Gibt es Tiere ohne Augen?

Auch Sachbücher passen auf den Gabentisch: Vier ausgewählte Werke für Kinder.

Kurze Tage, lange Nächte – da bleibt viel Muße für spannende Schmöker. Die hier vorgestellten Sachbücher bieten jede Menge Stoff für Schlaumeier, Entdecker und alle jene, die lieber Bilder als Bleiwüsten mögen.

Gleich aus zwei Richtungen entführt "Unter der Erde – Tief im Wasser" auf abstrahierten Querschnitten bis hinunter zum glühenden Erdkern, der sich in der Mitte dieses großformatigen Wendebuchs befindet: Würmer und Wimmeltiere, Vulkane und Höhlenlabyrinthe, U-Bahnen und Bergwerke, Fossilien und archäologische Funde – das und vieles mehr präsentiert das Warschauer Künstlerpaar Mizielinscy auf den doppelseitigen detailverliebten Illustrationen in pointiertem Comicstil. In farblich abgesetzten Panels gibt es knackige Zusatzinformationen: Wie lang können Baumwurzeln werden? Wo ist das tiefste Loch der Welt und gibt es wirklich Tiere ohne Augen? Einmal umgedreht, lässt es sich dann bis zum Marianengraben tauchen. Originell aufbereitetes Spezialistenwissen!

Grandios bebildert und gestaltet ist auch "Der illustrierte Atlas der Architektur", der im Stil alter Plakate rund 180 Bauwerke quer durch alle Epochen und Kulturen vorstellt: Brücken und Türme, Häuser und Hotels, Museen und Denkmäler, Sakralbauten und Stadien. Doppelseitige Übersichtskarten zeigen ihre Lage auf den Kontinenten, Einzeldarstellungen laden samt spannenden Steckbriefen zum Stöbern ein: Da gibt es Hochhäuser für fünftausend Menschen, riesige Lehm- Moscheen, Promenaden hoch über dem Dschungel, Gebäude aus recycelten Dosen und Reifen, in Granit gesprengte Monumentalskulpturen, Futuristisches, Kurioses und Preisgekröntes. Eine fantastische Bilderreise für Weltenbummler.

Eine Landschaft entpuppt sich als Horde schlafender Riesen, Tiere verwandeln sich mittels Klappen in bizarre Fantasiewesen, eine Drehscheibe zaubert immer neue Gesichter und verzerrte Perspektiven foppen das Auge: "Stell dir vor", so der Titel dieses Bilderbuchs, das, meisterhaft illustriert, jede Menge optische Täuschungen, Denk- und Rätselspiele versammelt. Dabei entführt jede Seite in neue surreale Welten, in denen ein Ochsentigerelefant und Fahrräder mit quadratischen Rädern noch zu den harmlosen Dingen gehören. Einer verrücktes Guck-abenteuer mit leichtem Gruselfaktor.

Ein kunterbuntes Liniengewirr, aus dem sich mit Hilfe einer Farbzauberlupe mit roten, blauen und grünen Folien wie von Zauberhand mal exotische Pflanzen, mal tag- oder nachtaktive Tiere hervorschälen – das opulente Natursachbuch "Magische Welten" gehört zum Innovativsten, was es derzeit auf dem Markt gibt. Präsentiert werden auf den doppelseitigen Wimmelbildern mit filigranen naturgetreuen Zeichnungen zehn der artenreichsten Regionen der Welt wie das Gangesbecken, die australische Simpson-Wüste oder der Kongo-Regenwald. Im Artenführer werden die Tiere einzeln vorgestellt. Ein spektakuläres und grafisch sehr ästhetisch aufbereitetes Erlebnis zum Abtauchen, bei dem man sich fühlt wie auf Expedition.

Aleksandra und Daniel Mizielinscy: Unter der Erde – Tief im Wasser. Aus dem Polnischen von Thomas Weiler. Moritz Verlag, Frankfurt am Main 2016. 112 S. 29 Euro.Ab 7 Alexandre Verhille/ Sarah Tavernier: Der illustrierte Atlas der Architektur voller merkwürdiger Bauwerke. Aus dem Französischen von Claudia Sandberg. Verlag Kleine Gestalten, Berlin 2016. 48 S., 22,90 Euro. Ab 8.

Norman Messenger: Stell dir vor… Aus dem Englischen von Matthias Hackemann. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2016.
32 S., 19,95 Euro. Ab 5.
Rachel Williams/ Carnowsky: Magische Welten. Aus dem Englischen von Ute

Löwenberg. Prestel Verlag, München 2016. 64 S. 29,99 Euro. Ab 7

Ressort: Literatur & Vorträge