Rassetaubenzucht

Gut aussehen ist für diese Tauben Lebenszweck

Susanne Filz

Von Susanne Filz

Di, 31. Januar 2023 um 07:30 Uhr

St. Märgen

Garantiert keine Problemtauben sind die rund 550 Tiere, die am Wochenende 4./5. Februar bei der Badischen Taubenschau in St. Märgen gezeigt werden. Ihr Lebenszweck ist es, schön zu sein.

Die Taubenschau wird alljährlich von der Vereinigung Badischer Rassezüchter jeweils in Gemeinden der Mitgliedsvereine veranstaltet, die Schauen sind öffentlich. In diesem Jahr wird sie von den Kleintierfreunden St. Märgen ausgerichtet, rund 45 Züchter aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz mit ihren Tieren werden erwartet. Es ist das zweite Mal nach 2017, dass St. Märgen Veranstaltungsort der Taubenschau ist. Unter den Kleintierfreunden gibt es nicht nur Taubenhalter, sondern Halter und Züchter vieler weiterer Tierarten: Zwerghühnern, Kaninchen, Wachteln, Gänse, Enten, Puten.

Die Tauben, die in St. Märgen gezeigt werden, können weder schriftliche Botschaften übermitteln oder mit ihren Flugkunststücken ein Publikum faszinieren. Sie faszinieren mit ihrem Aussehen. Es macht staunen, wie unterschiedlich die Tiere in Größe, Farbe und Form ausschauen. Da gibt es die Pfauentauben, die wirklich aussehen wie kleine Pfauen, oder die Römertauben mit einer Spannweite von bis zu einem Meter. Es gibt Tauben mit riesigen Kröpfen und andere, die eher an Hühner erinnern. In der Rassetaubenzucht sei Deutschland weltweit führend: "Die größte Basis vieler Taubenarten ist in Deutschland." Hochburgen der Zucht gebe es in Leipzig und Thüringen, auch in Norddeutschland. Man schätze, dass es weltweit um die 1100 Zuchtrassen gibt. Nicht alle finden die erstaunlichen Züchtungsergebnisse gut: "Manche Rassen werden von Tierschützern als Qualzuchten gebrandmarkt", berichtet Thomas Baer.

Die schönste Taube wird in Öl verewigt

Welche Zuchtrassen in St. Märgen zu sehen sein werden, weiß Thomas Baer nicht, auch nicht, welche Züchter kommen. Als amtierender Preisrichter sei es fairer, vor einer Ausstellung diese Dinge nicht zu wissen. Ein Preisrichter hat jeweils 70 bis 80 Tiere zu benoten. Für die, die den Bewertungskriterien ihrer Rasse am meisten entsprechen, gibt es Preise. Jeweils zwei Tauben werden bei diesem Züchterwettbewerb mit dem Badenia-Band der Vereinigung Badischer Rassetaubenzüchter ausgezeichnet. Die allerschönste Taube bekommt alljährlich ein Porträt in Öl, das ein französischen Künstler eigens von ihr anfertigt.

Man kann aber an der Ausstellung auch Tauben kaufen. "Sehr außergewöhnliche Exemplare können schon mal mehrere Tausend Euro kosten", so Thomas Baer. Ihm selbst hatte einmal ein Interessent 3000 Euro für eine seiner Tauben geboten – allerdings ohne Erfolg, Thomas Baer wollte seine Taube lieber selbst behalten.

Gegen den Trend sind die Kleintierfreunde ein junger Verein

Mag das Durchschnittsalter von Badischen Rassetauben-Züchtern auch hoch sein, wie Thomas Baer das berichtet: Die Kleintierfreunde St. Märgen sind dagegen in junger Verein. Nicht, weil sich der Verein erst 2007 gegründet hat, sondern weil die meisten der 80 bis 100 Mitglieder zwischen 20 und 40 Jahre jung sind. Andreas Saier, langjähriges Mitglied und ehemaliger Vorsitzender der Kleintierfreunde, ist Ausstellungsleiter der Taubenschau in St. Märgen. Der begeisterte Züchter hält selbst rund 30 Rassetauben in mehreren Taubenschlägen.

Früher habe es an jedem Hof Tauben gegeben, sagt er. Eine Rassetaube, die speziell im Schwarzwald gezüchtet wurde und die mit Sicherheit an der Schau zu sehen sein wird, ist eine Startaube. Besonders an ihr sei, dass sie sehr schnell fliege, so dass selbst ein Habicht ihr nichts antun könne. An den früheren Bauernhöfen des Schwarzwalds seien Tauben eine zusätzliche Nahrungsquelle gewesen. In Frankreich sei das immer noch so. "Taubeneier und Taubenfleisch sind da Delikatessen" – ein Grund, warum dort gerne größere Rassen mit mehr Fleisch auf den Rippen gezüchtet wurden.

Tagsüber freie Wildbahn, nachts geschützt im Taubenschlag

Andreas Saiers eigene Tauben dürfen im Sommer ausfliegen und die freie Wildbahn genießen. Die Auslässe seiner Taubenschläge sind so programmiert, dass sie sich morgens selbsttätig öffnen und am Abend wieder schließen. Eingesperrt werden seine Tauben nur, wenn gerade ein Greifvogel unterwegs ist.

Er freut sich auf seine Tiere, wenn er heimkommt. "Einem Schwarm Tauben zusehen, wie sie mit der Luft spielen, mit dem Wind, ist etwas Schönes", sagt er. Erst recht, da er weiß, dass seine Tauben heimkommen, wenn sie genug haben. Insgesamt sei die Taubenzucht aber ein wenig aus der Mode gekommen. "Man braucht viel Platz, einen Taubenschlag, ein ländliches Umfeld. Man muss täglich misten, die Tiere wollen gefüttert werden, es ist alles recht aufwändig", gibt auch Thomas Baer zu bedenken.
Badische Taubenschau 2023

Samstag, 4. Februar, 9 bis 20 Uhr; Sonntag, 5. Februar, 9 bis 15 Uhr, Schwarzwaldhalle St. Märgen. Es wird bewirtet.