Eishockey
Garstig statt knuffig: EHC Freiburg will sich mit einem neuen Spielstil durchsetzen
Der EHC Freiburg startet mit einem markant veränderten Kaderprofil in die DEL-2-Saison. Die Vorbereitung zeigt: Der Eishockey-Zweitligist spielt physischer und giftiger.
Do, 18. Sep 2025, 7:00 Uhr
EHC Freiburg
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Ehedem wandelte die ironische Mär umher, dass bajuwarische Eishockeyspieler von klein auf mit Stierblut aufgezogen werden. Abwegig erschien der alternative Ernährungsplan nicht. Man denke an den Nachwuchs aus Bad Tölz, der gefühlt jährlich mehr Schränke aus Fleisch und Blut produzierte als eine schwedische Möbelkette ebensolche aus Holz. Der penetrante Eindruck, den die bajuwarischen Stiere auf Kufen erweckten: groß, grob, garstig.
Das fiel umso mehr auf, wenn es gegen die filigranen Puckrastellis des EHC Freiburg ging. Schmächtige Feinmechaniker, die allenfalls mal an der Magermilch nippen durften. Zuweilen schien es, als würde jeder Freiburger Nachwuchsspieler, der wagte, seine Körpergröße den 1,80 Meter entgegenzustrecken, aus der Eishalle verbannt. Der penetrante Eindruck, den dann auch die EHC-Profiteams erweckten: klein, künstlerisch, knuffig.
Das EHC-Team ist nun deutlich größer, schwerer und älter
Wer nun einen Blick auf die Zweitliga-Equipe aus Freiburg wirft, könnte meinen, dass im Sommer die zarten EHC-Pflänzchen täglich mit einem Kännchen Stierblut gefüttert wurden. In der Vorsaison waren die Freiburger das kleinste DEL-2-Team (Schnitt: 181,45 Zentimeter) und auch das leichteste (81,12 Kilogramm). Die jetzige Steigerung ist markant, sowohl bei Durchschnittsgröße (9./183,54 Zentimeter) als auch -gewicht (6./84,34 Kilogramm).
Bewirkt hat den Zuwachs an Größe wie Masse die – im normalen Umfang liegende – Kaderveränderung (sieben Zugänge, elf Abgänge). 2023/24 war der EHC im Schnitt fast gleich groß und schwerer, doch der Unterschied zu jener Saison ist: Heuer schlagen sich unter Trainer Martin Stloukal die Kennzahlen in einem prägnanteren physischen Spiel nieder. "Das ist der Stil, den Martin spielen möchte", sagt Sportchef Peter Salmik. Mehr Robustheit, mehr Durchsetzungskraft, mehr Checks, mehr Präsenz vor dem Tor. Darauf wurde der Kader ausgerichtet. Und: In der Vorbereitung ließen sich die Freiburger bei Disputen nicht herumschubsen. Garstig statt knuffig.

Gegenüber dem letztjährigen Start hat sich auch der Altersschnitt von 25,96 auf 27,54 Jahre erhöht. Lediglich vier Feldspieler zählen zur U-24-Fraktion. Im jüngeren Segment des Spielermarktes fand der EHC nicht die gewünschten Profile, "und wenn, dann war es zu teuer", erklärt Salmik. Möglicherweise ergeben sich aber weitere Förderlizenzen aus der DEL neben Eigengewächs Niclas Hempel, über dessen Einsatz bei seinem neuen Erstliga-Club Schwenninger Wild Wings oder beim EHC "von Woche zu Woche" entschieden werde.
Aufgrund bestimmter (Alters-)Restriktionen in der DEL2 hat die Altersstruktur des EHC-Kaders zur Folge, dass je nach Spieltagsaufgebot und ohne Ausfälle bis zu zwei, mit dem frühestens für Dezember erwarteten Comeback von Verteidiger Maximilian Leitner (Aufbautraining nach Kreuzbandriss) bis zu drei Profis auf der Tribüne sitzen müssen. Weil der Kanadier Shawn O’Donnell für den Erhalt der deutschen Staatsbürgerschaft noch weitere Prüfungen bestehen muss, wird bis dahin auch einer der aktuell fünf Kontingentspieler (vier dürfen pro Partie eingesetzt werden) aussetzen müssen.
