Zischup-Interview

Freiburg, die Stadt der Unfälle ?

Christian Klossek arbeitet bei der Polizeidirektion. Jan Lehmann und Carlos Mutterer aus der Klasse 8.2 der Paula Fürst Schule sprachen mit ihm über die Unfallstatistik der Stadt.  

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Am Unfallort: Die Polizei sichert Spuren und vernimmt Beteiligte.  | Foto: Ingo Schneider
Am Unfallort: Die Polizei sichert Spuren und vernimmt Beteiligte. Foto: Ingo Schneider
Zischup: Wo in Freiburg passieren besonders viele Unfälle?
Christian Klossek: Das kann man so pauschal nicht feststellen. Grundsätzlich gilt jedoch, dort wo mehr Fahrzeugverkehr stattfindet und die Straßen enger sind, im Stühlinger beispielsweise, passieren mehr Unfälle als in den anderen Stadtteilen, wie zum Beispiel in Herdern. Grundsätzlich gilt: Je mehr Verkehr irgendwo stattfindet und je geringer die Geschwindigkeit, desto mehr Unfälle. Dort, wo die Geschwindigkeiten relativ hoch sind, auf gut ausgebauten Bundesstraßen beispielsweise, und weniger Verkehr stattfindet, sind die Unfallfolgen jedoch im Schadensfall höher.

Zischup: Wie viele Unfälle passieren in Freiburg denn pro Monat?
Klossek: Bei circa 5000 Unfällen im Jahr liegt der Schnitt bei circa 400 Unfällen im Monat. Dies hängt beispielsweise auch vom Wetter ab. Haben wir einen schönen Sommer, so mehren sich die Unfälle von Radfahrern. Haben wir einen strengen Winter, so die der Autofahrer. Am Ende vom Jahr spielt sich das aber meistens auf 5000 Unfälle ein.

Zischup: Ist Freiburg besonders unfallträchtig?
Klossek: Es gibt keine Rangliste, in welcher Stadt die meisten Unfälle passieren. Aber es wird erfasst, wo die meisten Unfälle durch die Polizei aufgenommen werden. In Baden-Württemberg liegt Freiburg auf Platz sechs, hinter Stuttgart, Karlsruhe, Heidelberg, Ludwigsburg und Esslingen.

Zischup: Was sind das für Leute, die Unfälle machen?
Klossek: Von circa 5000 Unfällen in Freiburg sind circa die Hälfte PKW-Fahrer und stellen somit den größten Anteil dar. Dies ist auch nicht verwunderlich, da sie den Hauptanteil an den Verkehrsbeteiligten im Stadtgebiet von Freiburg stellen.

Zischup: Sind sie eher männlich oder weiblich?
Klossek: Das ist natürlich eine interessante Frage. Hier muss ich jedoch enttäuschen. Da hält sich die Waage und spielt bei unserer Betrachtung eine geringere Rolle. Für uns wichtiger ist die Altersgruppe, die die meisten Unfälle verursacht. Während die "Jungen Erwachsenen" (18 bis 25 Jahre) den geringsten Bevölkerungsanteil darstellen, verursachen diese jedoch die meisten Unfälle. Dies muss die Polizei in ihre Betrachtung und Anwendung von Lösungsansätzen einbeziehen. Dies geschieht entweder durch gezielte Verkehrskontrollen an markanten Punkten oder mittels Verkehrserziehung zum Beispiel in Berufsschulen.

Zischup: Was sind typische Unfallursachen in Freiburg?
Klossek: Vorfahrt, Abstand, Geschwindigkeit, falsches Abbiegen und Alkoholeinfluss sind die häufigsten Unfallursachen bei Verkehrsunfällen in Freiburg. Und zwar genau in dieser Reihenfolge.

Zischup: Wie oft geht der Unfall tödlich aus?
Klossek: In Freiburg haben wir jährlich zwischen fünf und zehn Verkehrstote zu beklagen.

Zischup: Was war der größte Unfall in Freiburg bisher?
Klossek: Einer der spektakulärsten Unfälle dürfte im Jahre 1988 ein Unfall auf der Berliner Allee gewesen sein, bei dem ein Tanklastzug umkippte und das Benzin auslief. Ein benachbartes Hochhaus musste evakuiert werden, weil das Benzin über die Kanalisation in den Keller des Hochhauses zu laufen drohte, was zu einer verheerenden Explosion hätte führen können. Die eingesetzten Polizeibeamten und Feuerwehrleute standen knöchelhoch im Benzin. Der LKW-Fahrer war ausgestiegen und hatte versucht den LKW mit der bloßen Hand wieder aufzurichten. Er stand unter Schock.

Zischup: Wie geht die Polizei bei Unfällen vor?
Klossek: Die Polizei hat die Aufgabe den Unfallhergang zu klären und alle Beweise für ein späteres Verfahren, sei es vor Gericht oder auch nur im Rahmen von Rückfragen von Versicherungen, zu klären. Sie sichert alle Spuren, am Fahrzeug, auf der Straße oder an den Personen und vernimmt die Beteiligten Personen: Unfallverursacherer, Geschädigter, Zeugen. Bei schwierigen Sachverhalten oder schweren Schäden schaltet sie auch schon mal einen Sachverständigen ein, um eine optimale Verkehrsunfallaufnahme zu ermöglichen. Außerdem sorgt die Polizei für den Austausch der Personalien der Unfallbeteiligten, um sicherzustellen, dass man mit dem Unfallgegner auch in Kontakt treten kann. Nach Abschluss der Unfallaufnahme wird eine Straf- oder Ordnungswidrigkeitenanzeige an die zuständige Behörde vorgelegt, die dann entscheidet, ob und welche Strafe zu verhängen ist.

Zischup: Seit wann gibt es die Verkehrspolizei?
Klossek: Diese Frage ist nicht ganz einfach. Man könnte auch Fragen, seit wann gibt es die Polizei überhaupt. Daran siehst du, dass solch eine Frage schwer zu beantworten ist. Verkehrsunfälle gibt es, seit je her. Auch Unfälle unter Kutschenfahrzeugen waren Verkehrsunfälle im heutigen Sinne. Die Polizei wandelt sich so, wie gesellschaftliche oder technische Innovationen fortschreiten. Um Verkehrsunfälle aufnehmen zu können ist es erforderlich an verschiedenen Lehrgängen teilzunehmen und diese in der Praxis anzuwenden. Dies war seit jeher so. Früher hießen die Verkehrspolizeien nur anders, zum Beispiel Verkehrskommissariat. Ein bestimmtes Datum festzulegen, ist eigentlich nicht möglich.

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