"Ich diene meinem Land"
ZISCHUP-INTERVIEW mit Yigal B. Caspi, dem israelischen Botschafter in der Schweiz.
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Jeder Staat hat Botschafter auf der ganzen Welt. Auch für Israel dienen Botschafter in vielen Ländern. Einer von ihnen ist Yigal B. Caspi. Er ist zurzeit israelischer Botschaft in Bern, Schweiz. Die Zischup-Reporterin Julia Arava, Schülerin der Klasse 9c des Kepler-Gymnasiums Freiburg, interviewte ihn.
Yigal B. Caspi: Der Beruf des Botschafters ist schon alt. Durch ihn haben Fürsten in früheren Zeiten Nachrichten an andere überbringen lassen. Heute konzentriert sich die Aufgabe des Botschafters auf die Förderung der Beziehungen zwischen dem eigenen Herkunftsland und dem Gastland auf allen Ebenen. Ein großer Teil seiner Tätigkeit besteht darin, dem Gastland die Denk- und Handlungsweise seines Heimatstaates zu erklären. Zusätzlich soll der Botschafter auch die Botschaft und seine Mitarbeiter leiten.
Zischup: Wie wird man Botschafter? Haben Sie eine besondere Ausbildung absolviert?
Caspi: Voraussetzungen für den Botschafterberuf sind ein Universitätsabschluss und gute Fremdsprachenkenntnisse. Die Anwärter durchlaufen Prüfungen und Interviews. Wer die Eintritts- und Eignungstests besteht, nimmt an einem sechsmonatigen Kurs teil und wird dann Botschafterassistent. Er übernimmt Positionen im eigenen Land und im Ausland. Nach fünf Assistenzjahren wird in einer Abschlussprüfung seine Befähigung zum Botschafter bestätigt.
Zischup: Was heißt es für Sie, Botschafter des einzigen jüdischen Staates der Welt zu sein?
Caspi: Der Botschafter des Staates Israel repräsentiert die jüdische Heimat, die nach zweitausend Jahren wiedererrichtet wurde. Er vertritt ein Land, das stetig und an allen Fronten – insbesondere in der muslimischen Welt – um seine Existenz kämpfen muss, und das trotz aller Schwierigkeiten große Errungenschaften vorzuweisen hat und in den letzten Jahrzehnten große Mengen von Neueinwanderern absorbierte.
Zischup: Gibt es ein besonderes Sicherheitsrisiko für Sie als israelischer Botschafter?
Caspi: Da es den Feinden Israels schwer fällt, Israel direkt anzugreifen, werden israelische und jüdische Einrichtungen im Ausland oft zu Ersatzzielen. Leider werden dabei auch andere Einrichtungen wie zum Beispiel Kulturzentren, Synagogen oder jüdische Schulen zu Angriffszielen von antiisraelischen Terroristen.
Botschafters besteht darin, dem Gastland die Denk- und Handlungsweise seines
Heimatstaates zu erklären."
Yigal B. Caspi
Caspi: Trotz der allgemeinen Gefahr, die für den Botschafter und seine Familie besteht, versuchen wir ein möglichst normales Leben mit Arbeit, Privatleben und Freizeit zu führen. Wir müssen einfach stets besondere Sicherheitsvorkehrungen beachten.
Zischup: Sie müssen alle paar Jahre umziehen. Wie ist das für Sie und Ihre Familie?
Caspi: Die Herausforderungen bei den Ortswechseln bestehen vor allem für die Kinder: sich von Freunden zu trennen, in eine neue Schule mit neuen Lehrplänen und manchmal sogar einer neuen Sprache zu kommen. Gleichzeitig haben wir die Chance, neue Lebensformen kennenzulernen, die dem Normalbürger verschlossen bleiben. Durch Erleichterungen in den Reisebedingungen und den Möglichkeiten der modernen Kommunikation, kann der Kontakt zur Heimat besser erhalten bleiben.
Zischup: Was machen Sie beruflich als erstes in einem neuen Land?
Caspi: In einem neuen Land knüpft der Botschafter Kontakte zu leitenden Personen von Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Kultur und Öffentlichkeit. Um seine Ziele im Auftrag seines Landes zu erreichen, müssen Botschafter lernen, wie in den jeweiligen Einsatzländern die verschiedenen Entscheidungsprozesse ablaufen.
Zischup: Sie waren schon in Schweden, Frankreich, den USA, Japan, Südkorea und jetzt auch in der Schweiz. Welches Land hat Sie am meisten beeindruckt?
Caspi: In San Francisco in den USA war ich als Konsul tätig. In diesem Posten behandelte ich alle anfallenden Themen aus den verschiedensten Bereichen. Darüber hinaus konnte ich die große jüdische Gemeinde dieser bekannten Stadt kennenlernen und in USA tätig sein, dem wichtigsten Land der Welt und einem bedeutenden Freund Israels.
Zischup: Was können Sie uns besonderes über die Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern erzählen?
Caspi: Die Schweiz ist ein kleines Land und anders aufgebaut als meine vorherigen Einsatzorte. Es gibt eine Gewaltenteilung zwischen der Zentralregierung in Bern und den einzelnen Kantonen und Gemeinden. Die Schweizer Bürger haben ein relativ großes Mitbestimmungsrecht. Dass die Schweiz ein kleines Land ist, erleichtert den Besuch der verschiedenen Regionen und den persönlichen Kontakt.
Zischup: Vermissen Sie während Ihrer Auslandseinsätze Ihre Heimat?
Caspi: Natürlich kenne ich Heimweh ... Aber während eines Einsatzes im Ausland, bin ich stets bemüht, soweit wie möglich das Gastland mit allen Facetten aufzunehmen, kennenzulernen und zu erleben. Dies wiegt die Sehnsucht auf. Während einer Amtszeit als Botschafter pflege ich mindestens einmal jährlich, nach Hause zu fliegen.
Zischup: Würden Sie Ihren Beruf empfehlen?
Caspi: Meiner Meinung nach ist dies einer der interessantesten Berufe überhaupt: Es gibt keine Routine, viele Überraschungen und stets spannende Vorkommnisse und Erfahrungen. Und ich handle in dem Bewusstsein, meinem Land zu dienen.
Kommentare
Kommentarbereich ist geschlossen.