Interview

Fuest: Europa muss kein Zentralstaat werden

Der Ökonom Clemens Fuest fordert einen radikalen Kurswechsel im Umgang mit der Schuldenkrise: Überschuldete Eurostaaten müssten pleitegehen können, ohne die Banken mit umzureißen.  

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Aus Furcht vor  einer Finanzkrise wurden Pleiten von Eurostaaten  verhindert.  | Foto: Emily Wabitsch
Aus Furcht vor einer Finanzkrise wurden Pleiten von Eurostaaten verhindert. Foto: Emily Wabitsch
BZ: Herr Fuest, der Euro sollte Europa einen helfen, nun droht er es zu spalten. Viele Deutsche werfen den Menschen in den Krisenländern vor, sich nicht anzustrengen. Dort heißt es, die Kanzlerin trete in Brüssel auf wie eine Zuchtmeisterin. Wie konnte es so weit kommen?
Fuest: So negativ würde ich es nicht sehen. Immerhin lernen wir Europäer uns in der Krise besser kennen. Früher wussten wir viel weniger über griechische oder portugiesische Politik als heute. Aber in der Tat gibt es Konflikte. In Europa verfestigt sich der Eindruck, dass die Deutschen anderen Vorschriften machen. Wir haben uns selbst in diese missliche Lage gebracht, weil wir für die Schulden anderer haften – zum Beispiel über Hilfskredite. Haftet jemand für einen anderen, kann er ihm nicht die freie Entscheidung lassen, wie er sein Geld ausgibt. Weil sich diese Entscheidung niemand gern nehmen lässt, ...

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