"Refascent" bündelt Interessen
Annika Enning
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LEUTE IN DER STADT: Der 17-jährige Schüler Fabio Debus hilft mit seiner preisgekrönten App Flüchtlingen und Einheimischen.
Wie man Geflüchteten helfen kann, sich in ihrer neuen Umgebung zu integrieren, wird häufig diskutiert. Wie Geflüchtete den Alltag Ortsansässiger erleichtern können dagegen weniger. Der Freiburger Schüler Fabio Debus hat eine App entwickelt, die beides ermöglichen soll – über ein mehrsprachiges Kommunikationsnetzwerk soll die gegenseitige Hilfe zwischen Geflüchteten und Deutschen über eine Art Kleinanzeigensystem organisiert werden. Für die Entwicklung der App hat der 17-Jährige bereits einen Gründerpreis abgeräumt.
Der Name der App "refascent" – von "refugee" und "ascent", auf Deutsch "Flüchtling" und "Aufstieg" – zeigt, welche Hoffnung Debus außerdem in das Projekt steckt. Mir der App will er Geflüchtete in Kontakt mit Deutschen bringen und ihnen den sozialen Aufstieg erleichtern. "Ihr Ansehen erhöhen", sagt Debus. Warum es dazu eigentlich eine App braucht? "Weil heute fast alle ein Handy haben", antwortet der Schüler. Eine Anwendung fürs Mobiltelefon sei für sein Projekt praktischer, als eine Website im Internet. Außerdem: Debus’ App kann übersetzen.
Eine der größten Hemmschwellen im Kontakt mit geflüchteten Menschen ist die Sprache. Die "refascent"-App versucht, dieses Problem durch maschinelle Übersetzung zu lösen. Theoretisch kann jeder die App nutzen und Anfragen über ungefähr 28 verschiedene Sprachen stellen – das Programm übersetzt dann, mehr oder weniger gut, wie Debus zugibt, den Inhalt und leitet ihn beispielsweise auf Deutsch an lokale Helfer weiter. Zwar passe die Satzstellung nicht immer genau, aber grundsätzlich sei der Inhalt verständlich. Einziges Problem: Nicht alle können lesen und schreiben. Deswegen arbeitet Debus mit Übersetzern an einer Sprachfunktion.
Nachdem er die Idee Anfang des Jahres entwickelt und einen Businessplan erstellt hatte, hat sich Debus für die Softwareentwicklung an die Schweizer Firma Integration Alpha, eine Art Beratungsdienstleister im Informatikbereich, gewendet. Er steht im Dialog mit einem Mitarbeiter der Firma in Serbien – alles auf Englisch und online, versteht sich. "Der bringt auch eigene Ideen für Funktionen ein", so Debus. Trotzdem bedeutet das Projekt viel Arbeit für den Zwölftklässler. Anfangs sei es ziemlich stressig gewesen, da habe er viel abends und nachts gearbeitet. "Mittlerweile geht’s". In den Sommerferien will Debus sich ganz dem Projekt widmen.
Für den ersten Platz beim Gründerwettbewerb "Startup Teens" in der Kategorie "Soziales Engagement" hat Debus 10 000 Euro Preisgeld erhalten, die in die Gründung seiner eigenen GmbH fließen sollen. Die Idee: "refascent" wird das Aushängeprojekt eines gemeinnützigen Vereins, der Spenden sammelt. Dahinter steht ein Unternehmen, das sich mit Strategieberatung befasst. Details stehen noch keine fest, erst mal will Debus sich ein ungefähr 15-köpfiges Team aus Sozialarbeitern und Administratoren zusammenstellen. Kontakt zu Interessenten beim Roten Kreuz und bei der Deutschen Handelskammer hat er schon. Letztere sei dann auch an der Einbindung kommerzieller Dienste wie der Vermittlung von Mobilfunkverträgen und Praktika interessiert – den wirtschaftlichen Grundgedanken, mit Problemlösung Gewinne zu erwirtschaften, hat der Schüler des Wirtschaftsgymnasiums also durchaus gedacht. Für die Zukunft sieht er sich eher nicht in Freiburg, ein Studium wie "International Management" kann er sich gut vorstellen. Der Gründerszene möchte er auf jeden Fall treu bleiben – aber erst mal Abitur machen.
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