Interview
"Ich liebe Peters Ängstlichkeit"
Justus, Peter und Bob: Das Detektivtrio "Die drei ???" gibt es auch in der Kids-Version. Kinderbuchautor Boris Pfeiffer erzählt, was hinter den Fällen steckt. Am Sonntag liest er in Kirchzarten.
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BZ: Woher kommt Ihre Faszination für Detektivgeschichten?
Detektivgeschichten mag ich deswegen so besonders, weil es um soziale Verhältnisse und auch immer um die sozialen Belange innerhalb der Detektivgruppe geht. Und in den drei Fragezeichen geht es in erster Linie um Gerechtigkeit. Bücher sind ja nicht nur Unterhaltung, sondern auch eine Anregung, sich mit sich selbst und der Welt zu beschäftigen. Diese Möglichkeit bietet eine Detektivgeschichte immer, weil es eine Untat und einen Täter gibt, Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit.
BZ: Lieber Justus, Bob oder Peter?
Ich war selbst als Junge eher dick, das verbindet mich sicherlich mit Justus. Ich mag auch, dass er keine Eltern mehr hat und dadurch so geworden ist, wie er ist. Ich liebe Peters Ängstlichkeit. Damit kann man ganz starke Szenen bauen, bei denen Kinder mitfiebern und sich ihren eigenen Ängsten stellen können. Bob ist für mich die schwierigste Figur. Er ist zwar immer dabei und auch mit allen Wassern gewaschen, nur ist er nicht so auffällig. In seiner Normalität hat er aber eine ganz große Anziehungskraft. Und er nervt nicht. Justus kann einen ja schon ganz schön nerven, oder?
BZ: Woher kommen die Ideen für die Fälle?
Manchmal habe ich direkt ein Bild vor Augen, zum Beispiel wie Justus Jonas in einem Raumanzug im Fernsehen auf dem Mars steht, den Helm abnimmt und sagt: "Hier kann man aber gut atmen." Dazu habe ich dann einen Fall geschrieben, der heißt "Mission Mars" und da kommt genau diese Szene vor. Von so einem Bild kann ich ausgehen und drumherum einen Fall spinnen. Es kann aber auch sein, dass ich etwas über eine alte Goldmünze lese und mich dann frage, was die älteste Münze in den USA war und wie ich da eine gute Story bauen kann. Manchmal ist die Inspiration auch ein bestimmtes Verbrechen oder eine strukturelle Frage: Zum Beispiel ein scheinbar gelöster Fall, der doch noch einen langen Rattenschwanz hat, wie in "Die Fragezeichen-Falle". Und ich habe auch eine innere Sammelkiste mit Ideen. Die forste ich auch manchmal durch.
BZ: Nach etwa 120 "Die drei ??? Kids"-Bänden: Was fällt beim Schreiben leicht, was fällt schwer?
Die Figurenkenntnis wächst und dann fällt es leicht, die drei Protagonisten und ihr Umfeld zu schreiben. Aufpassen muss man, dass man sich nicht wiederholt oder dass man zu stereotyp wird. Ja, Peter ist der Ängstliche, aber man darf ihn auch mal gegen den Strich bürsten. Und ja, Justus ist der Schlaue, aber er darf auch mal in Situationen kommen, in denen er nicht übermächtig dasteht, sondern in der Patsche sitzt. So stereotyp die Charaktere auch sind, so lebendig müssen sie auch in jedem Buch sein. Denn jedes Buch soll seinen eigenen Geist haben.
BZ: Worauf muss man achten, wenn man als Erwachsener ein Kinderbuch schreibt?
Erstens glaube ich, dass die eigene Fantasie und die Lust, zu formulieren, die Kinder erreichen muss. Sprachlich darf es nicht zu komplex oder zu lang sein und das Buch muss ein gewisses Tempo haben. Das zweite ist das Sujet: Es muss Kindern Freude machen und ihnen aus der Seele sprechen, sie lachen und denken lassen. Das ist der entscheidende Punkt. Die Bücher sollen spielerisch, bunt und welthaltig sein. Es darf witzig, traurig und schwierig werden. Und, wenn man so will, darf es auch ein "Page Turner" sein, damit die Kinder weiter Lust haben, zu lesen. Was mir viele Kinder und Eltern sagen ist, dass sie meine bildreiche Sprache lieben.
BZ: Sie schreiben nicht nur, sondern lesen auch viel vor: Was macht Vorlesen besonders?
Vorlesen ist ein eigenes Metier. Ich habe natürlich für verschiedene Charaktere unterschiedliche Stimmführungen. Dialogische Szenen eignen sich besonders zum Vorlesen oder Szenen, die man stimmlich gut ausmalen kann. Ist im Buch zum Beispiel beschrieben, wie es aus dem Abfluss jault, dann lasse ich es natürlich auch jaulen. Ich theatralisiere sozusagen beim Lesen. So macht Vorlesen Spaß. Ich bin bei Lesungen sehr authentisch und das merken die Kinder auch. So wird ein Buch nochmal auf eine weitere Art lebendig. Und Lesungen haben auch eine große soziale Kraft. Sie können Kinder zum Lesen bringen, die davor dem Buch abgeneigt sind. Das ist glaube ich der Impact, den Lesungen im besten Fall haben können. Das gilt auch für die Eltern, die merken, was vorlesen bedeutet und wie gut das tut. Insgesamt kann man bei Lesungen sehr viel für die Lesekultur, Gesprächskultur und Wahrnehmungskultur zwischen Eltern und Kindern tun.