Formel 1
Hamilton im Ferrari unter Druck: Der Kampf gegen sich selbst
Lewis Hamilton fährt den eigenen Ansprüchen hinterher. Auch wenn das Formel-1-Rennen in Belgien mit einem guten Gefühl endet, muss sich der Rekordweltmeister hinterfragen.
Thomas Wolfer (dpa)
Mo, 28. Jul 2025, 11:06 Uhr
Formel 1 News
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.
Spa-Francorchamps (dpa) - Lewis Hamilton ist nicht wiederzuerkennen. Von der Anfangseuphorie nach seinem spektakulären Wechsel von Mercedes zu Ferrari ist kaum etwas geblieben. Seine folgenschweren Fehler hinter dem Steuer machen dem Formel-1-Rekordweltmeister sichtlich zu schaffen, die trüben Aussichten auf schnelle Erfolge drücken auf die Stimmung. "Ihm fehlt das Selbstvertrauen", sagte Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur vor dem Rennen in Spa-Francorchamps über seinen Superstar.
Dass Hamilton beim Großen Preis von Belgien nach einem Motorenwechsel aus der Boxengasse startete und sehenswert noch auf Platz sieben raste, sorgte zwar für einen kurzen Glücksmoment. Solche Ergebnisse sind aber nicht das, wofür Hamilton im Alter von 40 Jahren noch Rennen fährt und im Winter den Schritt zum berühmtesten Rennstall der Welt wagte. Er will als erster Pilot überhaupt acht WM-Titel gewinnen und damit Michael Schumacher überflügeln. In diesem Jahr wird das für den Sechsten der Gesamtwertung nicht klappen.
Teamkollege zeigt Hamilton, wie es geht
"Er muss sich jetzt schon langsam anstrengen, denn sonst verliert man den Glauben an ihn", sagte Günther Steiner. Der ehemalige Haas-Teamchef arbeitet mittlerweile als TV-Experte bei RTL und urteilte deutlich über den Briten Hamilton: "Ich habe mir ein bisschen mehr erwartet. Ich habe erwartet, dass er mit Charles mithalten kann, aber er ist davon ziemlich weit entfernt."
Teamkollege Charles Leclerc wurde in Spa starker Dritter und landete sogar vor Weltmeister Max Verstappen im Red Bull. "Ich bin sehr glücklich mit dem Podium. Wir sind aber nicht zufrieden, wir wollen noch mehr", sagte der Monegasse. Während Leclerc sich stabilisiert, führt Hamilton einen Kampf vor allem gegen sich selbst. Weil er seine eigenen Ansprüche bei der Scuderia nicht erfüllen kann, macht sich der Altmeister das Leben mit Patzern schwer.
Genau ein Jahr seit dem letzten Sieg
"Ich muss jetzt wirklich mal in mich hinein schauen", hatte Hamilton am Samstag in Belgien gesagt. Zweimal nacheinander war er in der Qualifikation jenseits der Top 15 früh ausgeschieden - beide Mal wegen vermeidbarer eigener Fehler. "Es ist verheerend für das Team, so ein Ergebnis kann man nicht akzeptieren", sagte Hamilton und ergänzte mit Blick auf Leclerc: "Ein Auto liefert ab, das andere nicht. Das ist inakzeptabel und mir tut das wirklich leid."
Genau ein Jahr ist Hamiltons letzter Sieg her. Am 28. Juli 2024 gewann er noch im Mercedes zum 105. Mal einen Grand Prix, kein anderer kann da mithalten. Nun geht es am Sonntag (15.00 Uhr/Sky) in Ungarn um die nächste Steigerung. Achtmal gewann Hamilton in Budapest schon, auch seine Pole Positionen (9) auf dem Kurs sind unerreicht. "Ich habe jetzt wieder mehr Selbstvertrauen", sagte Hamilton nach seiner Aufholjagd ohne Druck in Spa.
"Wiedergutmachung für das desaströse Wochenende"
Das war auch dringend nötig, denn durch das Fahrerlager hatte er sich in den Ardennen in der Vorwoche möglichst unauffällig bewegt. Hamilton behielt lange seinen Helm auf, schien sich fast schon vor den Blicken der Fans zu verstecken. Von "Alptraum-Wochenende" und "Desaster" schrieben Italiens Sportmedien vor dem 13. von insgesamt 24 WM-Läufen des Jahres schon, immerhin gelang mit ein paar WM-Punkten noch ein halbwegs versöhnlicher Abschluss.
"Lewis Hamilton betreibt Wiedergutmachung für das desaströse Formel-1-Wochenende in Belgien", urteilte die englische Zeitung "The Sun" anschließend, und die italienische "Corriere dello Sport" schrieb: "Lewis Hamilton feiert ein unglaubliches Comeback." Der siebenmalige Weltmeister Hamilton selbst urteilte: "Die anderen beiden Tage waren ziemlich grottig, jetzt bin ich deutlich zufriedener."
Neue technische Verbesserungen sollen Ferrari zum weiteren Aufschwung verhelfen. In Spa zeigte sich dank einer neuen Hinterradaufhängung schon, dass das zumindest mit kleinen Schritten zu funktionieren scheint. Der Rückstand auf WM-Spitzenreiter Oscar Piastri von McLaren, der in Belgien gewann, ist aber weiterhin groß.
"Ohne die Upgrades wäre das Podest nicht möglich gewesen", sagte Leclerc. Hamilton, dem in Spa auch ein zusätzlicher Ingenieur an die Seite gestellt wurde, ergänzte: "Ich habe viele Erkenntnisse gewonnen und glaube, das nächste Rennen wird besser."
© dpa-infocom, dpa:250728-930-846636/2