunstliedes aus.
"Meine Liebe ist grün wie der Fliederbusch, und mein Lieb ist schön wie die Sonne." Mit dem Auftakt aus der Feder von Johannes Brahms setzten die Mezzosopranistin Corinna Scheurle und die Pianistin Klara Hornig zunächst einen lebensfrohen Akzent am Freitagabend in Müllheims Martinskirche. Mit dem typischen emotionalen Überschwang, einer lebhaften Melodieführung samt geschmeidig dahinfließender Klavierbegleitung steht "Meine Liebe ist grün" ganz in der Tradition des deutschsprachigen romantischen Kunstliedes. Mit insgesamt sechs Brahms-Liedern wählten Scheurle und Hornig so einen vergleichsweise vertrauten Startpunkt für ihren weit gespannten Bogen, der das Publikum alsbald in ausgefallenere musikalische Regionen führen sollte.
Und sie machten von der ersten Note an klar, dass hier zwei ausgewiesene Meisterinnen ihres Fachs auf der Bühne standen. Von denen eine sich freute, mit dem Konzert in Müllheim ein kleines Heimspiel absolvieren zu können. Corinna Scheurle wurde 1991 in Badenweiler geboren und verlebte ihre ersten Lebensjahre im Kurort. Mittlerweile ist sie eine viel gefragte Künstlerin, wurde 2021 Ensemblemitglied des Nürnberger Staatstheaters und ist nicht nur im intimen Rahmen des Kunstliedes zuhause, sondern auch auf der großen Opernbühne.
Der Piano-Part beim Kunstlied wird als Begleitung eigentlich eher unzureichend beschrieben. Er ist Unterstützung und Ergänzung zugleich. Das Klavierspiel kann dabei relativ opulent oder auch ziemlich minimalistisch ausfallen. Wie beides effektvoll und überaus wohlklingend funktionieren kann, zeigte die Berliner Pianistin und Musikpädagogin Klara Hornig in der Martinskirche auf sehr überzeugende Weise.
Nach Brahms war Béla Bartók die nächste Station auf der Liederreise von Scheurle und Hornig – und ein Höhepunkt dieses Konzertabends. Die für deutsche Ohren komplett unverständliche ungarische Sprache geht Corinna Scheurle als Halbungarin leicht über die Lippen. Die acht Bartók-Stücke des Abends stammen aus dem Fundus ungarischer Volkslieder, die der Komponist gesammelt und aufgearbeitet hat. Faszinierend vielfältig klingen diese Weisen, dabei oft von großer Schwermut erfüllt, wenn es um Krieg, Verlust und Abschied geht. Doch dann gibt es auch andere Töne, burschikose etwa: "Welch ein Ärger, dass das Herz meines Liebsten weich wie Butter ist." Oder sarkastische: "Ich möchte eine Rosenknospe in deinem Garten sein. Ich kann keine Rose sein, Franz Joseph lässt mich verwelken, in der großen dreistöckigen Kaserne in Wien." Die vielen subtilen Zwischentöne in den Texten brachten Scheurle und Hornig wunderbar zum Ausdruck.
An dieser Stelle ein Lob an den Veranstalter, der die Liedtexte des Abends komplett in deutscher Übersetzung für die Besucher auslegte, was den Genuss erheblich steigerte. Schließlich macht das Korrespondieren musikalischer Mittel mit sprachlichen Inhalten und Stimmungen den besonderen Reiz beim Kunstlied aus.
Tatsächlich mehr Stimmung denn Inhalt liegt dem Zyklus "Banalités" ("Banalitäten") von Francis Poulenc zugrunde, der 1940 Gedichte von Guillaume Apollinaire aufgriff. Verrätselte Sprachbilder, die traumartige Assoziationsketten auslösen, hat Poulenc mit impressionistischen Klängen untermalt, die bereits Elemente aus dem Jazz aufgreifen und – wie Klara Hornig es treffend ausführte – die Zuhörer in eine Pariser Hotel-Bar entführen. Inklusive der gesundheitlich fragwürdigen, aber doch auch irgendwie schönen Zeile: "Je ne veux pas travailler, je veux fumer" (Ich will nicht arbeiten, ich will rauchen) aus dem Lied "Hôtel", das das Duo auch nochmal als Zugabe brachte.
Ebenfalls stark von Volksliedern inspiriert schloss sich an den französischen der spanische Teil des Abends an: Sieben Lieder von Manuel de Falla loteten verschiedene musikalische Traditionen des großen westeuropäischen Landes aus. Hornig entlockte dem Steinway-Flügel gitarrengleiche Klänge – etwa in "Asturiana", wo sich über das Ostinato eine betörend schöne, wehmütige Melodie legt: "Nach Trost verlangend fand ich mich unter einer grünen Pinie."
