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Zischup-Essay

Hinter verschlossenen Türen

  • Marie Schuler, Klasse 9-2, Walter-Eucken-Gymnasium (Freiburg)

  • Fr, 28. April 2023
    Schülertexte

     

Frauen in der Politik müssen mehr um Respekt kämpfen als Männer. Das sollte nicht mehr so sein. .

Die erste Frau an der Spitze Deutschlands: Angela Merkel  | Foto: Danny Gohlke (dpa)
Die erste Frau an der Spitze Deutschlands: Angela Merkel Foto: Danny Gohlke (dpa)
Gerade in den vergangenen Jahren wird immer mehr darüber diskutiert, ob die Geschlechterkategorisierung überhaupt noch nötig oder in welchen Bereichen diese Fragestellung noch unverzichtbar sei. Inwiefern beeinflusst uns das Geschlecht einer Person bei der Bewertung ihrer Vorhaben und Taten? Kann es überhaupt ausgeblendet werden oder werden wir immer noch geleitet von gängigen Klischees und Erwartungen an unser eigenes Geschlecht – und an das andere?

Männer mussten nicht für ihre Rechte kämpfen, Frauen schon. Heute sind Frauen den Männern rechtlich gleichgestellt, aber wie sieht diese Umsetzung in der Realität aus? Frauen werden mittlerweile weniger öffentlich diskriminiert, sondern hinter geschlossenen Türen. Es wird nicht der Fakt selbst kritisiert, dass eine Frau in der Führungsposition steht, aber dieser, dass eine Frau diejenige war, die Entscheidungen getroffen hat.

100 Jahre Frauenwahlrecht und erst 86 Jahre und sieben Bundeskanzler später regierte eine Frau, Angela Merkel, Deutschland. Sie musste bald mit ihrer Politik nicht gerecht werdenden Kommentaren umzugehen lernen. "Mutti Deutschlands", solche Kommentare wirken nett und gut gemeint, machen aber tatsächlich ihre Kompetenz nieder. Der Begriff beschreibt eine nette Frau, aber nicht unsere ehemalige Bundeskanzlerin, die Krisensitzungen, eine Flüchtlingskrise und vieles mehr zu bewältigen hatte und dies auch gemeistert hat. Sexistische Aussagen, die meist von Männern über politisch aktive Frauen in Deutschland getroffen werden, bewirken, dass die Bedeutung der Vorhaben der angegriffenen Frauen abgewertet werden.

Gerade in der Politik wird der Sexismus scheinbar extrem ausgeweitet, teils mit dem Zweck, den Machterhalt der Diskriminierenden zu erhalten, wie die Autorin Emilia Roig passend beschrieb: "Homo- und Transfeindlichkeit sind Erzeugnisse des Patriarchats, denn queere, trans-, bi- und pansexuelle Menschen, schwule Männer und lesbische Frauen bedrohen die männliche Dominanz durch ihre bloße Existenz. Frauen müssen damit leben, sexistisch angefeindet zu werden, es wird fast schon als alltäglich beschrieben." Yvonne Magwas, CDU, bestätigt den alltäglichen Sexismus im Bundestag und kommentiert diesen als ein aktives Problem, auch in den sozialen Netzwerken, wo Frauen allgemein und insbesondere die in der Politik tätigen, auf ihr Äußeres reduziert werden. Sie animiert Frauen, die Sexismus erfahren haben, für sich einzustehen und "Haltung zu bewahren".

Um Diskriminierung zu verhindern, muss man früh anfangen, auch den Kindern zu erklären, was vielleicht auch unbewusste Diskriminierung für Auswirkungen mit sich bringen kann. Aber dieser Lernprozess kann nicht bei den Kindern aufhören. Auch Erwachsene, die die Selbstverständlichkeit verinnerlicht haben sollten, niemanden zu diskriminieren, zeigen immer noch zu wenig Aufmerksamkeit für dieses Problem. Egal wie alt man ist, Toleranz, Akzeptanz und Respekt kann man sich nie genug aneignen.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 28. April 2023: PDF-Version herunterladen

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