Der Schriftsteller Liao Yiwu darf zum ersten Mal aus China ausreisen. Unser Korrespondent hat den regimekritischen Autor zum Berliner Literaturfest begleitet.
Liao Yiwu auf dem Flughafen Foto: Bartsch
Der Gang durch die Passkontrolle ist so einfach, dass es geradezu an Spott grenzt. Mit einem kurzen Blick vergleicht die junge Polizistin das Foto mit dem Mann, der an ihrem Schalter steht und versucht, die Ruhe selbst zu sein. "So viele Auslandsvisa, aber noch nie ausgereist", bemerkt die Beamtin, während sie durch den Ausweis blättert. "Keine Zeit gehabt", entgegnet Liao Yiwu und lacht. Die Polizistin zückt ihren Stempel und eine blinkende Leuchtanzeige fragt den Reisenden, ob er mit der Bearbeitungsgeschwindigkeit zufrieden ist. Liao drückt auf den Knopf mit "sehr zufrieden". Dabei hat seine Abfertigung mehr als ein Jahrzehnt gedauert.
Es ist ein Uhr nachts, nur noch wenige Passagiere schleichen müde durch die Hallen des Pekinger Flughafens. Einer dagegen scheint sich keinen Ort vorstellen zu können, wo er jetzt lieber wäre. "Mehr ...