Deutlich temperamentvoller und mit einer positiven Grundstimmung an den Anfang des Abends zurückkehrend der Schlusspunkt des Konzerts mit "Carceleras" von Ruperto Chapí aus der Zarzuela (einer Art spezieller spanischer Oper) "Las hijas del Zebedeo": "Wenn er mir Blumen zuwirft, fühle ich mein Herz vor Freude sterben. Denn er hat so süße Augen, die mich verschmitzt ansehen, sehr zärtlich und sehr durchtrieben."
Und sie machten von der ersten Note an klar, dass hier zwei ausgewiesene Meisterinnen ihres Fachs auf der Bühne standen. Von denen eine sich freute, mit dem Konzert in Müllheim ein kleines Heimspiel absolvieren zu können. Corinna Scheurle wurde 1991 in Badenweiler geboren und verlebte ihre ersten Lebensjahre im Kurort. Mittlerweile ist sie eine viel gefragte Künstlerin, wurde 2021 Ensemblemitglied des Nürnberger Staatstheaters und ist nicht nur im intimen Rahmen des Kunstliedes zuhause, sondern auch auf der großen Opernbühne.
Der Piano-Part beim Kunstlied wird als Begleitung eigentlich eher unzureichend beschrieben. Er ist Unterstützung und Ergänzung zugleich. Das Klavierspiel kann dabei relativ opulent oder auch ziemlich minimalistisch ausfallen. Wie beides effektvoll und überaus wohlklingend funktionieren kann, zeigte die Berliner Pianistin und Musikpädagogin Klara Hornig in der Martinskirche auf sehr überzeugende Weise.
Nach Brahms war Béla Bartók die nächste Station auf der Liederreise von Scheurle und Hornig – und ein Höhepunkt dieses Konzertabends. Die für deutsche Ohren komplett unverständliche ungarische Sprache geht Corinna Scheurle als Halbungarin leicht über die Lippen. Die acht Bartók-Stücke des Abends stammen aus dem Fundus ungarischer Volkslieder, die der Komponist gesammelt und aufgearbeitet hat. Faszinierend vielfältig klingen diese Weisen, dabei oft von großer Schwermut erfüllt, wenn es um Krieg, Verlust und Abschied geht. Doch dann gibt es auch andere Töne, burschikose etwa: "Welch ein Ärger, dass das Herz meines Liebsten weich wie Butter ist." Oder sarkastische: "Ich möchte eine Rosenknospe in deinem Garten sein. Ich kann keine Rose sein, Franz Joseph lässt mich verwelken, in der großen dreistöckigen Kaserne in Wien." Die vielen subtilen Zwischentöne in den Texten brachten Scheurle und Hornig wunderbar zum Ausdruck.
An dieser Stelle ein Lob an den Veranstalter, der die Liedtexte des Abends komplett in deutscher Übersetzung für die Besucher auslegte, was den Genuss erheblich steigerte. Schließlich macht das Korrespondieren musikalischer Mittel mit sprachlichen Inhalten und Stimmungen den besonderen Reiz beim Kunstlied aus.
Tatsächlich mehr Stimmung denn Inhalt liegt dem Zyklus "Banalités" ("Banalitäten") von Francis Poulenc zugrunde, der 1940 Gedichte von Guillaume Apollinaire aufgriff. Verrätselte Sprachbilder, die traumartige Assoziationsketten auslösen, hat Poulenc mit impressionistischen Klängen untermalt, die bereits Elemente aus dem Jazz aufgreifen und – wie Klara Hornig es treffend ausführte – die Zuhörer in eine Pariser Hotel-Bar entführen. Inklusive der gesundheitlich fragwürdigen, aber doch auch irgendwie schönen Zeile: "Je ne veux pas travailler, je veux fumer" (Ich will nicht arbeiten, ich will rauchen) aus dem Lied "Hôtel", das das Duo auch nochmal als Zugabe brachte.
Ebenfalls stark von Volksliedern inspiriert schloss sich an den französischen der spanische Teil des Abends an: Sieben Lieder von Manuel de Falla loteten verschiedene musikalische Traditionen des großen westeuropäischen Landes aus. Hornig entlockte dem Steinway-Flügel gitarrengleiche Klänge – etwa in "Asturiana", wo sich über das Ostinato eine betörend schöne, wehmütige Melodie legt: "Nach Trost verlangend fand ich mich unter einer grünen Pinie."
Deutlich temperamentvoller und mit einer positiven Grundstimmung an den Anfang des Abends zurückkehrend der Schlusspunkt des Konzerts mit "Carceleras" von Ruperto Chapí aus der Zarzuela (einer Art spezieller spanischer Oper) "Las hijas del Zebedeo": "Wenn er mir Blumen zuwirft, fühle ich mein Herz vor Freude sterben. Denn er hat so süße Augen, die mich verschmitzt ansehen, sehr zärtlich und sehr durchtrieben."