Hilfe auf Abwegen

Am 26. Januar 2001 wurde der Westen Indiens von einem Erdbeben erschüttert. Zehntausende Menschen starben, Hunderttausende wurden obdachlos. Ein Jahr danach ist die Bilanz verheerend: Viele Spenden wurden einbehalten. Doch es gibt auch ein Projekt, das Hoffnung macht / Von Gabriele Venzky.  

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S ie hatten eine menschliche Kette gebildet auf dem Trümmerberg, der einmal das Mansi-Hochhaus gewesen war, bis zu der Stelle, wo ein kleines Bündel unter einem Betonbrocken lag. Nun reichen sie das Baby hinunter, behutsam von Hand zu Hand. Ganz still ist das Kleine. Mit weit aufgerissenen Augen schaut es auf die Verwüstung, auf die aufgeregten Menschen um sich herum. Keine Verletzung, nicht einmal eine Schramme hat es. Selbst der kleine schwarze Punkt, dem ihm seine Mutter auf die Stirn gemalt hatte, ehe kurz vor neun die Katastrophe herinbrach, ist noch zu sehen. "Ein Wunder" flüstert jemand.
Dann erreicht das Bündel das Ende der Menschenkette. Aber da steht niemand, der es in Empfang nimmt, keine Mutter, kein Vater, niemand. Ratlos hält ein Mann das Kind in seinen Armen. Was nun? Neunzig Sekunden hatte die Erde gebebt, am 26. Januar vor einem Jahr, neunzig Sekunden, die ausreichten, um einen ganzen Landstrich im Westen Indiens zu verheeren, neunzig Sekunden, nach denen für 30 Millionen Menschen nichts mehr so war wie früher. Sie hatten ihre Angehörigen verloren oder ihre Gesundheit, ihr Haus, ihre Arbeit, ihren Lebensunterhalt, ihre Zukunft.
Um 8.46 Uhr waren die Uhren stehen geblieben an jenem 26. Januar in ...

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