Für Eichen müssen andere weichen
Nach der Holzernte ist vor der Waldpflege – das gilt auch für Revierleitern Ronja Schneider vom Amt für Waldwirtschaft, die den Wald der Gemeinde Kappel-Grafenhausen betreut. .
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen

Ronja Schneider steht mit Sprühdosen ausgerüstet in einem jungen Baumbestand nahe der Grafenhausener Hütte. Sie ist gerade dabei, die Bäume zu markieren, die von den Forstarbeitern in den nächsten Wochen entnommen werden sollen. Bei der Fläche handelt es sich um eine sogenannte Lothar-Fläche. Das bedeutet, dass der vorher stockende Fichtenbestand an den Weihnachtsfeiertagen 1999 vom Orkan Lothar fast vollständig umgeworfen wurde. Seitdem ist auf der Fläche viel passiert. "An dieser Fläche erkennt man sie Selbstheilungskräfte der Natur", schwärmt die Försterin. Der fichtendominierte Bestand habe sich zu einem artenreichen Mischwald mit zehn Baumarten aus Naturverjüngung entwickelt. Außer Fichten, Tannen und Kiefern sind auch einige Mischbaumarten wie Douglasie, Kirsche und sogar Eichen zu finden. Und genau auf die hat es Ronja Schneider abgesehen.
"Gerade die heimischen Mischbaumarten spielen im Zuge des Klimawandels eine entscheidende Rolle. Sie sind in der Regel besser an das zukünftige Klima angepasst und helfen uns, die Vielfalt in unseren heimischen Wäldern weiter auszubauen", erklärt Schneider. Diese zu erhalten und nach Möglichkeit zu mehren, sei deshalb das zentrale Ziel der Maßnahme. Die Douglasie, neben der die Försterin steht, bekommt einen weißen Farbkringel. Sie darf als sogenannter Zukunftsbaum stehen bleiben. Dafür müssen benachbarte Fichten weichen. Sie bekommen einen roten Strich und werden später gefällt.
Ein paar Meter weiter ändert sich das Waldbild auf einmal deutlich. Mitten zwischen all den Tannen und Fichten stehen einige Eichen. Ronja Schneider zückt sofort die rote Sprühdose und markiert Nadelbäume, die den Eichen in die Krone einwachsen. "In meinem Baumartenranking für diese Fläche steht die Eiche an oberster Stelle", sagt die Försterin, die das Revier seit September 2023 leitet. Im Zweifel bedeutet das, dass auch mal eine Douglasie zur Förderung einer Eiche entnommen werden muss.
"Unser Bewirtschaftungskonzept für die Wälder im Forstbezirk Lahr sieht vor, dass wir die zukünftige Klimaanpassung und den wirtschaftlichen Ertrag für die Gemeinden in einem möglichst ausgewogenen Verhältnis zueinander erzielen wollen", ergänzt Jakob Franz, der die Forstbezirksleitung am Amt für Waldwirtschaft seit Januar begleitet. Es sei deshalb wichtig, dass man mit möglichst effizientem Ressourceneinsatz das bestmögliche Ergebnis für die Waldbesitzer erziele. "Wir arbeiten mit dem, was uns die Natur bietet und ergänzen nur dann kleinflächig, wenn uns die Naturverjüngung in ihrer Zusammensetzung nicht ausreichend erscheint", erklärt der Förster. Deswegen planen Schneider und Franz, im Herbst weitere Bäume am Rande der Fläche zu pflanzen. Es sollen unter anderem Eichen und Linden, aber auch Hybridnüsse gepflanzt werden.
Außer den waldbaulichen Aspekten planen die Forstleute auch die technische Umsetzung sowie die Vermarktung des anfallenden Holzes. Die hat es in sich. "Diese dichten Jungbestände mit ihren geringen Durchmessern stellen ganz besondere Herausforderungen für unsere Forstunternehmen und Holzvermarktungsorganisationen dar", erklärt Ronja Schneider.
Das Holz zu gewinnen sei aufwändig, die Menge gering. Ein großer Gewinn sei deshalb für die Gemeinde nicht zu erwarten. Man wolle aber die derzeit guten Holzpreise nutzen, um diese waldbaulich notwendigen und sinnvollen Maßnahmen möglichst kosteneffizient umzusetzen.
Jakob Franz ergänzt, dass es sich bei den Waldpflegemaßnahmen in diesen jungen Bestandsphasen um Zukunftsinvestitionen handele, die den Erhalt der Leistungsfähigkeit der heimischen Wälder dauerhaft gewährleisten soll. Es brauche deshalb private und kommunale Waldbesitzende wie die Gemeinde Kappel-Grafenhausen, die ihre Forstbetriebe mit entsprechenden Mitteln ausstatten.