Freiburger Notfallmediziner zur Hitze beim CSD: "Möglichst wenig Bewegung in der prallen Sonne"

BZ: CSD – das bedeutet Tanzen, Feiern und Alkohol. Keine ganz unproblematische Kombi bei großer Hitze. Oder?

Ja. Bei Hitze kommen wir alle ins Schwitzen, selbst Menschen, die am Schreibtisch sitzen. So regulieren wir den Wärmehaushalt unseres Körpers. Bei jemandem, der bei hohen Temperaturen auch noch feiert, tanzt oder sich anderweitig sportlich bewegt, läuft diese Hitzeregulation auf Hochtouren – drei bis vier Liter kann man durchaus verlieren. Flüssigkeit, die uns dann fehlt. Und die wir unserem Körper schleunigst wieder zuführen sollten. Am besten sind Wasser und isotonische Getränke, denn beim Schwitzen verlieren wir auch Salze und Mineralien. Auf Alkohol sollte bei so einem Wetter besser verzichtet werden, denn Alkoholisierte merken meistens zu spät, dass ihrem Körper Flüssigkeit fehlt. Die Folge: Schwindel, Kopfschmerzen, Schwäche, kurz ein Hitzestich, der im schlimmsten Fall zu Fieber, Ohnmacht, Hirnschädigung und einem Multiorganversagen, dem Hitzeschlag, führen kann.

BZ: Wie können sich Teilnehmende der Parade, aber auch anders Sommeraktive bei großer Hitze einigermaßen fit halten?

Ich rate zu möglichst wenig Bewegung in der prallen Sonne. Und wenn man sich doch bewegen will, dann unbedingt viel trinken, aber eben keinen Alkohol, keinen Kaffee, sondern Wasser und Isotonisches. Wer kann, sollte sich zwischendurch immer wieder in den Schatten zurückziehen und luftdurchlässige und schützende Kleidung tragen, eine weite Hose, ein dünnes, langärmeliges Hemd. Zugegeben, am CSD ist das vielleicht nicht so angesagt. Aber auf jeden Fall sinnvoll. Ich rate außerdem zu einer Kopfbedeckung und Sonnencreme. Bei diesen Temperaturen sollte man frühzeitig auf Warnsymptome wie Schwindel und Kopfweh achten.

BZ: Wie bereitet sich die Uniklinik auf solche Hitzewochenenden vor, an denen Großveranstaltungen wie der CSD laufen?

In der Notfallaufnahme der Uniklinik fahren wir bei großer Hitze keine extra Schichten. Vorbereitet sind wir natürlich trotzdem. Jede Jahreszeit hat ihre spezifischen Einweisungsdiagnosen: Im Winter sind es mehr Grippefälle, Infektionen oder auch Skiunfälle, im Sommer kommen dann häufiger Radunfälle, aber möglicherweise auch Menschen, die zu viel Hitze abbekommen haben. Außerdem gibt es ja nicht nur die Uniklinik: Gerade bei solchen Veranstaltungen wie dem Christopher Street Day werden Patienten von allen Freiburger Krankenhäusern und dem Rettungsdienst selbst abschließend versorgt.

Hans-Jörg Busch (53) leitet am Universitätsklinikum Freiburg das Zentrum für Notfall- und Rettungsmedizin.