Südstaatengeneräle und Sklavenprofiteure: Reihenweise werden umstrittene Denkmale gestürzt. Der Freiburger Historiker Jörn Leonhard ordnet das ein – und warnt vor Geschichtsblindheit.
BZ: Herr Leonhard, in den USA werden Kolumbusstatuen vom Sockel gestürzt, ebenso Generäle der sklavenhaltenden Südstaaten, in England landete die Statue des Sklavenhändlers Edward Colston im Fluss. Was unterscheidet diese Denkmalstürze von denen der Lenin- und Marx-Statuen 1989/90 oder denen von Saddam Hussein im Irak?
Leonhard: Nur auf den ersten Blick gibt es Ähnlichkeiten: Gesellschaftliche Unzufriedenheit und ein spezifischer Anlass suchen sich ihre symbolischen Ventile. Ein Denkmalsturz scheint den unwiderruflichen Schnitt gegenüber der Vergangenheit zu dokumentieren. Das glaubt jeder auf den ersten Blick zu verstehen, so wie in vielen historischen Autodafés – auch wenn es auf den zweiten Blick viel widersprüchlicher ist.
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