Erinnerung

Große Resonanz: Gedenkveranstaltung in Kappel-Grafenhausen erinnert an Opfer des Zweiten Weltkriegs

Um an die Opfer des Zweiten Weltkriegs zu erinnern, hat der Arbeitskreis Historie eine Gedenkveranstaltung organisiert. Eine Doku, eine begleitende Ausstellung und Gespräche mit Zeitzeugen zogen viele Gäste an.  

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Die 96-jährige Elsa Pfeifer (vorne) er...ährend und nach dem Zweiten Weltkrieg.  | Foto: Rudi Rest
Die 96-jährige Elsa Pfeifer (vorne) erzählte Bürgermeister Philipp Klotz zusammen mit ihrer 88-jährigen Schwester Irma Rest (hinten rechts) so einiges über die Zeit während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Foto: Rudi Rest

Auf großes Interesse stieß die Gedenk- und Filmveranstaltung des Arbeitskreises Historie in der Halle Grafenhausen. Zahlreiche Besucher folgten der Einladung, um den Dokumentarfilm "Kriegsmomente – Tage des Schreckens in Kappel und Grafenhausen" anzusehen, der vor zehn Jahren produziert wurde und nun erneut gezeigt wurde, teilt der Arbeitskreis mit. Die Veranstalter hatten den Termin bewusst auf den Vorabend des Volkstrauertages gelegt.

In einer gemeinsamen Gedenkrede erinnerten Rudi Rest, Sprecher des Arbeitskreises, Bürgermeister Philipp Klotz und Pfarrer Josef Rösch an die Opfer des Zweiten Weltkriegs, der mit dem von Adolf Hitler befohlenen Überfall der Deutschen auf Polen begann. "Wir tragen Verantwortung, das Leid der Vergangenheit nicht zu vergessen", betonte Rudi Rest. Bürgermeister Klotz ergänzte: "Gedenken bedeutet für uns, den Frieden aktiv zu schützen, gerade heute." Pfarrer Rösch erinnerte daran, "dass Versöhnung der einzige Weg ist, den Kreislauf aus Hass und Gewalt zu durchbrechen".

Auswirkungen von Krieg und Zerstörung wurden deutlich

Eine Sargattrappe, eine sogenannte Tumba (siehe Info), diente als symbolisches Mahnmal für die zahlreichen Toten aus der Gemeinde. Insgesamt 147 gefallene Soldaten, 56 Vermisste sowie zehn zivile Opfer wurden namentlich in Erinnerung gerufen – darunter der neunjährige Richard Hund als jüngstes Opfer. Der Film habe bei vielen älteren Besuchern persönliche Erinnerungen wachgerufen. Jüngere Zuschauer seien nachdenklich darüber geworden, welche Auswirkungen Krieg und Zerstörung auf die Zivilbevölkerung hat. "Gerade heute sind diese Bilder erschreckend aktuell", betonten die Organisatoren.

Mit einer sogenannten Tumba, einer Sargattrappe, wurde den Verstorbenen gedacht.  | Foto: Rudi Rest
Mit einer sogenannten Tumba, einer Sargattrappe, wurde den Verstorbenen gedacht. Foto: Rudi Rest

Großes Interesse fand auch die begleitende Ausstellung, schreibt der Arbeitskreis weiter. Auf Stellwänden wurden historische Dokumente, Briefe, Fotos und Gegenstände präsentiert: Feldpost aus Gefangenenlagern, Trauer- und Abschiedsbriefe, Schreiben des damaligen Freiburger Erzbischofs Conrad Gröber sowie Musterungsbescheinigungen, Wehrpässe und ein "Kreuz der Deutschen Mutter". Auch an die Heimkehr des letzten Kriegsgefangenen aus der Gemeinde, der erst im Januar 1950 zurückkehrte, wurde erinnert.

Der Arbeitskreis Historie ist für die große Resonanz und das Interesse an der lokalen Zeitgeschichte dankbar. Die Veranstaltung machte deutlich, wie wichtig Erinnerungsarbeit bleibt.

Was ist eine Tumba?

Eine Tumba, in diesem Zusammenhang eine Sargattrappe, wurde als Teil einer Trauerfeier für einen gefallenen Soldaten in einer Kirche aufgestellt, um den Verstorbenen zu ehren. Leichname von Soldaten wurden oft nicht in deren Heimat, sondern an einem anderen Kriegsschauplatz beigesetzt. Die Familien konnten daher meist nur an der Tumba Abschied nehmen, während der tatsächliche Grabplatz unbekannt war. Auch in den hiesigen Gemeinden wurden solche Tumbas in den Kirchen errichtet, um bei einer Todesnachricht der gefallenen Soldaten zu gedenken. In Grafenhausen existieren ebenfalls einige Aufnahmen solcher Tumbas, was darauf schließen lässt, dass der damalige Ortsgeistliche, Pfarrer Wilhelm Keller, im Besitz eines Fotoapparates war, der Bilder selbst aufnahm und sie den Angehörigen als kleinen Trost überreichte. Wurde ein Requiem oder eine Totenmesse gefeiert, war die Beteiligung der Bevölkerung stets sehr groß.

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