Account/Login

Ich bin gut, wie ich bin

  • Sa, 23. Oktober 2010
    Neues für Kinder

     

Mädchen wollen aussehen wie Models – dabei sind die oft unglücklich, weil sie Diät halten müssen.

Heute will ich keine Prinzessin sein!   | Foto: DDP
Heute will ich keine Prinzessin sein! Foto: DDP
Marie war neun Jahre alt, als ihre Klasse ein Theaterstück aufführte: "Der Froschkönig". Sie sollte die Prinzessin spielen. Alle Mitschüler waren dafür, nur Maries Lehrer nicht. Er wollte eine kleine, süße Prinzessin, so wie Anne mit den blonden Locken. Marie war nicht klein und zierlich, sondern pummelig, und sie hatte braune, kurze Haare. Warum nur müssen Prinzessinnen immer blond und dünn sein? In Kinderbüchern und Filmen sehen Prinzessinnen immer perfekt aus. Genauso wie Stars oder Models. Überall lachen sie einen an, im Fernsehen, auf Fotos und Plakaten. Sie sind toll geschminkt, haben coole Frisuren, hippe Klamotten und sind megaerfolgreich. Klar, dass wir gerne so werden wollen wie sie.

"Viele Jungs bewundern Fußballer. Sie wollen so fit und durchtrainiert sein wie ihre Stars und den Mädchen gefallen", sagt Norbert Götz. Er arbeitet bei Pro Familia. Mit seiner Kollegin Katharina Böhmer-Kastens besucht er oft Schulklassen. Die Jungs und Mädchen diskutieren mit den beiden darüber, was sie schön finden und wie sie gerne sein möchten. "Manche Mädchen sagen, sie möchten sexy, schön und reich sein", erzählt Katharina Böhmer-Kastens. So wie die Models im Fernsehen.

Die sind nicht nur perfekt geschminkt, sondern auch extrem dünn. Deshalb glauben viele Mädchen, sie seien zu dick. Am liebsten wären sie wie Heidi Klums Topmodels: dünn, schön – und glücklich. Das ist aber gar nicht so. "Viele Models sind zwar schön, aber unglücklich. Die wünschen sich oft ein normales Leben", sagt Katharina Böhmer-Kastens. "Und sie würden gerne normal essen." Models müssen nämlich sehr strenge Diäten halten, und das ist ungesund.

Auch manche Kinder und Jugendliche werden krank vom Essen. Sie machen Diäten und nehmen immer mehr ab. Man nennt das Essstörung. Den ganzen Tag denkt man dann nur noch ans Essen: wann man isst, was, wie viel – oder wie wenig. Um gesund zu leben, ist es wichtig, sich selbst zu akzeptieren. Auch wenn das nicht leicht ist. "Schönheitsideale beeinflussen uns alle. Deshalb ist es kein einfacher Weg, zu sagen: Ich bin gut so, wie ich bin", sagt Katharina Böhmer-Kastens. Doch nur wer sich selbst mag, macht sich keinen Stress, weil er nicht so hübsch ist wie ein Model oder nicht so durchtrainiert wie ein Fußballer.

Natürlich muss man nicht alles an sich toll finden. Aber man darf nicht ständig daran denken, was einem nicht gefällt: die Nase, die Haare, die Figur. "Wenn dich das Thema zu sehr beschäftigt, wenn du mehrmals am Tag daran denkst, dann brauchst du Hilfe", sagt Katharina Böhmer-Kastens. Darüber reden ist der erste Schritt, mit Freunden, Eltern, Lehrern.

Marie ist mittlerweile älter. Blonde Haare hat sie immer noch nicht, aber sie ist nicht mehr pummelig. Ihr Körper hat sich verändert. Das passiert oft, wenn man in die Pubertät kommt. Ab und zu denkt Marie noch an die Prinzessinnensache. Heute würde sie sich wehren. Übrigens: Marie hat seit kurzem einen Freund. Er sieht nicht aus wie ein Prinz aus dem Fernsehen, aber die beiden sind gerne zusammen und lachen viel. Fast wie im Märchen – oder noch besser!

Ressort: Neues für Kinder

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 23. Oktober 2010: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel