Abschied von einem früheren Bundespräsidenten, sozialliberalen Vizekanzler und populären Volksliedinterpreten: Walter Scheel ist im Alter von 97 Jahren in Bad Krozingen gestorben.
Er war ein Mann, der die Öffentlichkeit immer gesucht hat. Doch als man ihn zuletzt öffentlich sah, hatte der Verlust der Kräfte ihn schon sichtbar im Griff. Im vergangenen Februar war das, als Bad Krozingens prominentester Bürger seiner Gemeinde eine Ruhebank für die Fußgängerzone spendete. Aber auch vor zwei Jahren, umlagert von Gratulanten zum 95. Geburtstag. Schon da erinnerte der Jubilar entfernt noch an den Walter Scheel, den die Menschen kannten und liebten – elegant, redegewandt und auf humorvolle Art ziemlich ehrgeizig.
"Es gibt überhaupt keinen Draht in dieser Bundesrepublik, an dem ich nicht irgendwie gezupft hätte." Walter Scheel
Bis ihn das langsame Verdämmern herausgleiten ließ aus seinem politischen Leben, war Scheel fast immer irgendwo dabei, wenn in der Nachkriegsrepublik Weichen gestellt wurden: als junger Solinger Stadtverordneter, später dann im Landtag in Nordrhein-Westfalen, als Bundesminister in Bonn, Parteichef, Staatsoberhaupt und auch danach ...