Hin und wieder piepst es

Vor Weihnachten wird auch in der Kinderklinik gebastelt.  

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Eigentlich sieht es auf der Kinderkrebsstation der Freiburger Universitätskinderklinik gar nicht aus wie in einem Krankenhaus. In einer Ecke steht ein einladendes Sofa. Man blickt auf Billardtisch, Puppenstube und Kaufladen, auf Bücher, Spiele und lustige, meist winterliche Fensterbilder. Ein riesiger, dickbäuchig ausgestopfter Nikolaus mit roter Zipfelmütze hält verlockende Säckchen mit Adventsüberraschungen bereit.

Auf der Station Pfaundler - so heißt diese Abteilung richtig - leben Mädchen und Jungen mit Krebs- oder Bluterkrankungen oft wochen-und monatelang. Ihre Umgebung soll ein bisschen an ihr Zuhause erinnern, damit sie den anstrengenden Alltag in der Klinik besser aushalten. Und weil Weihnachten vor der Tür steht, bereitet man sich - wie überall, wo Kinder wohnen - auf das Fest vor.

Es werden Plätzchen ausgestochen und gebacken, Lieder einstudiert oder Geschichten vorgelesen. Als kürzlich der Nikolaus die rund ein Dutzend Mädchen und Jungen aller Altersstufen auf der Station besuchte, gab es lobende und strenge Worte aus dem goldenen Buch, (Leb)Kuchen, heiße Käsewecken und Glühwein für die Erwachsenen.

Im weihnachtlich dekorierten Spielzimmer wird vormittags meistens gebastelt. Die Erzieherin Brigitte Hoederath und ihre Praktikantin Sandra Fickelscherer geben Anregungen: bunte Türkränze aus Wellpappe, verziert mit getrockneten Früchten zum Beispiel. Die Nikoläuse aus Tonpapier haben lustige Gesichter. Am Fenster kleben mit "Window Colors" gestaltete Figuren. Die Tigerente trägt eine dicke Mütze, der Weihnachtsmann hängt am Fallschirm, und die Maus schiebt eine Adventskerze aus Käse vor sich her.

Wenn die Weihnachtsengel abstehende Zöpfe haben

Die Kinder entscheiden selbst, was sie machen wollen. Und weil Sarah (7) und Denis (15) die vorwitzigen Engel aus Goldpapier so toll fanden, steht heute Engelbasteln auf dem Programm. Es gibt durchsichtige Schablonen für Kopf, Bauch und Haare. Ein Engel hat rechts und links keck abstehende Zöpfe, der andere einen Haarbüschel mitten auf dem Kopf. "Der sieht frech aus", sagt Denis. Die Kinder schneiden, kleben und zeichnen die Gesichter nebst Haarteil. Um die Zöpfe wird goldener Zwirn gewickelt.

Dann ist der Engelkörper an die Reihe. "Wie soll ich das Holzstäbchen zwischen der Pappe befestigen", will Sarah wissen. Wie die anderen Kinder hat sie den Ständer mit der Infusionsflasche neben sich stehen. Die Arznei muss beständig in künstlich geschaffene Zugänge am Körper tropfen. Ab und zu piepst es, weil die Flasche ge-

wechselt werden muss. Schwestern oder Pfleger eilen herbei. Sonst findet nichts "Medizinisches" im Spielzimmer statt. "Das ist unsere Schutzzone", sagt Brigitte Hoederath, "nicht nur vor Weihnachten." Als Sarah Blut abgenommen werden muss, unterbricht sie ganz selbstverständlich ihre Arbeit und geht mit der Ärztin für einige Minuten nach nebenan.

An den großen Tisch gesetzt hat sich mittlerweile die zweijährige Michelle mit ihrem Vater. Auch sie will so einen lustigen Engel haben und beobachtet genau, wie der Papa schneidet und klebt. Für das Malen ist sie selbst zuständig. Selbstbewusst kommentiert sie ihr Werk, bevor kleine weiße Federn als Arme und ein goldener Faden als Halsband dazukommen. Geschafft. Jetzt kann das Christkind ja kommen. Die Mädchen und Jungen auf der Station Pfaundler freuen sich jedenfalls schon darauf.

Ulrike Ehrlacher-Dörfler

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