Adolf-Reichwein-Schule

Ekel-Toiletten in Freiburger Grundschule – Urin tropft durch Decke

Der Gestank sitzt überall, der Urin löst Deckenplatten: Schüler der Freiburger Adolf-Reichwein-Schule leiden unter maroden Toiletten, verkneifen sich den Klogang, trinken nichts. Jetzt suchen sie Verbündete.  

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Nicht lecker: die Toiletten der Adolf-Reichwein-Schule. Foto: Ingo Schneider

Vor dem Hausmeisterzimmer in der Adolf-Reichwein-Schule in Weingarten hängt ein Briefkasten: "Schadensmeldungen, Wünsche, Anregungen" nimmt er entgegen. Er quillt oft über. Mit den stinkenden Toiletten haben die Schülerinnen und Schüler den Hausmeister erst gar nicht behelligt. Das wäre, wie er sagt, für ihn ohnehin eine Nummer zu groß gewesen.

Viktoria und Hussein von der Klasse 4 b öffnen vorsichtig die Türen zu den Toiletten im so genannten Neubau aus den 70er Jahren. Durchdringender Uringeruch schlägt ihnen aus dem "Knaben"-WC entgegen. Der Gestank sitzt überall, in den undichten Fugen der unzeitgemäßen Pinkelrinne, in kaputten Fliesen. Manchmal laufe das Wasser nicht ab. Der Erfolg des Putzpersonals, das Schlimmste zu verhindern, hält sich riechbar in Grenzen.

Feuchtigkeitsspuren an der Decke

In der Mädchentoilette stinkt es nach Kanalisation – besonders schlimm bei bestimmten Wetterlagen. Das kennt man von Straßengullys. Ein Bodensiphon scheint undicht zu sein. Eigentlich sollte er mit Wasser gefüllt sein, dann würde es nicht stinken. Stattdessen sind im darunter liegenden Raum Feuchtigkeitsspuren an der Decke zu sehen. Er war früher ebenfalls eine Toilette und wurde zum Büro der Sozialarbeiterin umgebaut. Die undichten Klos darüber lösten die Deckenplatten, die inzwischen erneuert wurden. Tatjana Kongeter klagt über den Modergeruch, wenn sie morgens ihr Büro betritt.

Rund 320 Grundschüler und 30 Kinder in Klassen für Erziehungshilfe besuchen die Schule an der Bugginger Straße. Viktoria findet es eklig, auf die Toilette direkt neben ihrem Klassenzimmer zu gehen. Die Neunjährige verkneift sich den Harndrang lieber. "Das tut weh". Und mit Trinken ist sie, ebenso wie Klassenkamerad Hussein, auch zurückhaltend, obwohl es einen Trinkwasserbrunnen in der Pausenhalle gibt und, wie Fachleute sagen, nur gut denken kann, wer auch genügend trinkt. Das wissen die beiden Viertklässler, aber sie wollen möglichst ohne Klogang auskommen zwischen Schulbeginn um 8.30 und Ende um 13.10 Uhr. Die Tür zu ihrem Klassenzimmer halten sie immer geschlossen.

Schule wurde laut Schulleiter vertröstet

Die Zustände sind, wie der kommissarische Schulleiter Johannes Schubert berichtet, schon lange so. Vor zwei Jahren sei die Schule vertröstet worden: Im Zuge der anstehenden Generalsanierung und des geplanten Neubaus würden auch die Toiletten neu gemacht. Die Neu- und Anbauten zum Ganztagsbetrieb werden laut Stadtverwaltung auf das Jahr 2016 verschoben – und für die Sanierung gibt es nicht einmal einen Termin.

Vor zwei Wochen griffen die Schülerinnen und Schüler der 4c zur Selbsthilfe. Sie schrieben eigenhändig Briefe an die Bürgermeisterriege und an die Fraktionen im Gemeinderat, um auf ihre sanitäre Notlage aufmerksam zu machen. Auf die Reaktion mussten sie nicht lange warten: Sie hatten schon Besuch von den Stadträten Lothar Schuchmann (Linke Liste) und Klaus Schüle (CDU), der wiederum selbst einen Brief an den Oberbürgermeister schrieb: Die Schülerinnen und Schüler hätten "ein Recht auf eine kurzfristig realisierbare und dauerhafte Verbesserung". Auch weitere Stadträte aus anderen Fraktionen haben den Kindern geschrieben.

Doch laut Rathaus kann eine Sanierung der stinkenden Klos frühestens in die Sommerferien vorgezogen werden (die BZ berichtete). Da wechseln die jungen Briefeschreiber von der 4c allerdings in andere Schulen.

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