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Gangnam-Style: Südkoreas Ritt zum Ruhm

Der Youtube-Hit "Gangnam Style" hat Südkorea in den Fokus der globalen Popkultur gerückt. Nun versucht das Land, damit Kasse zu machen.  

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Psy mit Tänzerinnen  | Foto: AFP
Psy mit Tänzerinnen Foto: AFP
Kürzlich während einer internationalen Konferenz in Südkorea: Die Teilnehmer kommen leicht abgeschlafft aus der Mittagspause, und die Veranstalter versuchen deshalb, sie mit etwas Gruppengymnastik wieder in Schwung zu bringen. Das gesetzte Publikum – koreanische und deutsche Politiker, Diplomaten, Professoren und Experten – macht dabei höflich mit, räkelt sich, dehnt sich und kreist sogar mit den Hüften. Dann legen die jungen Vorturnerinnen Musik auf. "Are you ready to shake your body?", rufen sie fröhlich in die Runde und beginnen, auf imaginären Pferden über die Bühne zu hopsen. Es musste ja kommen: "Gangnam Style".

Seit drei Monaten ist der Hit des Rappers Park Jae-sang, besser bekannt unter seinem Künstlernamen "Psy", in Südkorea omnipräsent. Ob im Fernsehen oder im Radio, auf Hochhauswänden oder in der Werbung, an "Gangnam Style" führt derzeit kein Weg vorbei. Auch in Gesprächen lassen die Südkoreaner keine Gelegenheit aus, mit einem Verweis auf das Lied einen sicheren Lacher zu landen. Begeistert beobachten sie, wie der Hit mit dem schrägen Pferdetanz, der als Youtube-Video weltberühmt geworden ist, ihr Land in den Fokus der globalen Popkultur gerückt hat.

Neues Touristenziel in Seoul – der Stadtteil Gangnam

Eine halbe Milliarde mal wurde das 3,39-Minuten-Filmchen inzwischen angesehen. Das Guinness Buch der Rekorde führt "Gangnam Style" als das Video mit den meisten Like-Klicks aller Zeiten. Medien in aller Welt reißen sich um Auftritte von Psy, und Dutzende Fans haben ihre eigenen, teils aufwändig produzierten Parodien ins Netz gestellt, von Obama- oder Romney-Style bis hin zur Herr-der-Ringe-Adaption. Tanzgruppen in aller Welt üben die "Gangnam-Style"-Choreographie, von amerikanischen Cheerleadern bis zu philippinischen Gefängnisinsassen. Popsternchen Brittney Spears hat die Schritte ebenso ausprobiert wie Formel-1-Star Sebastian Vettel und Großbritanniens Premier David Cameron. UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon, selbst Koreaner, rühmte den Schlager als "Kraft für den Weltfrieden".

Kein Wunder, dass Südkorea versucht, den Hype auch wirtschaftlich zu nutzen. Am Flughafen in Seoul werden Touristen mit Plakaten begrüßt, die sie "in der Stadt des Gangnam-Styles" willkommen heißen. Hotels vermarkten spezielle "Gangnam-Style"-Urlaube, in Zusammenarbeit mit dem koreanischen Tourismusverband, der Touren durch den Stadtteil Gangnam anbietet, nach dem das Lied benannt ist. Dazu gehören neben Besichtigungen einiger Drehorte auch Besuche in Coffee-Shops, Boutiquen und Clubs. Dass Psys Video den Stadtteil herzhaft auf die Schippe nimmt, tut der Beliebtheit keinen Abbruch. Gangnam sei die Welt von Typen, die ihren Kaffee heiß trinken, die vor Ideen strotzen statt vor Muskeln und denen nachts das Herz explodiere, skandiert der dickliche Rapper, während er in Pferdeställen, U-Bahnen und Fahrstühlen auf Frauenjagd geht.

"Für unser Geschäft ist der Hit das Beste, was uns passieren konnte", sagt ein Verkäufer in der Coex-Mall, einem von Gangnams größten Einkaufszentren. "Touristen und Einheimische finden es gleichermaßen schick, hier einzukaufen." Auch der Elektronikkonzern Samsung hofft, dass er im Dauerstreit mit dem Konkurrenten Apple punkten kann, indem er Psy als Werbefigur verpflichtet hat.

"Das Lied ist ein Beispiel für Koreas beeindruckende kulturelle Leistungen", sagt Park Kwang-jack, Ökonom an der Sungkyunkwan-Universität. "Die koreanische Sprache hat sogar einen eigenen Begriff gebildet, um diesen Trend zu benennen: Hanryu – koreanische Welle." Dieses Schlagwort kursierte allerdings schon lange vor "Gangnam Style" und stand vor allem für den Erfolg von koreanischen Seifenopern und Popbands (sogenannter "K-Pop") in asiatischen Ländern. Doch mit Psys Erfolg hoffen die Koreaner nun, auch im Rest der Welt Anerkennung zu finden und aus dem Schatten ihrer großen Nachbarn China und Japan heraustreten zu können.

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