Gesundheit
Grippewelle erfasst Deutschland – Impfquote auf Rekord-Tiefststand
Impfungen wie gegen Grippe und Covid-19 werden von Erwachsenen zu wenig genutzt. Das nutzt vor allem den Viren. Die schlagen früher zu – und härter.
dpa & BZ-Redaktion
Mo, 15. Dez 2025, 13:12 Uhr
Gesundheit & Ernährung
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In Deutschland haben sich zuletzt so wenig ältere Erwachsene gegen Grippe impfen lassen wie seit 17 Jahren nicht mehr. In der Saison 2024/2025 sank die Quote der Standardimpfung gegen Influenza in der Altersgruppe ab 60, für die eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission gilt, im Vergleich zur vorherigen Saison nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) um 4 Prozentpunkte auf 34 Prozent.
"Sie liegt damit auf dem niedrigsten Niveau seit Beginn der Berichterstattung in der Saison 2008/2009", so das RKI in seinem epidemiologischen Bulletin. Nur während der Corona-Pandemie (2020/2021) habe es einen vorübergehenden Anstieg gegeben. Für Erwachsene empfohlene Impfungen würden generell zu wenig genutzt.
Baden-Württemberg ist Impf-Schlusslicht
Beim Grippeschutz hat Baden-Württemberg im Vergleich zu anderen Bundesländern die rote Laterne. Das hat eine Auswertung der Techniker Krankenkasse ergeben. Demnach haben sich in der vergangenen Saison im Südwesten nur 24 Prozent der TK-Versicherten über 60 Jahre gegen Grippe impfen lassen. Die Quote sei im Vergleich zum Jahr zuvor sogar noch um vier Prozentpunkte zurückgegangen und liege deutlich niedriger als in den anderen Bundesländern.
Nach Daten der Barmer haben sich im vergangenen Jahr altersübergreifend nur rund 710.000 gesetzlich Krankenversicherte oder zwölf Prozent aus Baden-Württemberg in einer Arztpraxis gegen Grippe impfen lassen. Das sind zwölf Prozent weniger als im Jahr zuvor und fast 39 Prozent weniger als im Jahr 2020.
Grippewelle rollt
Derweil hat die Grippewelle in Deutschland begonnen. Ihren Beginn datiert das Robert Koch-Institut (RKI) seiner Definition zufolge rückblickend auf die Woche ab 24. November. "Das ist zwei bis drei Wochen eher als in den beiden Vorjahren", so die Experten. Aktuell zirkulierten vor allem Influenzaviren der Subtypen A(H3N2)- und A(H1N1)pdm09. Der neue Influenza-Subtyp unterscheidet sich laut Robert-Koch-Institut (RKI) von den Viren, gegen die die aktuellen Impfstoffe gerichtet sind. Dennoch böten diese nach ersten Erkenntnissen weiterhin Schutz vor schweren Erkrankungen.
Maßgeblich für die Einschätzung zur Schwere der Welle sind Ergebnisse aus einem Überwachungssystem, bei dem Proben von Menschen mit akuten Atemwegserkrankungen untersucht werden. Vom Beginn der Grippewelle kann man RKI-Angaben zufolge stark vereinfacht dann sprechen, wenn in jeder fünften Patientenprobe Influenza A- oder B-Viren nachgewiesen werden.
Eine echte Grippe beginnt oft plötzlich. Zu typischen Symptomen zählen Fieber, Husten, Halsschmerzen, Schnupfen, Glieder- und Kopfschmerzen sowie ein allgemeines Krankheitsgefühl. Sofern noch nicht geschehen, empfiehlt das RKI Risikogruppen, die Impfung nachzuholen. Eine Grippeschutzimpfung wird in Deutschland unter anderem Menschen ab 60, chronisch Kranken oder Schwangeren empfohlen.
Rückgang bei Covid-Impfungen von einem Drittel
Auch die Quote der Menschen ab 60 Jahren, die sich gegen Covid-19 impfen ließen, ist den Angaben nach im Vergleich zur Vorsaison um ein Drittel zurückgegangen. Während sich laut RKI in der Saison 2023/2024 21 Prozent der Menschen ab 60 impfen ließen, waren es in der darauffolgenden Saison nur noch 14 Prozent.
Allerdings müsse von einer leichten Untererfassung bei den Impfquoten zu Influenza und Covid-19 ausgegangen werden, da auch außerhalb des Abrechnungssystems der Kassenärztlichen Vereinigungen geimpft werde – etwa in Betrieben oder Apotheken.
Seit 2022 dürfen auch alle Apotheken in Deutschland gegen Grippe und gegen Corona impfen. Nach Angaben der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) nahm die Zahl der durchgeführten Grippe-Impfungen in Apotheken deutlich zu.
Hohes Niveau bei Impfungen für Kinder
Bei Kindern liegen die Impfquoten dem RKI zufolge weiter auf einem hohen Niveau. Allerdings würden Impfserien oft zu spät oder gar nicht abgeschlossen werden. Zudem gebe es Lücken beim Schutz gegen Masern, "da ein relevanter Anteil der Kinder bis zum zweiten Geburtstag die zweite Masern-Impfung nicht erhält", hieß es. So fehlten im Jahr 2024 zum zweiten Geburtstag mehr als einem Fünftel der Kinder die zweite Impfung.