Tor: Patrik Cerveny, Christian Goss, Fabian Hegmann. Abwehr: Alexander De Los Rios, Petr Heider, Niclas Hempel (Förderlizenzspieler der Schwenninger Wild Wings), Kilian Kühnhauser (Starbulls Rosenheim), Maximilian Leitner, Samuel Schindler (Dresdner Eislöwen), David Trinkberger (Krefeld Pinguine), Sameli Ventelä. Sturm: Julian Airich (Hammer Eisbären), Paul Bechtold, Christian Billich, Eero Elo, Travis Ewanyk (Starbulls Rosenheim), Fabian Ilestedt, Christian Kretschmann (Krefeld Pinguine), Nikolas Linsenmaier, Lukas Mühlbauer (Ravensburg Towerstars), Shawn O’Donnell, Matej Pekar, Tomas Schwamberger, Sebastian Streu.
Abgänge: Yannik Burghart (ESV Kaufbeuren), Brady Gilmour (Manchester Storm/Großbritannien), Leo Hafenrichter (Grizzlys Wolfsburg), Connor Korte (Dresdner Eislöwen), Dennis Miller (Kalamazoo Wings/USA), Marvin Neher (Saale Bulls Halle), Calvin Pokorny, Daniel Schwaiger (war Förderlizenzspieler der Schwenninger Wild Wings/beide Blue Devils Weiden), Filip Reisnecker, Hannu Tripcke (war ausgeliehen von Löwen Frankfurt/beide Lausitzer Füchse), Georgiy Saakyan (Ziel unbekannt),
Die Leistungen in der Vorbereitung hinterließen im Freiburger Lager gemischte Gefühle. Verbessert sieht Salmik derweil einen letztjährigen Problembereich: die Kondition. Hierfür arbeitete der EHC mit Leistungsdiagnostiker Thomas Klingenberger zusammen, "er hat eine neue Sichtweise und neues Knowhow eingebracht", sagt der Sportchef.
"Unser Wunsch ist, dass wir uns direkt für die Playoffs qualifizieren."EHC-Sportchef Peter Salmik
Mit dem Klassenerhalt als oberste Prämisse im Hinterkopf äußert Salmik "unseren Wunsch, dass wir uns direkt für die Playoffs qualifizieren". Das heißt: Platz sechs. Der Sportchef ist sich bewusst, dass dies eine schwierige Aufgabe ist, auch weil das Niveau der DEL2 "deutlich zugelegt hat". Für diese Saison haben sechs der 14 Zweitligisten die notwendigen Unterlagen für einen DEL-Aufstieg eingereicht: Düsseldorfer EG, Kassel Huskies, Krefeld Pinguine, EV Landshut, EV Ravensburg und Starbulls Rosenheim.
Zum Auftakt am Freitag beim EC Bad Nauheim (19.30 Uhr, live auf Sporteurope.tv) und am Sonntag gegen den achtmaligen Meister und DEL-Absteiger Düsseldorf (18.30 Uhr, Echte-Helden-Arena) könnte Chris Billich sein Comeback geben. Der Stürmer hatte sich wie Nikolas Linsenmaier im ersten Testspiel verletzt. Der neue Kapitän könnte zum zweiten Liga-Wochenende einsatzbereit sein. Billich und Linsenmaier sind zwei der fünf Spieler im EHC-Kader, die unter 1,80 Meter groß sind. Vier davon sind – natürlich – Freiburger Eigengewächse. Am fehlenden Stierblut liegt’s sicher nicht.
Einer, dem wahrhaftig die Fütterung seiner Profis mit Stierblut nachgesagt wurde: Trainerlegende Hans Zach. 2024 befragte ihn die Frankfurter Rundschau anlässlich seines 75. Geburtstages über Mythen, die ihn begleiten. "Es hieß, Sie rieten Ihren Spielern, Stierblut zu trinken", lautete die Frage an Zach, zu seiner Spielerzeit selbst nur 1,75 Meter groß. "Darüber muss ich lachen", meinte der gelernte Metzgermeister aus Bad Tölz. "Ein Rindsblut, das trinkst du nicht."
Profi in Schwenningen: Wie es Mirko Höfflin vom Freiburger Eishockey-Nachwuchsstar zum Wild-Wings-Leader geschafft hat